„Völlig unakzeptabler Eingriff“: Ortsgruppe des Bund Naturschutz lehnt Standort für die Sportschule ab
Die Ortsgruppe Geretsried-Wolfratshausen des Bund Naturschutz äußert sich zum geplanten Sportgymnasium. Sie lehnt den Standort ab, da dafür ein Teil des Stadtwalds gerodet werden müsste. Die Gruppe betont, dass ihre Kritik sich auf den Standort bezieht, nicht auf das Sportgymnasium an sich.
Geretsried – In knapp drei Wochen wird in Geretsried über das Sportgymnasium abgestimmt. Sollen die Planungen für die Schule weiterlaufen oder gestoppt werden? Bekanntlich will die München Süd Sportschule GmbH die Einrichtung südlich des Hallenbads bauen. Was vielen ein Dorn im Auge ist: Für das Vorhaben müsste ein Teil des Stadtwalds weichen. Kurz vor der Abstimmung am 24. November trifft sich die Ortsgruppe Geretsried-Wolfratshausen des Bund Naturschutz zu seiner Mitgliederversammlung am 14. November. Laut Tagesordnung will die Ortsgruppe dort über ihren Standpunkt zum Sportgymnasium sprechen. Weil bis zum 14. November viele Geretsrieder vermutlich schon per Briefwahl abgestimmt haben werden, hat unsere Zeitung die Ortsgruppe vorab um ein Statement zum Vorhaben gebeten.
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„Der BN lehnt den geplanten Standort ab“, schreibt die Vorsitzende Dr. Sigrid Bender und betont gleichzeitig, dass sich „unsere Kritik auf den Standort bezieht und sich nicht gegen ein Sportgymnasium richtet.“ Die Stadt mache es sich zu einfach, wenn sie aufgrund der Planungsvorgabe ein passendes städtisches Grundstück auswähle, anstatt nach möglichen – vielleicht kleineren – Grundstücken oder bereits versiegelten Flächen zu suchen.
BN: Stadt hat Zeichen der Zeit nicht erkannt
Dass für das Vorhaben ein Stück Wald weichen muss, missfällt der Ortsgruppe. „Die Fällung eines gesunden Mischwaldes mit einer Fläche von rund 10 000 Quadratmetern ist ein völlig unakzeptabler Eingriff in den Stadtwald“, so die Vorsitzende. In Zeiten von Klimaerhitzung und gleichzeitigem dramatischen Artenschwund offenbare dies, dass die Verantwortlichen in der Stadt die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. „Wälder, insbesondere wenn sie intakt und vital sind, liefern einen enormen Beitrag zu den Gemeinwohlleistungen“. Sie würden etwa bei der Temperaturregulation und Sauerstoffproduktion helfen, könnten Wasser aufnehmen und speichern.
„Dieser Wald vermag dies alles zu leisten. Es handelt sich um einen gesunden, vielfältigen und schützenswerten Mischwald mit einer guten Struktur aus Alt- und Jungbestand, und positiver Entwicklung bei der aufkommenden Verjüngung“, unterstreicht Bender. Zudem weise er einen hohen Grad an Biodiversität auf.
„Altlasten betreffen nur einen Teil des Waldes“
Aus Sicht der Ortsgruppe hätte die Rodung des Waldstücks durchaus Auswirkungen: „Die Rodung und anschließende Versiegelung dieser großen Waldfläche stellt einen nicht kompensierbaren Verlust an Artenvielfalt dar“, betont die Vorsitzende der Ortsgruppe. „Gleichermaßen verhält es sich bei den Gemeinwohlleistungen, wie der Sauerstoffproduktion, oder dem Kühleffekt.“ Dies betreffe alle Geretsrieder Bürger. „Denn der Wald schützt unsere Lebensgrundlagen. Wichtige Erholungsfunktionen werden zerstört.“
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Bekanntlich liegen in dem betroffenem Waldstück Altlasten. Früher oder später müssten sie wahrscheinlich ohnehin entsorgt werden. Die BN-Ortsgruppe findet: „Die Altlasten betreffen nur einen Teil des Waldes, zudem müsste überprüft werden, um welche Stoffe es sich hierbei handelt, ob derzeit eine Beeinträchtigung, wie etwa eine Verunreinigung des Bodens oder Grundwassers stattfindet, oder ob ein Verbleib – in Abwägung der ökologischen Auswirkungen einer Entsorgung–, unter Umständen toleriert werden kann.“ Außerdem interessiert die Ortsgruppe „der aktuell noch vorhandene Altlastenbestand der Stadt und wann die Stadt beabsichtigt, sich hier um eine Entsorgung zu bemühen.“
Wie Bender schreibt, gibt es „nicht annähernd eine sinnvolle Maßnahme zum Ausgleich eines gesunden Waldes, der Jahrzehnte gewachsen ist. Er ist durch Wiederaufforstung an anderer Stelle nicht kompensierbar“.