21-Jähriger stirbt nach Schüssen aus Polizeiwaffe: Freunde trauern mit Blumen

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Freunde des durch Polizeischüsse getöteten 21-Jährigen haben in Oldenburg Blumen niedergelegt und Kerzen aufgestellt. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Ein Mann soll in Oldenburg Reizgas vor einem Lokal versprüht und wenig später Polizisten angegriffen haben. Ein Beamter schießt auf den Angreifer, der lebensgefährlich verletzt wird. Freunde trauern mit Blumen um den Toten

Oldenburg - Am Ostersonntag, 20. April, gegen 2:40 Uhr machte ein Polizeibeamter in der Oldenburger Innenstadt von seiner Schusswaffe Gebrauch, nachdem ein Angreifer mehrere Menschen verletzt und auch die Polizisten bedroht hatte. Der Mann starb an den Schussverletzungen.

Dem Vorfall ging laut Polizeibericht folgende Entwicklung voraus: Nachdem einem 21-jährigen Mann aus Oldenburg der Zutritt zu einer Diskothek an der Mottenstraße verwehrt wurde, sprühte er Reizstoff in die Richtung zweier Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes. Mehrere Menschen erlitten hierdurch leichte Verletzungen. Der Angreifer flüchtete daraufhin. Einige Personen nahmen die Verfolgung auf, brachen diese jedoch ab, weil der Mann ihnen mit einem Messer drohte.

Reizstoff in Richtung der Polizisten gesprüht

Als zwischenzeitlich eingetroffene Einsatzkräfte der Polizei den Mann in der Kurwickstraße ansprachen, rannte dieser davon. In einer benachbarten Straße traf er auf die Besatzung eines weiteren Streifenwagens. Dort ging er bedrohlich auf die Polizisten zu und sprühte dabei Reizstoff in ihre Richtung. Schließlich machte ein 27-jähriger Beamter von seiner Schusswaffe Gebrauch. Der Angreifer wurde mehrfach getroffen, lebensgefährlich verletzt und erlag letztlich seinen Verletzungen im Krankenhaus.

Mann stirbt nach Schüssen aus Polizeiwaffe in Oldenburg
Die Schüsse fielen in der Nacht zu Ostersonntag in der Achternstraße in der Oldenburger Innenstadt. Am nächsten Morgen sind noch Blutflecken zu sehen. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

Am nächsten Morgen waren am Ort der Schussabgabe in der Fußgängerzone noch Blutspuren auf dem Kopfsteinpflaster zu sehen. Noch am Ostersonntag legten Freunde des Getöteten dort Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Auch ein Foto des 21-Jährigen wurde aufgestellt.

Handelte der 27 Jahre alte Polizist in Notwehr?

Gegen den 27 Jahre alten Polizisten wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet. Dies sei in solchen Fällen Usus, sagte ein Polizeisprecher. Es gehe darum, ob die Verhältnismäßigkeit gewahrt worden sei. Für den Einsatz der Schusswaffe gibt es klare gesetzliche Vorgaben. Sie dürfen in einer Notwehr- oder Nothilfesituation gebraucht werden.

Das Verfahren wird von der Staatsanwaltschaft Oldenburg geführt. Aus Neutralitätsgründen ermitteln nicht Oldenburger Polizisten, sondern eine andere Polizeiinspektion, in diesem Fall Delmenhorst.

Wie viele Schüsse am frühen Ostersonntag gegen 2.40 Uhr gefallen sind, teilte die Polizei zunächst nicht mit. Dazu würden unter anderem noch Zeugen befragt, hieß es. Unklar blieb auch, in welche Körperregionen der 21-Jährige getroffen wurde. „Die Ermittlungen laufen, aus ermittlungstaktischen Gründen können wir keine Details preisgeben“, sagte eine Polizeisprecherin am Ostermontag.

Oldenburger Innenstadt
Der 21-Jährige hatte vor einem Club in der Mottenstraße Reizgas versprüht und mehrere Menschen verletzt. © Hauke-Christian Dittrich/dpa

22 Menschen 2024 von Polizisten im Einsatz erschossen

Die Leiche des Getöteten wird nun von Rechtsmedizinern obduziert. Mit Ermittlungsergebnissen ist der Polizeisprecherin zufolge frühestens am Dienstag zu rechnen.

Im Jahr 2024 wurden laut einer Dokumentation der Zeitschrift „Bürgerrechte & Polizei“ zufolge in Deutschland 22 Menschen von Polizisten im Einsatz erschossen – so viele wie seit über vier Jahrzehnten nicht mehr.

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