Gift-Wolke über Europa: So gefährlich ist die Luft-Krise – Karte zeigt schlechte Deutschland-Werte

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Die Inversionslage wird zur Gift-Glocke. Dichter Smog liegt wegen des Wetterphänomens über Deutschland. Wie schlimm ist die Situation?

München – Im Nachbarland Polen steigen die Feinstaubmesswerte in besorgniserregende Höhe. Die Emissionen des Straßenverkehrs, der Fabriken und Kraftwerke sowie der Kohleöfen, die in privaten Haushalten größtenteils zum Heizen verwendet werden, verschlechtern die Luftqualität deutlich. Durch die aktuelle Wetterlage entsteht eine Smog-Wolke, die in Polens Nachbarländer, unter anderem nach Deutschland, hineinzieht. Auch in Österreich ist die Wolke mittlerweile angekommen.

Wetterlage verursacht Gift-Glocke über Europa: Erhöhte Feinstaubbelastung kann Gesundheit gefährden

Aktuell liegt durch eine sogenannte Inversionswetterlage eine Dunstglocke über Mitteleuropa. Das Hoch Beate verhindert den Austausch zwischen den Luftmassen. Feinstaub, Abgase und andere Schadstoffe sammeln sich in Bodennähe, statt mit der warmen Luft nach oben zu steigen, erklärt Diplom-Meteorologe Dominik Jung. Dort atmen wir sie ein.

Besonders für Menschen, die an Atemwegserkrankungen leiden, aber auch für Kinder und ältere Menschen kann die schlechte Luftqualität zur Gesundheitsgefahr werden. Bereits Ende letzten Jahres wurden erhöhte Feinstaubmesswerte in einigen deutschen Regionen festgestellt.

Feinstaub in der Luft: Partikel können in Blutbahn und Lunge gelangen

Am höchsten ist die Konzentration an Feinstaub in der Luft prinzipiell in den Städten, berichtet das Bundesumweltamt – zum Beispiel durch den Straßenverkehr, Gewerbebetriebe, Industrie und durch private Öfen und Kamine. Von Verbrennungsanlagen bis hin zur Landwirtschaft gibt es allerdings eine Menge weiterer Verursacher.

Bei Feinstaub handelt es sich um Partikel, die kleiner als zehn Mikrometer (PM10) – also zehn Millionstel Meter – sind. Aber was macht sie so gefährlich? Vereinfacht gesagt: umso kleiner die Feinstaubpartikel, desto gesundheitsschädlicher kann es sein, sie einzuatmen. Denn insbesondere Teilchen, die kleiner als 2,5 (PM2,5) oder sogar nur 0,5 Mikrometer groß sind (Ultrafeinstaub), können über die Lungenbläschen in die Blutbahnen des Körpers eindringen.

Karte zeigt Feinstaubbelastung wegen Wetterlage: Deutsche Städte reißen Richtwerte reihenweise

Der empfohlene EU-Grenzwert liegt seit 2021 bei fünf Mikrogramm pro Kubikmeter als Jahresdurchschnitt. Dies bezieht sich auf die besonders schädlichen Partikel, kleiner als 2,5 Mikrometer. Die EU-Staaten sind verpflichtet, ihre Luftqualität regelmäßig zu kontrollieren und bei Überschreitung der Grenzwerte Maßnahmen einzuleiten. Auf der Website des Bundesumweltamtes können Live-Daten der Luftqualität in Deutschland abgerufen werden:

Messstation Feinstaub-Konzentration (PM2,5) in Mikrogramm
Berlin Mitte 23 µg/m³ (mäßig)
Hamburg, Sternschanze 26 µg/m³ (schlecht)
München, Stachus 38 µg/m³ (schlecht)
Frankfurt Ost 37 µg/m³ (schlecht)

Stand: 21. Januar 2025

Allerdings steht es in ganz Europa eher schlecht um die Luftqualität. So wurde 2023 bekannt, dass 98 Prozent der Europäer schlechtere Luft atmen, als von der WHO empfohlen. Dies kann ein immenses Gesundheitsrisiko darstellen. Denn besonders die Kleinstpartikel (PM2,5 und kleiner) können in die Atemwege und die Lunge geraten und dort Schaden anrichten. Fest steht laut Umweltbundesamt, dass hohe Feinstaub-Konzentrationen negative gesundheitliche Folgen für den menschlichen Organismus verursachen können, zum Beispiel Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Auf der Karte ist die Belastung der Luft durch kleinste Feinstaubpartikel (PM2,5) zu sehen. Besonders Krakau und Belgrad fallen mit hohen Schadstoffwerten auf.
Auf der Karte ist die Belastung der Luft durch kleinste Feinstaubpartikel (PM2,5) zu sehen. Besonders Krakau und Belgrad fallen mit hohen Schadstoffwerten auf. © METEORED/www.daswetter.com

Über 200.000 Todesfälle in der EU: Schadstoffe in der Luft bergen hohes Gesundheitsrisiko

Im Jahr 2020 kam es europaweit schätzungsweise zu rund 238.000 vorzeitigen Todesfällen wegen Schadstoffkonzentrationen, die über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO liegen. Das geht aus einem Bericht der Europäischen Umweltagentur (EEA) hervor.

In einem kürzlich veröffentlichten Sonderbericht stellt der Europäische Rechnungshof fest, dass die Luftqualität in ausgewählten Ländern und Städten (darunter Polen und Krakau) verbessert hat. Allerdings würden die Standards „nicht immer oder erst seit Kurzem“ eingehalten. (smk)

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