Wieder aufgeflammt ist in Börwang die Diskussion um die Nahversorgung. Macht es Sinn, wie vom Gemeinderat beschlossen, einen großräumigen Supermarkt außerhalb der Ortschaft anzusiedeln?
Haldenwang/Börwang – Oder doch besser einen etwas kleineren Lebensmittelmarkt zentral im Ortskern? Für letzteres hat die „Interessengemeinschaft (IG) Börwang“ aktuell einen neuen möglichen Standort aus dem Hut gezaubert.
Demnach könnte nun eine Einkaufsmöglichkeit mit Backshop, Imbiss und Café in Nähe des derzeitigen Dorfladens errichtet werden. Bauliche Vorlage ist der Wildpoldsrieder „Nahkauf“. In einer gut besuchten Info-Veranstaltung präsentierte Stadtplaner Christoph Stöberl einen ersten möglichen Architektenentwurf. Die Pläne für das eingeschossige Gebäude mit flachem Satteldach stießen auf positive Resonanz.
„Lasst den Laden im Dorf“, appellierte IG-Sprecher Josef Fackler an Bürgermeister und Gemeinderat. „Mit der Gelegenheitsentscheidung für einen überdimensionierten Supermarkt an der Steige verbauen wir uns eine nachhaltige Dorfentwicklung und eine Aufwertung des Ortskernes. Wir sind überzeugt, es gibt bessere Lösungen.“ Die Börwanger Ortsmitte müsse gestärkt und eine zentrale Begegnungsstätte für alle Generationen geschaffen werden. Seit die Dorfwirtschaft „Forsthaus“ vor fünf Jahren geschlossen wurde, gibt es zentral im Ort keine Gastronomie und damit keinen öffentlichen Treffpunkt mehr.
IG-Vorschlag für Börwanger Nahversorger punktet mit verkehrsgünstige Lage
Die IG verweist auf die verkehrsgünstige Lage an der Staatsstraße zwischen dem Kreisverkehr und der Abzweigung nach Haldenwang. Das ins Auge gefasste private Grundstück verdiene eine Aufwertung. Eine Zufahrt sei bereits vorhanden. Der Erschließungsaufwand wird als gering erachtet. Vorteilhaft sieht man die Nähe zur bestehenden Infrastruktur mit Dorfplatz, Kindergarten und Bushaltestelle. Der Lebensmittelmarkt an dieser Stelle sei für Fußgänger gut erreichbar, eine sichere Straßenquerung bereits vorhanden.
Für die Standortalternative im Ortskern haben die Initiatoren Gespräche mit dem Grundstückseigentümer geführt. Dieser ist bereit, das Areal abzutreten, wobei über den Kaufpreis noch verhandelt werden muss.
„Schöne Idee“
Das bestehende alte Gebäude auf der Fläche könnte dann abgerissen werden. Zudem hat man bereits einen Projektinteressenten gefunden, ebenso einen möglichen Betreiber für den Markt.
Meine news
Der Knackpunkt: Bürgermeister und Gemeinderäte ziehen bisher nicht mit. Doch die Kommune müsste Gelder locker machen. „Das Ganze ist zwar eine schöne Idee“, räumte Rathauschef Josef Wölfle ein, „jedoch wäre die wirtschaftliche Umsetzung nur mit Kostenbeteiligung der Gemeinde möglich.“ Das sei keine Option. Deshalb wolle man am bestehenden Ratsbeschluss für den dezentralen Supermarkt festhalten.
Zwar habe es Verzögerungen gegeben. Zwischenzeitlich jedoch seien die Pläne mit der Firma Feneberg in trockenen Tüchern. Der Pachtvertrag laufe mindestens 15 Jahre. Und bezahlt werde alles vom Investor selbst, der Gemeindesäckel bleibe verschont.
Kein Verständnis
„Vor zwei Jahren, als das so entschieden wurde, gab es keine Alternative. Jetzt haben wir eine“, konterte Fackler. Die Entscheidung für den Supermarkt an der Steige sei ohne fachkundige Bedarfsermittlung gefallen. Auch eine Bürgerbeteiligung habe es nicht gegeben. Der IG-Sprecher zeigte kein Verständnis dafür, dass die Gemeinde das neue Konzept nicht weiter verfolgen will. Einen Gemeinderatsbeschluss könne man wieder kippen. Dieser Ansicht war auch das Gros der rund 150 Anwesenden.
„Ich weiß nicht, wie ich in 20 Jahren hinauf auf die Steige zum Einkaufen kommen soll“, gab eine Börwangerin zu verstehen. Das Ratsgremium habe an den Bürgern vorbei entschieden. Andere Stimmen sprachen dem Supermarkt an der Steige grundsätzlich die Perspektive ab. Mehr Sinn mache es, das notwendige neue Feuerwehrdomizil oben am Berg anzusiedeln.
Mit dem Kreisbote-Newsletter täglich zum Feierabend oder mit der neuen „Kreisbote“-App immer aktuell über die wichtigsten Geschichten informiert.
Feste, Konzerte, Ausstellungen: Was man in Kempten und Umgebung unternehmen kann, lesen Sie im Veranstaltungskalender.