Mega-Plage erreicht Deutschland – Schaden durch Tiere geht „in die Millionen“

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Viele Gemüsesorten haben es in Deutschland aktuell nicht leicht. Eine Pflanzenkrankheit geht umher, die Plage bedroht laut Experten die Landwirtschaft.

München – Viele Gemüsesorten müssen nicht aus dem Ausland importiert werden, ein Anbau ist auch in Deutschland möglich. Mit dazu gehören unter anderem Kartoffeln und Zuckerrüben, die allerdings von einer Plage heimgesucht werden – Schuld sind kleine Insekten.

Plage in Deutschland: Pflanzenkrankheit bedroht die angebauten Kartoffeln und Zuckerrüben

Nach und nach habe sich die Pflanzenkrankheit Stolbur verbreitet, meldet der Deutsche Bauernverband. Zunächst seien Zuckerrüben weich geworden, dann traf es Kartoffeln. Mittlerweile seien zudem auch Zwiebeln, Rote Beete, Kohl, Sellerie, Möhren sowie teils auch Rhabarber und Paprika betroffen. Das baden-württembergische Landwirtschaftsministerium ordnet Stolbur als „ernste Bedrohung“ für die hiesige Landwirtschaft ein, insbesondere in Süddeutschland.

Eine Schilf-Glasflügelzikade, die im Labor des Pflanzenschutzdienst PSD aufgenommen worden ist.
Eine Schilf-Glasflügelzikade, die im Labor des Pflanzenschutzdienst PSD aufgenommen worden ist. © Pflanzenschutzdienst/picture alliance/dpa

Der Landesbauernverband schätzt, dass die Schäden allein in Baden-Württemberg mittlerweile sogar „in die Millionen“ gehen. Schuld daran soll die Schilf-Glasflügelzikade sein, ein Insekt, das sich hierzulande immer weiter ausbreitet. Das Insekt überträgt das Bakterium Candidatus Phytoplasma solani. In der Folge welken Bestände, Wurzeln und Knollen werden regelrecht gummiartig. Kommt es zu einem starken Befall, können Kartoffeln und anderes Gemüse überhaupt nicht verarbeitet und gelagert werden.

Totalausfall bei Kartoffeln: Ein Viertel der Anbauflächen mittlerweile betroffen

Stolbur sowie eine weitere Infektionskrankheit sorgen für hohe Ertrags- und Qualitätsverluste. Der Bauernverband spricht davon, dass die betroffene Fläche allein bei Zuckerrüben im Jahr 2023 von 40.000 auf 75.000 Hektar angestiegen war. Bei Zuckerrüben sowie Kartoffeln seien jeweils ein Vierteil der Anbauflächen betroffen. Die dafür ursächliche Zikade habe sich von Baden-Württemberg über Rheinland-Pfalz, Bayern sowie Hessen in Deutschland ausgebreitet.

Verbände und Behörden melden, dass es bislang keine Anzeichen dafür gebe, dass Stolbur für den Menschen gesundheitsschädlich sein könnte. Betroffene Gemüsesorten kommen in aller Regel ohnehin nicht in den Handel. Auswirkungen auf Verbraucher könnte die Krankheit dann haben, wenn Preise aufgrund einer Ernteknappheit erhöht werden oder es im Herbst weniger Produkte im Supermarkt gibt. Ein Schaden entsteht vor allem bei Bauern, die teils Totalausfälle zu beklagen haben.

Die Folgen von SBR: Kranke Zuckerrüben auf einem Feld im rheinhessischen Gabsheim.
Die Folgen von SBR: Kranke Zuckerrüben auf einem Feld im rheinhessischen Gabsheim. © Axel Seidemann/picture alliance/dpa

Stolbur ist bereits seit Jahren als Krankheit bei Zuckerrüben bekannt, das Befallen von Kartoffeln sei allerdings neu. Einen wirksamen Schutz gegen den Schädling gebe es bislang noch nicht, meldet der Kartoffelverband UNIKA. Der fortschreitende Klimawandel begünstige eine Ausbreitung der Pflanzenkrankheit, da sich Zikaden in warmen Gefilden besonders wohlfühlen. „Es ist zwingend notwendig, dass effektive Mittel zur Bekämpfung der Zikaden eingesetzt werden dürfen“, fordert Bauernverbandschef Joachim Rukwied. (rd/dpa)

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