Drastischer Stellenabbau in Deutschland: Miele lockt Mitarbeiter mit Rekord-Abfindung
In Pandemiezeiten gehörte Miele zu den Gewinnern – das ist vorbei. Inzwischen will die Traditionsfirma sparen und Personal abbauen. Einige Betroffene erwarten hohe Abfindungen.
Gütersloh – Es ist noch nicht lange her, dass der Haushaltsgerätehersteller Miele sein großes Personalabbauprogramm angekündigt hat. Nun ist laut Medienberichten bekannt, was die betroffenen Mitarbeiter bekommen. Eine Abfindung im sechsstelligen Bereich winkt: Miele will im Einzelfall seinen Beschäftigten in Deutschland bis zu 270.000 Euro Abfindung zahlen, wie die Magazine stern und Capital berichten.
Miele baut in Deutschland 1.300 Arbeitsplätze ab – und will hohe Abfindungen zahlen
Es sollen circa 1.300 entfallen, teilte Miele im Juni in Gütersloh mit. Davon sollen 700 Arbeitsplätze in der Waschmaschinenproduktion ins polnische Werk Ksawerów verlagert werden. Um Personal abzubauen, soll es unter anderem Abfindungen und Vorruhestandsregelungen geben. Betriebsbedingte Kündigungen seien bis Ende 2027 „grundsätzlich“ ausgeschlossen, hieß es. Zudem gab Miele im Sommer die Einigung auf einen neuen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft IG Metall bekannt. Der Zukunfts- und Sozialtarifvertrag läuft von Anfang August 2024 bis Ende Dezember 2028, er sieht Investitionen von 500 Millionen Euro vor.
Die IG Metall wertete das Verhandlungsergebnis nach den langwierigen Tarifverhandlungen als „Licht und Schatten“. Es sei nicht gelungen, Miele von ihren grundsätzlichen Abbau- und Verlagerungsplänen abzubringen, erklärte der Verhandlungsführer der IG Metall, Patrick Loos. Der Arbeitsplatzabbau sei für die Betroffenen „sehr bitter“. „Aber mit den großzügigen Abfindungen, die mit einer sozialen Komponente insbesondere den unteren Entgeltgruppen zugutekommen, haben wir richtig was rausgeholt.“ Betriebsrätin Birgit Bäumker wertete die Investition von 500 Millionen Euro als gutes Signal für die Miele-Standorte in Deutschland.
Deutscher Hausgeräte-Hersteller Miele zückt den Rotstift
Miele ist in einer schwierigen Phase. In der Coronazeit boomte das Geschäft. Die Menschen verbrachten viel Zeit daheim und bekamen Lust, die eigenen vier Wände auf Vordermann zu bringen – etwa mit einer neuen Küche. Nach dem Ende der Pandemie schwächelte die Nachfrage, 2023 sank der Umsatz auf knapp fünf Milliarden Euro (2022: 5,4 Milliarden Euro). Weltweit sind rund 22 700 Menschen für das Unternehmen tätig.
Das Management wertete die Entwicklung nicht als zwischenzeitliche Delle, sondern als „nachhaltige Veränderung der für uns relevanten Rahmenbedingungen“, auf die man reagieren müsse. Die Stellenabbau-Pläne hatte sie bereits im Februar veröffentlicht und danach Gespräche mit Arbeitnehmervertretern aufgenommen. Damals war von 2000 Arbeitsplätzen weltweit die Rede, neu ist nun die Zahl für Deutschland, also die 1300.
Die für Personal zuständige Miele-Geschäftsführerin Rebecca Steinhage gab sich zuversichtlich: „Wir schaffen sehr gute Voraussetzungen für das gemeinsame Ziel, die notwendigen Veränderungen ohne betriebsbedingte Beendigungskündigungen in die Tat umsetzen zu können.“ (bohy mit Material der dpa)