Ex-Ministerpräsident der Ukraine gibt düstere Prognose für Waffenruhe ab
Jazenjuk sieht im Ukraine-Krieg kaum Chancen auf einen Waffenstillstand bis Jahresende – und befürchtet einen Rückzug der USA aus den Friedensgesprächen.
Kiew – Während des US-Wahlkampfs hatte Donald Trump geprahlt, den Ukraine-Krieg in 24 Stunden beenden zu können. Nun ist der US-Präsident bereits seit mehr als 100 Tagen im Amt – und eine Waffenruhe scheint in weiter Ferne. Der frühere Ministerpräsident der Ukraine, Arsenij Jazenjuk, glaubt nicht daran, dass es den USA bis zum Jahresende nicht gelingt, eine dauerhafte Feuerpause auszuhandeln.
Verhandlungen im Ukraine-Krieg: Jazenjuk zeigt sich „zutiefst besorgt“
Die Wahrscheinlichkeit, dass im Jahr 2025 ein Waffenstillstandsabkommen zwischen der Ukraine und Russland unterzeichnet werde, liege bei etwa zehn Prozent, sagte Arsenij Jazenjuk am Mittwoch (7. Mai) im Gespräch mit dem US-Medium Newsweek. Während die USA und die Ukraine einen bedingungslosen 30-tägigen Waffenstillstand vorschlugen, reagierte Moskau zögerlich: Der russische Präsident Wladimir Putin stimmte zwar „grundsätzlich“ zu, stellte aber gleichzeitig Bedingungen, die den russischen Maximalforderungen entsprachen. Das Auswärtige Amt in Deutschland nannte dieses Vorgehen eine „Verzögerungstaktik“.

Zuletzt hatte Kremlchef Putin über den Tag des Sieges eine dreitägige Waffenruhe angekündigt – und sie ukrainischen Angaben zufolge selbst wieder gebrochen. „Vielleicht will er den Krieg gar nicht beenden, sondern hält mich nur hin“, vermutete selbst der als Putin-freundlich geltende US-Präsident Trump – und pochte am Donnerstag unter Androhung von Sanktionen erneut auf eine 30-tägige bedingungslose Waffenruhe. Der frühere Ministerpräsident der Ukraine hat nun offenbar Angst, dass die USA das Interesse verlieren. Er sei „zutiefst besorgt“, dass Washington die Friedensgespräche aufgeben könnte, was wahrscheinlich ein „Sieg“ für Russland wäre, so Jazenjuk.
Friedrich Merz glaubt an Waffenstillstand: „Große Chance auf Friedensgespräche in der Ukraine“
Indes blickt Deutschlands neuer Kanzler Friedrich Merz (CDU) unerwartet zuversichtlich auf die Entwicklungen in den Friedensverhandlungen. „Ich habe die große Hoffnung, dass es über dieses Wochenende eine Verabredung gibt für einen Waffenstillstand in der Ukraine“, sagte Merz am Freitag. Sollte Moskau nicht verhandeln, würden weitere Sanktionen drohen. Es gebe angesichts der von Russland erklärten dreitägigen Waffenruhe die „große Chance“, dass diese auf 30 Tage verlängert werde und „dann auch Verhandlungen über einen Friedensvertrag aufgenommen werden“ könnten, so Merz weiter.
Die Staats- und Regierungschefs von Deutschland, Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Polen treffen an diesem Wochenende in Kiew mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen. Man werde „in Solidarität mit der Ukraine angesichts der andauernden barbarischen und völkerrechtswidrigen Invasion Russlands zusammenstehen“, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung, die auch Bundeskanzler Merz auf der Plattform X teilte. „Wir bekräftigen unsere Unterstützung für die Forderung von Präsident Trump nach einem Friedensabkommen. Russland ist aufgefordert, die Bemühungen um einen dauerhaften Frieden nicht länger zu behindern“, hieß es weiter.