Lager der WHO unter Beschuss - „Massive Explosionen“ im Gazastreifen

Bei neuen israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde mindestens 15 Menschen getötet worden. Allein 13 Menschen seien bei einem Angriff auf das an der Mittelmeerküste westlich der Stadt Gaza gelegene Vertriebenenlager Al-Schati ums Leben gekommen, sagte Zivilschutzsprecher Mahmud Bassal am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP. Bei den israelischen Angriffen wurden auch eine Mitarbeiterunterkunft und ein Lager der Weltgesundheitsorganisation (WHO) getroffen.

Nach dem Angriff auf Al-Schati berichteten Augenzeugen aus dem Lager von "massiven Explosionen" und "ununterbrochenen Luftangriffen" in der Nacht. Bassal zufolge wurden 50 Menschen verletzt. Weil sie aufgrund der Benzinknappheit nicht Auto fahren konnten, trugen Anwohner die Verletzten teilweise zu Fuß weg, wie weitere Augenzeugen berichteten. 

Evakuierungsaufrufe im Gazastreifen

Der Einsatz werde auf eine Gegend ausgeweitet, wo die Soldaten "bisher nicht im Einsatz waren", hatte Armeesprecher Avichay Adraee am Sonntag erklärt. In einer auf Arabisch veröffentlichten Mitteilung forderte er die in der betroffenen Gegend lebenden Palästinenser auf, sich an der Mittelmeerküste in der weiter südlich gelegenen Region Al-Mawasi in Sicherheit zu bringen. Al-Mawasi ist von Israel als "humanitäre Zone" ausgewiesen worden.  

Hilfesuchende in Gaza
Erneut sollen zahlreiche Menschen beim Warten auf Hilfsgütern getötet worden sein. Omar Ashtawy/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Laut Schätzungen des UN-Büros für humanitäre Angelegenheiten (Ocha) lebten vor der Evakuierungsaufforderung in der Region um Deir el-Balah 50.000 bis 80.000 Menschen, darunter 30.000 in Vertriebenunterkünften. Fast 88 Prozent der Bevölkerung im Gazastreifen ist demnach derzeit von israelischen Evakuierungsaufforderungen betroffen oder lebt in vom israelischen Militär kontrollierten Gebieten.

Festnahmen von WHO-Mitarbeitern und Familienangehörigen

Am Montag hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) israelische Angriffe auf ihre Mitarbeiterunterkunft und ein Lager im Zentrum des Gazastreifens verurteilt. "Die Mitarbeiterunterkunft der WHO in Deir al-Balah im Gazastreifen wurde heute dreimal angegriffen, ebenso wie ihr Hauptlager", erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag im Onlinedienst X. "Israelisches Militär" habe das Gelände betreten und WHO-Mitarbeiter und Familienangehörige festgenommen. Eine Waffenruhe sei "überfällig".

Internationale Kritik an Israel

Die 25 Länder forderten Israel dazu auf, "seinen Verpflichtungen gemäß dem humanitären Völkerrecht nachzukommen" und die Beschränkungen bei den Hilfslieferungen "unverzüglich" aufzugeben. "Die Verweigerung lebenswichtiger humanitärer Hilfe für die Zivilbevölkerung durch die israelische Regierung ist inakzeptabel", hieß es weiter. In der Erklärung der 25 Staaten wird außerdem die "sofortige und bedingungslose Freilassung" der nach wie vor von der Hamas festgehaltenen Geiseln gefordert.

Israelische Regierung weist Kritik zurück

Israels Außenminister Gideon Saar verurteilte die Erklärung. Statt auf Israel sollte internationaler Druck auf die Hamas ausgeübt werden. Der US-Botschafter in Israel, Mike Huckabee, nannte die Erklärung "widerlich". Ägypten unterstützte die Erklärung. Kairo ist einer der wichtigsten Vermittler zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas bei den Bemühungen um eine Waffenruhe.