Renten-Kürzungen möglich: Das Geld vieler Rentner wurde verzockt

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Nicht alle sind in der gesetzlichen Rente versichert. Eine Gruppe von Pensionären sorgt über Versorgungswerke für den Ruhestand vor. Nun zeigen sich Risiken.

Berlin – Das deutsche Rentensystem steht noch immer auf wackeligen Beinen. Ärzte und andere „kammerfähige Berufe“ müssen sich in den Versorgungswerken versichern. Recherchen zeigen jedoch immer wieder, wie risikobehaftet die Rentenversicherung dort in Teilen ist. Ein Versorgungswerk hat offenbar viel Geld verloren – das dürfte bei einigen Menschen Sorge befeuern.

Rente durch Versorgungswerke: Hessische Ärzte könnten wegen Immobilienmarkt Verluste machen

Die Versorgungswerke finanzieren ihre Leistungen ohne staatliche Zuschüsse ausschließlich aus den Beiträgen ihrer Mitglieder. Wie bei der gesetzlichen Rente werden die Einnahmen direkt für die Rentenzahlungen an die Mitglieder verwendet. Der größere Teil wird jedoch angelegt. Diese verzinste Geldanlage wird dann später für die Rentenzahlungen verwendet.

Oft erhalten Sparer aus der Riester-Rente nur wenig mehr zurück, als sie ursprünglich eingezahlt haben. (Symbolbild)

Die Mitgliedsbeiträge wurden auch in Aktien oder Immobilien investiert, in der Hoffnung auf bessere Renditen. Dabei kam es auch zu Fehlspekulationen, wie beim Versorgungswerk der Zahnärztekammer Berlin. Aufgrund des derzeit angespannten Immobilienmarkts kann es zudem zu Verlusten kommen. Das widerfuhr laut Handelsblatt-Recherchen nun auch dem Versorgungswerk der Landesärztekammer Hessen.

Die hessischen Ärzte könnten demnach Hunderte Millionen Euro mit verbrieften Immobilienfinanzierungen verbrannt haben. Laut dem Handelsblatt rechnet das Versorgungswerk mit weiteren „außerordentliche“ Abschreibungen für das Jahr 2024. Grund sei die „anhaltende schwierigen Situation am Immobilienmarkt.“

Renten-Problem für Ärzte? Versorgungswerk meldet Probleme

Bereits im Jahr 2024 verwies der Vorstandsvorsitzende des Versorgungswerks der Landesärztekammer Hessen, Dr. med. Freiherr Schenck zu Schweinsberg, die Delegierten darauf, dass sich der deutsche Immobilienmarkt auch im Jahr 2023 in einer Krise befand. Von den Turbulenzen auf dem Immobilienmarkt blieb laut eigenen Angaben auch das Versorgungswerk nicht verschont. Auf diverse Forderungen gegenüber Immobilienentwicklern und -gesellschaften des Versorgungswerks mussten Abschreibungen vorgenommen werden.

In der über 50-jährigen Geschichte beendete das Versorgungswerk zum zweiten Mal ein Jahr mit einem negativen Ergebnis (erstmalig war dies im Jahr 2008 im Zuge der Finanzkrise der Fall). Die Zahl der aktiven Mitglieder war auch im Jahr 2023 höher als im Vorjahr. Waren es im Jahr 2022 noch 36.506 beitragszahlende Mitglieder, belief sich diese Zahl ein Jahr später schon auf 37.650. Es müssen also zugleich auch mehr Renten finanziert werden, als bisher. Was letztendlich die genauen Folgen für Mitglieder der hessischen Ärzteversorgung sind, ist schwer zu sagen.

Rente der Versorgungswerke – nicht alle sind in der gesetzlichen Rente versichert

Grundsätzlich sind Kürzungen von Leistungszusagen möglich, da es bei den Versorgungswerken keine Garantien gibt. Macht das Versorgungswerk Verluste, kann es für Rentner bitter ausgehen.

Für viele Berufsgruppen spielen die Versorgungswerke bei der Altersvorsorge eine ähnlich zentrale Rolle wie die gesetzliche Rente für die meisten Arbeitnehmer. Grundsätzlich sind die Renten der Mitglieder von Versorgungswerken höher als die der gesetzlichen Rente. „Da viele deutlich überdurchschnittlich verdient haben, bewegen sich ihre Altersbezüge dennoch auf einem hohen Niveau“, sagt Andreas Irion, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbandes der Rentenberater, der Welt.

Rentenerhöhung in den Versorgungswerken: Oft viel niedriger als die Inflation

Anders als bei der gesetzlichen Rentenversicherung wird bei den Versorgungswerken die Rentenerhöhung jedoch nicht nach einem festen Kriterium bestimmt. Jedes Versorgungswerk bestimmt den Anpassungsmechanismus in seiner Satzung individuell. Wie das Fachportal für Zahnmedizin dzw.de berichtet, werden die Renten in den Versorgungswerken in der Regel um null bis ein Prozent pro Jahr angepasst.

Das hat mit der Finanzstruktur der Versorgungswerke zu tun, die die Mitgliederbeiträge in unterschiedliche Projekte anlegen und eine bestimmte Rendite (in der Regel um die 2-3 Prozent) erwirtschaften müssen, um die bestehenden Renten finanzieren zu können. Rentenpassungen können nur dann finanziert werden, wenn die Rendite deutlich höher ausfällt.

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