„Einflussreiche Fürsprecherin der extremen Rechten“: In Regensburg wird gegen „Fürstin“ Gloria demonstriert
Nach Berichten über ein Spenden-Dinner mit Rechtsextremen im Schloss von Gloria von Thurn und Taxis, will ein Regensburger Bündnis „Gloria Einhalt gebieten“.
Regensburg - Ob nun „Romantischer Weihnachtsmarkt“ oder Schlossfestspiele – dass in Regensburg gegen Gloria von Thurn und Taxis demonstriert wird, ist zunächst einmal nichts Neues. Wegen ihrer teils wirren, teils verschwörungstheoretischen, teils rechtspopulistischen Aussagen steht die krawallige Adlige immer wieder in der Kritik.
Gloria von Thurn und Taxis: Äußerungen verprellten langjährige Sponsoren der Schlossfestspiele
Letzten Sommer wandten sich beispielsweise über 100 Regensburger Kulturschaffende mit einem Offenen Brief an die Öffentlichkeit und kritisierten die „rechtskonservative Radikalisierung“ der im Volksmund bisweilen als „Fürstin“ bezeichneten 63-Jährigen.
Langjährige Sponsoren der „Thurn und Taxis Schlossfestspiele“ warfen vor diesem Hintergrund zwischenzeitlich das Handtuch – darunter BMW, der kommunale Energieversorger REWAG und das Ziegelwerk Leipfinger Bader.
Demonstration nach Enthüllungen zu Spenden-Dinner: „Gloria Einhalt gebieten“
Wenn für diesen Sonntag nun die „Initiative gegen Rechts“ unter der Überschrift „Gloria Einhalt gebieten“ zur Kundgebung aufruft, hat das allerdings eine neue Qualität. Nicht nur, weil diesem Bündnis auch die Partei von Regensburgs Oberbürgermeisterin, die SPD, angehört.
Geht es doch darum, dass im Schloss St. Emmeram zu Regensburg letzten Sommer ein Spenden-Dinner zugunsten der zwischenzeitlich parteigewordenen Werteunion stattfand, bei dem Teilnehmer des späteren „Remigrations“-Treffens in Potsdam vor Ort waren. Darunter auch dessen Organisator: der rechtsextremistische Zahnarzt Gernot Mörig.
Spenden-Dinner im Schloss von Thurn und Taxis: Organisator des „Remigrations“-Treffens zu Gast
Anfang Januar hatte das journalistische Netzwerk Correctiv entsprechende Recherchen zu dem Potsdamer Treffen veröffentlicht. Dort trafen sich in einem Hotel im November 2023 Neonazis, AfD-Funktionäre, Mitglieder der Werteunion, Juristen und Unternehmer. Diskutiert wurde laut den Correctiv-Recherchen insbesondere ein „Masterplan“ für Deutschland, der in die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund münden soll.
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Trotz Unterlassungsklagen von Teilnehmern dieses Treffens blieb der Kern dieser Recherchen bislang unangetastet.
Organisator des Potsdamer Treffens: Mit Gloria „wohlbekannt“?
Wenige Tage nach der ersten Veröffentlichung von Correctiv folgte eine Adaption fürs Theater, die auch in Regensburg gezeigt wurde. Hier wurde bei der Aufzählung der Unterstützer dieses sogenannten „Düsseldorfer Forums“ auch der Name Gloria von Thurn und Taxis genannt.
Er sei mit ihr „wohlbekannt“ und sie gehöre zu den „Finanziers“ seiner Spendenkampagnen, ließ man den Organisator dieses Treffens, Zahnarzt Mörig bzw. dessen Bühnenfigur, in der Theaterinszenierung betonen. Mittlerweile ist bekannt, dass Mörig seit Jahren zu solchen Zusammenkünften lädt, um zu netzwerken und Geld für „die Sache“ zu sammeln.
Bei der Adaption für die Bühne blieb offen, ob die Mörig zugeschriebenen Aussage, derzufolge Gloria eine finanzielle Unterstützerin und er, Mörig, mit ihr „wohlbekannt“ sei, der Wahrheit entspricht oder ob es sich lediglich um eine Prahlerei des rechtsextremen Überzeugungstäters handelt.
Gloria von Thurn und Taxis dementierte: „Kenne Gernot Mörig nicht“
Die Regensburger Adlige dementierte postwendend gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Gernot Mörig kenne sie nicht, so Gloria von Thurn und Taxis. Sie habe ihm kein Geld gespendet und sie sei auch nicht nach Potsdam geladen gewesen.
