Bergfilm-Festival: Direktor zieht positives Fazit

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Geschafft mit einem guten Gefühl: Preisträger und Organisatoren haben beim Bergfilm-Festival 2025 nicht nur ansprechende Filme gezeigt, sondern auch tiefgründige Ebenen beleuchtet. © Heidi Siefert

Das Bergfilm-Festival Tegernsee war erneut ein großer Erfolg. Preisträger und Filme unterstrichen zum Abschluss die soziale wie politische Relevanz der Veranstaltung.

Könnte es einen schöneren Titel für einen Siegerfilm geben, als „Champions Of The Golden Valley“? Der im Rahmen des 22. internationalen Bergfilm-Festivals Tegernsee vergebene, mit 3000 Euro dotierte, Große Preis der Stadt Tegernsee ging an einen Skifilm aus Afghanistan. Das war umso berührender, als der porträtierte Skifahrer die für den Dokumentarfilm-Oscar vorgeschlagene Dokumentation selbst präsentierte. Entsprechend eilig musste er den Festabend verlassen, um rechtzeitig bei der Vorführung zu sein.

Nichtsdestotrotz machte der kurze Auftritt des 35-jährigen Alisha Farhang Eindruck. Er sei einer derjenigen, die nicht ins Stadtbild passen, spielte er fassungslos auf Bundeskanzler Friedrich Merz an. In tadellosem Deutsch („Nein, ich habe kein Bürgergeld verprasst, sondern gelernt“) betonte er unter Applaus, dass keiner gern aus der Heimat fliehe. Er selbst entschloss sich 2021 nach der Machtübernahme der Taliban dazu und lebt nun in einer sächsischen Kleinstadt.

Ski im Kriegsgebiet: aus einfachsten Mitteln

Auch das thematisiert der Film, der sein Publikum in sehr eindrucksvollen Bildern in die mehr als 2500 Meter hoch gelegenen Region Bamyan im Hindukusch mitnimmt, wo Farhang Zeit seines Lebens der Schnee und das Skifahren faszinieren. Seinen großen Traum, sein Heimatland als erster Skifahrer bei Olympischen Spielen zu vertreten und der Welt zu zeigen, dass es in seiner Heimat nicht nur Krieg gibt, kann er zwar nicht verwirklichen. Er schreibt aber Geschichte, als er 2017 bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz startet.

Vor allem aber förderte er in seiner Heimat den Skisport, organisierte Rennen für alle Bevölkerungsgruppen, Männer und Frauen und baute mit Kindern aus einfachsten Mitteln Ski, „weil das unsere Leute motiviert“. Mit ein paar guten Turns vergesse man alles, sagt er im Film. Was die strahlenden Gesichter der Kinder untermauern, die mit selbst geschnitzten Ski ihre Freude haben. 

Speedklettern im Kriegsgebiet

 „Champions Of The Golden Valley“ ist nicht der einzige politische Film an diesem Abend. Der ukrainische Speedkletterer Danyil Boldiyrev, der unter anderem 2022 bei den European Championships in München Gold gewonnen hatte, initiierte „Climbing Never Die“. Das zeigt, wie Kinder in Dnipro und Charkiw beim Klettern und Bouldern für ein paar Stunden den Krieg und die Angst vergessen sollen. Harry Putz, der vor zwei Jahren schon einmal die Katergorie „Naturraum Berg“ gewonnen hatte, wurde für sein beklemmendes „Requiem in Weiß“ zum Gletschersterben in den Alpen erneut ausgezeichnet.

Dazu schöne, eindrucksvolle Filme vom archaischen Almleben über Babsi Zangerls historische Begehung im Flashklettern am El Capitan, also ohne Sturz oder Ruhepause, bis zum Freeride-Roadtrip mit öffentlichen Verkehrsmitteln und wenig Schlaf der vier junge Sportler mit kleinem Budget und festem Zeitlimit bis in die Zentraltürkei führt. „Bei der Reise ist uns bewusst geworden, dass Skifahren wunderbar, aber nur die halbe Wahrheit ist“, sagte Max Kroneck, der stellvertretend den Nachwuchspreis entgegennahm.

Wenn vom 14. bis 18. Oktober 2026 das Bergfilm-Festival in seine 23. Auflage geht, steht ein Beitrag bereits fest. „Strahlesuecher“ von Hanna Schneider und Paul Schweller soll dann Premiere feiern.

Projekt für 2026 festgelegt

Das Filmprojekt, das einen Strahler bei der Edelsteinsuche in den Schweizer Bergen begleiten und dabei auch sein Umfeld betrachten möchte, habe durch die dramaturgische wie ästhetische Herangehensweise überzeugt und verspreche, dem dokumentarischen Ansatz eine eigene Handschrift zu verleihen. „Zudem ist die Produktion an sich klein, nachhaltig und damit zeitgemäß aufgesetzt“, begründete Festival-Direktor Tom Dauer die Wahl.

Häufig ausverkauftes Festival

Schneider und Schweller strahlten schon jetzt. Die 5000 Euro zur Realisierung des Projekts hatte Ulf Michels vom bayerischen Sportschuh-Hersteller Lowa symbolisch in einen Bergstiefel verpackt und dem Filmteam darüber hinaus angekündigt, es für die Dreharbeiten in den Bergen komplett auszurüsten.    

 Ehe Filme und Festival beim gemütlichen Abschluss ausgiebig diskutiert wurden, hatte Dauer positive Bilanz über ein sehr gut besuchtes und häufig ausverkauftes Festival gezogen. Filmisch und von den vielen politischen Themen sei es unglaublich aktuell gewesen und habe gzeigt, welche „kulturelle Basisarbeit es leisten kann und damit auch einen Beitrag zur Verständigung und zum Erhalt der Demokratie“.  

Die Preisträger des Bergfilmfestivals

Großer Preis der Stadt Tegernsee (3000 Euro): Ben Sturgulewski, „Champions Of The Golden Valley“;

DAV-Preis für den besten Alpinfilm der Kategorie „Erlebnisraum Berg“ (1000 Euro): Eric Bissell, „Flashed“; 

bester Alpinfilm der Kategorie „Naturraum Berg“ (Olaf von Löwis, 1000 Euro): Harry Putz, „Requiem im Weiß“; „Lebensraum Berg“ (1000 Euro): Nick Rosen/Matt Room, „Climbing Never Die“;

Otto-Guggenbichler-Nachwuchspreis (1000 Euro): Loic Isliker, „Going East“;

Filmförderpreis Tegernsee/Lowa (5000 Euro): Hanna Schneider und Paul Schweller, Projekt „Strahlesuecher“;

besonderer Film (Rotary, 1000 Euro): Thomas Schäfer/Meike Hollneicher, „Tian“;

beste Kamera (Rotary, 1000 Euro): Vladimir Petrovíc und Ivan Čojbašić, „Dieses gute Land“;

lobende Erwähnung der Jury: Anthony Bonello, „Farming Turns“, und Guillaume Broust, „The Future Of Climbing“;

B2-Publikumspreis: Werner Bertolan, „Buhl – über alle Gipfel hinaus“.