Trump gewinnt nicht nur die US-Wahl: Totgeglaubte Firma macht ihn auch 1,5 Milliarden Euro reicher

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Donald Trumps Wahlsieg hat ihn über Nacht um 1,5 Milliarden US-Dollar reicher gemacht. Doch auch viele seiner Wähler ernten eine satte Rendite – dank einer längst totgeglaubten Trump-Firma.

Washington – Ein Gewinn von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar innerhalb weniger Stunden? Selbst für die USA klingt das außergewöhnlich – und doch ist es Realität. Denn nicht nur der Bitcoin, der DAX oder Tesla-Aktien gingen in der US-Wahlnacht durch die Decke. Sondern auch das Vermögen frisch gewählten Präsidenten der Vereinigten Staaten: Donald Trump hat sich in der Nacht zum Mittwoch (6. November) deutlich gegen Kamala Harris durchgesetzt und wird ab dem 20. Januar 2025 als 47. Präsident der USA vereidigt.

Aktie von Donald Trumps Firma als Wahlvorbote? Beliebtheit der Kampagne an Aktienkurs abzulesen

Schon 2016 war er das reichste Staatsoberhaupt der US-Geschichte, doch diesmal krönt er seinen Wahlsieg mit einem persönlichen Börsenknall: Die Aktie seiner Firma, Trump Media & Technology Group (TMGT), schoss parallel zu seinem zweiten Wahlerfolg in die Höhe und ließ den Wert seiner 56,6-prozentigen Mehrheitsbeteiligung um 1,5 Milliarden US-Dollar auf insgesamt 5,3 Milliarden steigen.

Trump hält rund 115 Millionen Aktien an der unter dem Kürzel DJT gelisteten Medienholding, die das soziale Netzwerk Truth Social und das Streamingportal Truth+ umfasst. Im vorbörslichen Handel stieg der Aktienwert um 35 Prozent, wodurch die Marktkapitalisierung der Firma auf insgesamt neun Milliarden US-Dollar anwuchs.

Allein diese Geschichte beweist einmal mehr, wie sehr Trump nach wie vor unterschätzt wird – aber auch, wie engmaschig bei ihm wirtschaftlicher Gewinn und politische Ambitionen miteinander vermischt sind. Fast das gesamte Jahr über galt die „Trump-Aktie“ nicht nur unter Shortsellern als heißester Tipp für eine gewinnbringende Börsenwette. Shortseller sind jene Börsianer, die für einen bestimmten Zeitraum auf fallende Kurse von Unternehmen wetten. So geschah es bereits einmal Anfang des Jahres, als TMGT noch einen Verlust von 58 Millionen US-Dollar vermeldete – und „kriminelle“ Shortseller für den Einbruch verantwortlich machte.

Jenes Szenario, so hofften es die Anleger, solle sich Anfang November wiederholen – wenn Harris über Trump triumphieren würde. Auf der anderen Seite standen jene, die an einen Sieg von Trump glaubten – allen negativen Vorzeichen zum Trotz. Indizien für eine mögliche Rallye gab die Aktie selbst über das gesamte Jahr verteilt.

Kamala Harris lässt Trump-Aktie abstürzen – doch nur vorläufig: Kurs verdreifacht bis zur US-Wahl

Als Trump etwa am 15. Juli J. D. Vance zu seinem Vize-Präsidentschaftskandidaten kürte, erlebte die DJT-Aktie mit einem Preis von 40,58 US-Dollar pro Stück einen erheblichen Aufschwung. Plötzlich herrschte Euphorie im Lager des Milliardärs.

Hatten aber die Demokraten die Nase stimmungsmäßig vorn, stürzte der Kurs sofort kolossal ab. Zum Beispiel zu jener Zeit, als Harris die Kandidatur von Joe Biden übernahm, der aus Altersgründen zurücksteckte. Und anschließend das TV-Duell mit Trump gewann. Damals, um den 23. September, fiel die Aktie auf ein historisches Tief von 12,15 US-Dollar. Auch der Großaktionär United Atlantic Ventures, eine US-Investmentgesellschaft, trennte sich damals von ihren über 7,5 Millionen Aktien. Trump hatte in diesen Zeiten selbst beteuert, dass er nicht vorhabe, seine Anteile künftig zu verkaufen – und hielt Wort.

