Geiseldeal mit Hamas: Netanjahu könnte zweite Phase torpedieren – Israel-Delegation nur zur „Show“ in Doha

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Bei einem Verhandlungsgespräch in Katar sollen weitere Details zur Waffenruhe im Gazastreifen besprochen werden. Doch es könnten Probleme drohen.

Doha/Tel Aviv – Infolge der vereinbarten Waffenruhe zwischen Israel und den Hamas sind am Wochenende zum fünften Mal israelische Geiseln und inhaftierte Palästinenser ausgetauscht worden. Doch Medienberichte werfen erneut die Frage auf, wie fragil der Deal zwischen den beiden Lagern ist.

So zitierte die Times of Israel am Sonntagmorgen aus anonymen Äußerungen aus Regierungskreisen, nach denen Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu „ziemlich klar signalisiere“, nicht an einer Fortführung der Waffenruhe in der zweiten Phase interessiert zu sein. Das erneute Verhandlungstreffen in Doha, das zeitnah beginnen soll, sei demnach nur eine „Show“ und die israelische Delegation „ohne Mandat“.

Nach über einem Jahr Krieg im Gazastreifen ist das Palästinensergebiet ein Trümmerfeld. Und die Zukunft bleibt ungewiss.
Nach über einem Jahr Krieg im Gazastreifen ist das Palästinensergebiet ein Trümmerfeld. Und die Zukunft bleibt ungewiss. (Symbolfoto) © Omar Al-Quatta/AFP

Vorwürfe gegen Israels Regierung: Wie sicher ist die Zukunft der Gaza-Waffenruhe?

Eine weitere – ebenfalls anonyme – Quelle, die das israelische Nachrichtenportal Haaretz zitiert, hält es sogar für möglich, dass der Deal zwischen den beiden verfeindeten Parteien im Nahen Osten bereits im restlichen Verlauf der seit wenigen Wochen andauernden ersten Phase enden könnte. So hieß es, dass es einige Anzeichen für ein Platzen des Deals von israelischer Seite aus gebe: Die „Politisierung der Vehandlungen“ sowie Drohungen aus rechten Regierungskreisen, wo seit Wochen von einem Ausstieg aus Israels Regierung gesprochen wird.

In Anbetracht dieser Warnsignale hält es die anonyme Quelle nicht für unwahrscheinlich, dass die Terror-Organisation Hamas, die die Verhandlungen für die Menschen in Gaza führt, auch den Rest ihrer Abmachung der ersten Phase der Waffenruhe nicht einhält. Damit würden zahlreiche weitere israelische Geiseln, die planmäßig in der nächsten Woche freigelassen werden sollten, in der Gewalt der Hamas verbleiben.

Treffen zur Gaza-Waffenruhe in Doha: Israel entsendet Delegation

Auch laut einem Bericht des Senders Channel 12, habe Netanjahu die israelische Delegation vor allem mit dem Ziel nach Katar entsand, um über „technische Details der Vereinbarung“ zu sprechen, statt die Gespräche über die zweite Phase des Waffenruheabkommens fortzuführen. Im Bericht der Times of Israel heißt es darüber hinaus, dass Israels Teilnahme an den Gesprächen auch als Zeichen des guten Willens gegenüber den USA zu sehen sei. Deren Präsident Donald Trump hatte sich bereits vor seiner Amtseinführung gebrüstet, die Waffenruhe im Nahen Osten erwirkt zu haben.

Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP hieß es dagegen, dass Israels Premier Netanjahu noch während seiner USA-Reise angekündigt hatte, am Sonntag eine Sitzung des Sicherheitskabinetts abzuhalten, um die zweite Phase des Waffenruhe-Abkommens zu besprechen. In einem Video bekräftigte der Politiker, dass Israel „die Hamas eliminieren und unsere Geiseln nach Hause holen“ werde.

Waffenruhe in Gaza: Freilassung von Geiseln und Wiederaufbau in Gefahr?

Seit dem Beginn der Waffenruhe am 19. Januar sind 18 israelische Geiseln von der Hamas und verbündeten Gruppen freigelassen worden. Israel setzte im Gegenzug rund 600 palästinensische Häftlinge auf freien Fuß. 15 weitere Geiseln sollen bis zum Ende der ersten Phase der Waffenruhe laut dem bereits getroffenen Abkommen noch freigelassen werden. Für die zweite Phase des Abkommens sei die Freilassung der verbleibenden Geiseln beziehungsweise die Freigabe der sterblichen Überreste nicht überlebender Geiseln vorgesehen. Für die dritte Phase ist ein Wiederaufbau der völlig zerstörten Palästinenserregion geplant.

Ein weiterer Faktor, der die Zukunft des Mitte Januar getroffenen Abkommens infrage stellt, ist die Politik von US-Präsident Trump, der in dieser Woche den umstrittenen Vorschlag gemacht hat, den Gazastreifen unter die Kontrolle der USA zu bringen und als „Riviera des Nahen Ostens“ wiederaufzubauen. Dazu sollten die Menschen, die hier über ein Jahr heftigster Angriffe überlebt haben und teils mehrfach zur Flucht innerhalb des Palästinensergebiets gezwungen wurden, nach Jordanien oder Ägypten umgesiedelt werden. Die Pläne stießen weltweit auf Empörung. Für Mitte Februar hat US-Außenminister Marco Rubio eine Reise in den Nahen Osten angekündigt. (saka mit AFP)

Auch interessant

Kommentare