Die Regierung von Oberbayern forderte den Rückbau des Huberspitzlifts. Doch die Gemeinde Hausham hat eine kreative Lösung für die historische Anlage gefunden.
Bügel hängen seit Jahrzehnten keine mehr im Huberspitzlift. Die Zeiten, in denen die Skifahrer in Hausham ihre Schwünge in den Naturschnee gezogen haben, sind längst vorbei. Seitdem verrotten die Anlagen – und sind doch eine Art Denkmal für die Haushamer Wintersportgeschichte. Der Seilbahnaufsicht bei der Regierung von Oberbayern aber waren das alte Lifthäuschen an der Talstation und die drei Stützen am Hang ein Dorn im Auge. Sie forderte vor ein paar Jahren den vollständigen Rückbau, weil dieser ganz offensichtlich nicht mehr genutzt werde.
Wer Huberspitz kann, kann alles
Letzteres konnte Bürgermeister Jens Zangenfeind (FWG) nicht widerlegen. Dennoch habe sich die Gemeinde als Grundeigentümer bis vor Kurzem gegen die Anordnung gesträubt. Nicht nur aus Kostengründen: „Mit dem alten Lift sind viele Erinnerungen verbunden“, betont Zangenfeind. Generationen von Haushamern hätten hier Skifahren gelernt, auch die noch heute erfolgreiche SG-Sparte Ski gehe darauf zurück. In den 70er- und 80er-Jahren seien sogar Busse aus München an den in echter „Fußarbeit“ eingetretenen und damit ohne maschinelle Unterstützung präparierten Hang gekommen. „Wer den runtergekommen ist, konnte Skifahren“, erinnert sich der Bürgermeister.
Doch die Seilbahnaufsicht hatte kein Faible für Nostalgie. Sie zog die Bindungsschrauben an – und setzte der Gemeinde eine Frist. „Da mussten wir reagieren“, erzählt Zangenfeind. Man holte einen Statiker an den Hang, um den Rückbauaufwand besser abschätzen zu können. Das Ergebnis war vernichtend: Die Liftstützen seien an dicken Betonfundamenten im Boden befestigt. Doch auch dies reichte der Regierung nicht als Argument für den Erhalt. Den von ihr vorgebrachten Vorschlag hielt Zangenfeind zunächst für Realsatire: „Wir hätten den Beton sprengen sollen.“ Für den Rathauschef nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein naturschutzfachlicher Irrsinn.
Naturerlebnispfad bietet Ausweg
Spätestens jetzt war der Gemeinde klar, dass es einen Plan B für den Lifterhalt braucht. Fündig wurde man – mit Unterstützung des Landratsamtes – bei einem anderen Freizeitangebot am Huberspitz: dem Waldlehrpfad „Naturerlebnis Huberspitz“. Der werde seit seiner Eröffnung 2020 bestens genutzt, berichtet Zangenfeind. Und bekanntlich hatte Initiator Hans Glanz schon ein Jahr später die Idee, den am Alpengasthof Glück Auf startenden Themenweg um einen zweiten Ast zu erweitern. Der sollte sich an der alten Liftstation mit der Wintersportgeschichte und oben an der Huberalm mit der Almwirtschaft beschäftigen.
Pädagogische Aufbereitung statt Sprengung
Ein Vorschlag, der jetzt durch die Rückbauanordnung plötzlich wieder aktuell wurde. Und erfreulicherweise auch die Seilbahnaufsicht überzeugte. So sei es gelungen, die Sprengung mit einer pädagogischen Aufbereitung abzuwenden, teilt Zangenfeind mit. Die Umsetzung habe mit der Sanierung des Lifthäuschens bereits begonnen.
Lesen Sie hier: Pumptrack-Anlage am Volksfestplatz?
Das beantwortete auch die Frage, die Tom Leidgschwendner (CSU) kürzlich im Gemeinderat stellte. Der wollte wissen, warum das baufällige Gebäude ohne ersichtlichen Grund wieder hergerichtet wurde. Die Infotafeln sowie eine Beklebung der Fenster mit historischen Ansichten folgen zeitnah, kündigt der Bürgermeister an. Anfang 2026 könnte die feierliche Eröffnung des Teilabschnitts folgen – vielleicht im Rahmen des je nach Schneelage jährlich ausgetragenen Nostalgie-Skifahrens.
Doch nicht aufgestellt werden sollen aber die zunächst angedachten Figuren mit Silhouetten von Skifahrern, fügte Zangenfeind im Gemeinderat schmunzelnd hinzu: „Die Gesichtsausdrücke waren uns fast ein bisschen zu gruselig.“