Trump zu Frauen: „Schütze sie – ob sie es wollen oder nicht“
Donald Trump hat nicht nur die US-Präsidentschaftswahl gewonnen. Auch der Kurssprung der Aktie seines Unternehmens TMGT hat ihn um 1,5 Milliarden US-Dollar reicher gemacht. © Julia Demaree Nikhinson/AP/dpa

Selbst als die sechsmonatige Verkaufssperre der US-Börsenaufsicht SEC Ende September endete, blieb Trump seinen Anteilen treu. Sein nüchterner Kommentar während einer Pressekonferenz: „Viele Leute denken, dass ich meine Aktien verkaufen werde, wissen Sie, sie sind Milliarden von Dollar wert, aber ich möchte meine Aktien nicht verkaufen. Ich brauche kein Geld.“

DJT-Aktie geht als SPAC an die Börse – doch Trump verzichtet auf schnelle Rendite

Dabei hatte der Börsengang genau diese Absicht. DJT wurde nach der Fusion mit der Digital World Acquisition Corp. im März als sogenannte SPAC (Special Purpose Acquisition Company) an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet. Ein SPAC ist eine börsennotierte Mantelgesellschaft, die Kapital sammelt, um ein privates Unternehmen zu übernehmen und es dadurch an die Börse zu bringen. Investoren erhoffen sich von diesem Schritt oftmals eine schnelle Rendite – so auch Trump, der damals zahlreichen Gerichtsklagen mit empfindlichen Entschädigungszahlungen ausgesetzt sah. Bei einem Verkauf seiner Anteile hätte er rund 2,7 Milliarden US Dollar bekommen. Doch die Strategie war vermutlich eine andere.

Auf zahlreichen Trading-Portalen avancierte die „Trump-Aktie“ zu den am häufigsten gehandelten Wertpapieren. Sie galt als aktienbasiertes „Schlachtfeldsymbol“, wie es die US-amerikanische Trading-Plattform Stockwits ausdrückte. Sie diente als Ventil für viele Anhänger, um ihre eigene Gefolgschaft im politischen Geschehen kundzutun. Harris-Fans verkauften oder wetteten gegen sie, Anhänger Trumps kauften fleißig die Papiere. Entscheidend waren aber – so wie bei der tatsächlichen Wahl wohl auch – die unentschiedenen Wähler. Und die achteten in der Realität und am Aktienmarkt anscheinend mehr auf ihren eigenen Kontostand als auf die politischen Überzeugungen.

Unentschiedene Wähler „investierten“ in Trump – und erhalten Rendite und die zweite Präsidentschaft

Denn seit dem Kurssturz im September hat sich die Aktie bis Ende Oktober verdreifacht – und stieg auf 51,51 US-Dollar pro Stück. In der Wahlnacht selbst musste der Handel aufgrund der Volatilität am Dienstag dreimal für jeweils wenige Minuten ausgesetzt werden. Je näher die Wahl also rückte, desto mehr neutrale Anleger wetteten gemeinsam mit den republikanischen Anhängern vermutlich auf einen Trump-Sieg. Doch weniger aus Ideologie, vielmehr lockte die hohe Gewinnaussicht – oder besser: verführte. Begleitend dazu sprach Trump im politischen Tagesgeschäft fortwährend von Steuervergünstigungen und sogar dem Wegzaubern der Inflation – Versprechen, die der nächste US-Präsident kaum einhalten werden dürfte. Nahmen ihm die Wähler aus der politischen Mitte diese Wahlkampfrhetorik tatsächlich ab?

Wahrscheinlicher ist es eher, dass sie es glauben wollten – und parallel die Aktien von DJT kauften. Die Logik dahinter: Gewinnt Trump, geht der Aktienkurs durch die Decke – und beschert ihnen eine satte Rendite. Überhaupt galten die DJT-Papiere schon länger als Hort für Klein- und Privatanleger.

Politik und Wirtschaft sind bei Donald Trump untrennbar miteinander verbunden

Für die Öffentlichkeit zeigt das Schauspiel einmal mehr: Hätten die Wahlexperten, die bis zuletzt ein enges Rennen prognostizierten, auf den Aktienkurs geschaut, hätten sie die breite Unterstützung für Trump vielleicht besser erfasst. Einmal mehr beweist der Wahlerfolg von Trump sich, wie eng bei ihm Politik und Wirtschaft verknüpft sind. Es ist eine Mischung, die Anlegern eine satte Rendite beschert hat.

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