Von Thurn und Taxis, die bei regelmäßigen Auftritten in einem Youtube-Format des wegen Machtmissbrauchs gefeuerten früheren Bild-Chefredakteurs Julian Reichelt zu so ziemlich allem ihre Meinung kundtut, ließ mit Blick auf das Rechtsxtremen-Treffen in Potsdam zudem verlauten, dass sie just zu dessen Inhalten „keine Meinung“ habe.
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Juli 2023: Gernot Mörig zu Gast auf Schloss St. Emmeram
Durch einen Bericht des Portals T-Online wurde dann im Februar dieses Jahres bekannt: Bereits im Juli 2023, noch vor dem Treffen in Potsdam, war Gernot Mörig zu Gast auf Schloss Emmeram – bei dem erwähnten Spenden-Dinner zugunsten der Werteunion und dessen Vorsitzenden Hans-Georg Maaßen. Mitte März hat ein Rechercheverbund von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung darüber ausführlich berichtet.
Gloria von Thurn und Taxis gibt erneut die Unwissende. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung gab sie zu Protokoll, dass sie weder die Gästeliste gekannt, noch Mörigs Anwesenheit wahrgenommen habe. Die Veranstaltung, bei der von Thurn und Taxis die Begrüßungsrede hielt, sei „eine Geste für Herrn Maaßen persönlich“ gewesen, so die 63-Jährige.
Spenden-Dinner zu Gunsten der Werteunion: Gloria hielt „sensationell ehrliche“ Begrüßungsrede
Nach ihrem Grußwort allerdings war von Thurn und Taxis recht eifrig unter dem handverlesenem Publikum unterwegs. Das belegen Veröffentlichungen verschiedener Teilnehmer in den Sozialen Medien.
Auf Twitter zeigt Gloria sich beispielsweise mit Werteunion-Beisitzer Michael Kuhr, der ihr Grußwort zum Spenden-Schmaus als „sensationell ehrlich lobt“. Aber auch mit der stellvertretenden Werteunion-Chefin Simone Baum ließ Durchlaucht sich ablichten. Baum war laut SZ eine von mehreren Besuchern auf Schloss Emmeram, die ein paar Monate später dann auch am rechtsextremen Masterplan-Treffen in Potsdam mit Gernot Mörig teilnahmen.
Zusammen mit Baum und von Thurn und Taxis zeigt sich auch Anthony R. Lee. Letzterer ist Spitzenkandidat der Freien Wähler Niedersachsen für die Europawahl und Bundessprecher der Bauernvereinigung LSV. Lee, von Beruf Landwirt, war im Zuge der Bauernproteste selten um markige Worte verlegen und zeigte wenig Berührungsängsten zu Rechtsextremen und entsprechenden Medien. Im Juli 2023 trug Lee noch den Button der Werteunion.
Gloria von Thurn und Taxis: „Kenne keine rechtsextremen Leute“
Der in Regensburg erscheinenden Mittelbayerischen Zeitung gab Gloria von Thurn und Taxis kürzlich ein Interview zu der Angelegenheit. Obwohl es nicht das erste Mal wäre, dass sich Reaktionäre und auch Rechtsradikale unter dem Schirm von Thurn und Taxis treffen oder sie sich mit ihnen gemein macht, gibt sie auch hier die völlig Unbedarfte.

Sie kenne „keine rechtsextremen Positionen, auch keine rechtsextremen Leute“, so von Thurn und Taxis, die als Fan des Rechtsradikalen Steve Bannon gilt und sich in der Vergangenheit unter anderem mit dem AfD-Landtagsabgeordneten und Burschenschafter Benjamin Nolte zeigte.
Sie wisse nicht, was völkisches Denken bedeute und Fremdenfeindlichkeit sei ihr „fremd“, wird sie von der MZ zitiert. Aber ihr falle auf, wie inflationär der Begriff Nazi zwischenzeitlich verwendet werde. Das relativiere doch die Gräueltaten der „echten Nazis“.
Demo-Organisator: „Gloria arbeitet im Sinne der extremen Rechten“
Im Demonstrationsaufruf der „Initiative gegen Rechts“ fällt der Begriff „Nazi“ übrigens kein einziges mal. „Wir wollen darauf hinweisen, dass Gloria von Thurn und Taxis wie Gernot Mörig als Draht in die höhere Gesellschaft, einflussreiche Fürsprecherin und Finanziere im Sinne der extremen Rechten tätig ist”, sagt einer der Organisatoren.
Das Wort der Adligen dürfe kein Gewicht mehr haben, heißt es weiter. Die Zeit der Verschwörungsideologien, des Hasses und Lügen müsse endlich vorbei sein – in Regensburg und weit darüber hinaus.
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