Husten, Schnupfen, Fieber: Kinderarzt erklärt, wann Kinder wirklich zu krank für die Kita sind

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Kommen Kinder kränkelnd in die Kita, sorgt das immer wieder für Diskussionen. Ein Kinderarzt erklärt, bei welchen Symptomen das vertretbar ist.

Viele Kinder sind im Winterhalbjahr häufig krank. So gelten sieben bis acht Erkältungen pro Jahr als normal. Zum einen, weil sich das Immunsystem noch vollständig ausbilden muss. Zum anderen, weil sich in Kindertagesstätten Keime und Bakterien leicht verbreiten können. Gerade auskuriert, wartet dann womöglich schon der nächste Infekt. Möglicherweise haben Eltern sogar das Gefühl, das Kind würde gar nicht mehr richtig gesund werden. Verständlich also, dass die Frage, wann Kinder fit genug für die Kita sind, immer wieder diskutiert wird. Einige Einrichtungen verlangen sogar ein „Gesundheits-Attest“ vom Kinderarzt, um ständige Ansteckungen zu vermeiden. Dass bei dem Thema aber auch viele Mythen kursieren, erklärt Kinderarzt und Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Rheinland-Pfalz, Stefan Buchner, gegenüber dem SWR.

Rotes Licht bei grünem Nasensekret?

Eine Mutter putzt ihrem Sohn die Nase. (Symbolbild)
Kita-Kinder haben in der kalten Jahreszeit häufig schnupfen. Nur selten ist er jedoch ein Grund, zuhause zu bleiben. (Symbolbild) © Westend61/Imago

Einer dieser Mythen lautet: Durchsichtiges Nasensekret ist in Ordnung, bei gelbem oder grünem Schleim müssen Kinder zuhause bleiben. Denn die meisten Menschen halten grünes Nasensekret (umgangssprachlich „Rotz“) für infektiös. Doch stimmt das wirklich? „Es hängt vor allen Dingen von der Menge des Nasensekrets ab. Wenn da ein kleines bisschen Gelb in der Nase sitzt, heißt das nicht, dass das gleich ansteckend sein muss“, erklärt Stefan Buchner gegenüber dem SWR.

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Denn Nasensekret ist per se erstmal etwas Gutes. Es hält Nasen und Nasennebenhöhlen feucht und hilft, Fremdkörper und Staub abzufangen. Dringen Bakterien oder Viren in den Körper ein, wird die Produktion hochgefahren. Durch Überreste von Immunzellen, Schleimhautzellen und abgetöteten Krankheitserregern verfärbt sich das Nasensekret gelblich oder grünlich. Damit könne es sogar ein Hinweis darauf sein, dass ein Infekt bald überstanden ist, erklärt der Mediziner.

Aussagekräftiger als die Farbe des Nasenschleims sei vielmehr der Gesamtzustand des Kindes. „Wenn ein Kind einen massiven Schnupfen hat und sich eigentlich gar nicht mehr auf den Kindergarten konzentrieren kann, dann sollte es zu Hause bleiben“, so Buchner. Das gelte auch bei:

  • Schmerzen
  • Starker Müdigkeit
  • Stärkerem Fieber

Leichte Erkältungssymptome wie ein leichter Schnupfen seien dagegen kein Grund, das Kind nicht in die Kita zu bringen. Denn: „Der Kindergarten ist keine infektfreie Zone. Das heißt, es ist ja auch gewollt, dass das Immunsystem trainiert wird“, erklärt Buchner.

Und wie sieht es bei Hautausschlägen aus?

Anders sieht es bei akuten Hautausschlägen aus. Denn diese können auf eine ansteckende Virus-Infektion hindeuten. Weitere mögliche Ursachen sind eine Allergie, Reizungen oder auch Pilzinfektionen. Manchmal können Ausschläge auch nach einem Infekt, wie etwa beim Dreitage-Fieber auftreten. Trotzdem sollten Eltern hier immer auf Nummer sicher gehen und das Kind beim Arzt oder der Ärztin untersuchen lassen.

Fieber und erhöhte Temperatur

In vielen Kitas gilt die Hausregel: Kinder mit Fieber gehören ins Bett und nicht in die Krippe oder in den Kindergarten. Bei Kindern spricht man laut BVKJ ab einer Körpertemperatur von 38,5° von Fieber, ab 39° von „hohem Fieber“. Das Fieber selbst ist keine Krankheit, sondern eine Schutzreaktion des Körpers gegenüber einer Infektion. Durch die erhöhte Körpertemperatur mobilisiert der Körper seine Abwehrkräfte und Erreger wie Viren und Bakterien können sich schlechter vermehren.

Stefan Buchner rät dazu, das Kind schon ab einer Körpertemperatur von 38° zu Hause zu lassen. Und das Fieber gut auszukurieren.„Wir empfehlen in der Regel 24 bis 48 Stunden zu warten und zu sehen, dass das Kind wirklich fit ist, dass das Fieber auch wegbleibt und dass der Infekt, den es durchgemacht hat, auch wirklich auskuriert ist.“ Sonst könne es passieren, dass das Fieber in der Kita zurückkommt und Eltern das Kind früher abholen müssen.

Magen-Darm-Infekte

Ähnliches gilt bei einem Magen-Darm-Infekt. Kinder mit Durchfall und Erbrechen sollten zu Hause bleiben und erst nach 48 Stunden Beschwerdefreiheit wieder in der Kita betreut werden. „Magen-Darm-Infekte sind am Anfang besonders anstrengend. Da werden die meisten Viren ausgeschieden. Im Verlauf wird das dann deutlich besser“, so der Kinderarzt.

Geschwisterkinder und Kinderkrankentage: Diese Regeln sollten Eltern kennen

Doch was, wenn ein Kind krank und das andere fit ist? Müssen Geschwisterkinder von kranken Kindern ebenfalls zu Hause bleiben? In der Regel nicht erklärt der Arzt. Geschwisterkinder, die gesund sind, dürfen auch in den Kindergarten gehen. Doch es gibt wenige Ausnahmen für hochansteckende Krankheiten. Zudem sind auch hier die Hausregeln der jeweiligen Kita zu beachten.

Viele Eltern bringen ihre kranken Kinder aus beruflichen Gründen vorzeitig wieder in die Kita. Gerade bei fehlender Unterstützung, zum Beispiel durch die Großeltern, wollen sie meist nicht über einen längeren Zeitraum der Arbeit fernbleiben. Doch sie haben Anrecht auf Kinderkrankentage. Bei Paaren stehen jedem Elternteil 15 Kinderkrankentage, Alleinerziehenden sogar 30 Kinderkrankentage zu. In den meisten Fällen übernimmt die gesetzliche Krankenkasse dann bis zu 90 Prozent des ausgefallenen Nettolohns. Private Krankenversicherungen bieten diese Leistung meist nicht.

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