Schlag gegen Trump: EU könnte Dollar schwächen – Handelskrieg rächt sich
Donald Trump versetzt die Welt in Aufruhr. EZB-Präsidentin Lagarde sieht im Zollstreit Risiken für die Wirtschaft – und will die Turbulenzen als Chance nutzen.
Berlin – EZB-Präsidentin Christine Lagarde sieht im Zollstreit mit den USA eine große wirtschaftliche Bedrohung und plädiert für einen stärkeren Euro. Die seit Jahrzehnten bestehende Weltordnung werde derzeit „bis in ihre Grundfesten erschüttert“, sagte Lagarde in einer Rede an der Hertie School in Berlin.
EZB-Präsidentin will stärkeren Euro als Antwort auf Trump
„An die Stelle der multilateralen Zusammenarbeit sind Nullsummendenken und bilaterale Machtspiele getreten“, kritisierte sie, ohne US-Präsident Donald Trump und seine jüngste Zolldrohung gegen die EU konkret zu nennen. „Nun heißt es: Protektionismus statt Offenheit“. Selbst über die Vormachtstellung des Dollars herrsche Unsicherheit.
Diese Zäsur könne Risiken für Europa bergen, wo die Exporte fast ein Fünftel der Wertschöpfung ausmachten und 30 Millionen Arbeitsplätze absicherten.

Chancen im Handelskrieg: EZB-Chefin will Druck auf Trump erhöhen
Zugleich täten sich neue Chancen auf, sagte Lagarde. „Angesichts des derzeitigen Wandels scheint die Zeit reif zu sein für eine größere internationale Rolle des Euro.“ Rund 20 Prozent der Devisenreserven weltweit würden in Euro gehalten, auf den Dollar entfielen 58 Prozent. Seit Trump sein globales Zollpaket verkündet hat, steht der Dollar unter Druck. Der Euro ist gegenüber dem Dollar so stark wie seit über drei Jahren nicht.
„Eine Stärkung der internationalen Rolle des Euro kann sich positiv auf den Euroraum auswirken“, so Lagarde. So könnten Kredite in der EU günstiger werden, was die Binnennachfrage stütze. Zudem hätten Wechselkursschwankungen dann weniger Folgen, da mehr Handel in Euro erfolge, und Europa sei besser gegen Sanktionen gefeit.
Der Euro könnte zu einer echten Alternative zum Dollar werden und dem 20-Staaten-Block immense Vorteile verschaffen, wenn die Regierungen nur die Finanz- und Sicherheitsarchitektur des Blocks stärken würden, sagte die EZB-Präsidentin. „Die aktuellen Veränderungen schaffen die Voraussetzungen für einen ‚globalen Euro-Moment‘“, sagte Lagarde bei einer Rede in Berlin. „Der Euro wird seinen Einfluss nicht automatisch gewinnen – er muss ihn sich verdienen.“
Schlag für Trump: Euro könnte zur Alternativwährung werden
Um den globalen Status des Euro zu stärken, müsse Europa gleich auf mehreren Ebenen stärker werden: geopolitisch, wirtschaftlich und rechtlich. Europa brauche mehr Handelsabkommen und müsse militärisch aufholen, fordert Lagarde. Zudem solle die EU zu einem erstklassigen Ziel für internationales Kapital werden, indem es den Binnenmarkt vollende und den Kapitalmarkt vertiefe. Drittens müsse Europa „Rechtsstaatlichkeit verteidigen und als politische Einheit auftreten, damit wir Druck von außen standhalten können“.
Europa sollte den Euro auch zur bevorzugten Währung für Unternehmen machen, die im internationalen Handel Rechnungen ausstellen, sagte sie. Dies könnte durch den Abschluss neuer Handelsabkommen, verbesserte grenzüberschreitende Zahlungen und Liquiditätsvereinbarungen mit der EZB unterstützt werden. (bohy/dpa)