"Absolut begeistert": Die Welt zittert vor Trumps Zöllen – diese kleine Insel freut sich
Norfolk Island: ein abgelegenes Stück Land im Pazifik, das selbst viele Australier nicht genau auf der Karte verorten könnten – auch wenn die Insel streng genommen zu Australien gehört. Etwa 1900 Kilometer nordöstlich von Canberra gelegen leben hier rund 2000 Menschen, umgeben vom Blau des Südpazifiks. Normalerweise spielt das winzige Norfolk Island weltpolitisch keine Rolle – bis jetzt.
Denn US-Präsident Donald Trump hat mit seinen neuen Zöllen die Aufmerksamkeit plötzlich auch auf Norfolk Island gelenkt. Während der Wert für australische Exporte in die USA bei zehn Prozent liegt, trifft es Norfolk Island ungleich härter: Ganze 29 Prozent wurden hier von den USA verhängt. Nun fragt man sich: Warum ist ausgerechnet die kleine Insel so stark betroffen?
„Ich glaube, Sie sind genauso verwirrt wie ich“, sagte George Plant, der Verwalter der Insel, gegenüber dem australischen Sender ABC. „Wir kratzen uns alle am Kopf.“ Denn Norfolk Island exportiert kaum etwas in die USA. Früher wurden nach Informationen des „RND" noch Bananen und Bohnensamen verschifft, doch heute ist der Tourismus das Hauptgeschäft.
Zölle als Chance?
Was gerade weltweit zu diplomatischen Krisen führt, sehen einige Inselbewohner allerdings als Chance, ja sogar als unerwartete Gelegenheit: Denn Norfolk Island kämpft schon lange um seine Unabhängigkeit von Australien.
„Die Einstufung von Norfolk Island als von Australien getrennt in dieser Zollentscheidung bekräftigt, was die Norfolkinsel-Gemeinschaft seit langem behauptet: Norfolk Island ist keine Erweiterung Australiens", heißt es stolz aus der Handelskammer der Insel.
Auch Brett Sanderson, Aktivist der Bewegung „Norfolk Island People for Democracy“, sieht die hohen Zölle als Chance: „Ich hoffe, dass es die Norfolk-Frage ins Rampenlicht rückt, denn sie ist für Australier sehr schwer zu verstehen.“ Für ihn ist die Insel ein Paradebeispiel für ein „koloniales Verwaltungsmodell“ – ein Relikt, das heute kaum noch zu rechtfertigen sei.
Die Frage der Selbstbestimmung
Für die Bewohner von Norfolk Island ist die Frage der Selbstbestimmung ein hochsensibles Thema. Auch wenn sie australische Pässe besitzen und an nationalen Wahlen teilnehmen dürfen, fühlen sie sich nicht wirklich zugehörig.
1979 bekam die Insel durch den Norfolk Island Act eine begrenzte Autonomie. Doch nach der globalen Finanzkrise 2010 verzichtete die Inselregierung im Austausch für finanzielle Hilfe des Commonwealth auf diese Rechte. Der Prozess endete 2016 mit der kompletten Auflösung der lokalen Regierung. Seitdem wird Norfolk Island vom australischen Canberra verwaltet und gehört zum weit entfernten Wahlkreis Bean.
Während Norfolk Island die Zollpolitik der USA als Symbol für seine Eigenständigkeit feiert, reagiert Australien ganz anders. Premierminister Anthony Albanese kommentierte bei „ABC“ sarkastisch: „Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Norfolk Island ein Handelskonkurrent der riesigen US-Wirtschaft ist.“
Inselbewohnerin: „Ich bin absolut ekstatisch“
Neben Norfolk Island sind auch andere australische Außengebiete von Trumps Zöllen betroffen: die Weihnachtsinsel, die Kokosinseln und sogar die unbewohnten Heard- und McDonaldinseln. „Die armen alten Pinguine – ich weiß nicht, was sie Trump angetan haben“, spottete Handelsminister Don Farrell.
Auf Norfolk Island hingegen schlägt die Zollentscheidung politische Wellen. „Ich war absolut begeistert, weil endlich ein großes Land anerkennt, dass Norfolk nicht zu Australien gehört – absolut ekstatisch“, sagte Leah Honeywood, eine ranghohe Vertreterin der Inselgemeinschaft, im Gespräch mit "ABC". „Australien hat uns wirtschaftlich abhängig gemacht, indem es uns verbietet, andere Industrien als Tourismus zu entwickeln“, so Honeywood.
Auch wenn Trumps Zollpolitik auf einen Irrtum oder ein Missverständnis zurückzuführen sein mag, für Norfolk Island ist sie eine Gelegenheit. Eine Gelegenheit, die Welt daran zu erinnern, dass es die Insel gibt – und dass ihre Bewohner noch immer um ihre Autonomie kämpfen.