"Krise ist hausgemacht": Leser sehen Fehler im Lieferantenmanagement von VW

Ein Produktionsstopp bei VW wegen Chipmangels entfacht eine vielstimmige Leserdebatte: Während etliche Leser das Lieferantenmanagement bei VW und die unterlassene Diversifikation scharf kritisieren, machen andere vor allem die politische Eskalation der EU und Deutschlands – insbesondere gegenüber China – für die Lieferengpässe verantwortlich. 

Der vollständige Artikel, auf den sich die folgende Kommentar-Analyse bezieht, ist hier verfügbar: Fehlende Chips! VW stoppt Golf-Produktion - Zwickau geht in Kurzarbeit

Auch die Konsequenzen der Globalisierung und wirtschaftlicher Abhängigkeiten werden kontrovers diskutiert; viele Kommentatoren sehen dadurch die deutsche Industrie gefährdet. Parallel sorgt der Umgang mit Kurzarbeit durch VW für Unmut und Misstrauen gegenüber der Finanzierungsstrategie des Konzerns. 

Verteilung der Meinung zu "Chipkrise bei VW: Leser üben scharfe Kritik an Management, Politik und Globalisierung"
Übergeordnet spiegelt die Diskussion eine verbreitete Skepsis gegenüber Wirtschaft, Politik und Globalisierung wider. FOCUS Online

Kritik an einseitiger Lieferantenbindung

Mit rund 22 Prozent spiegeln die Kommentare eine breite Kritik am Lieferantenmanagement von VW. Viele Leser bemängeln die starke Abhängigkeit von einzelnen Zulieferern sowie das Fehlen alternativer Bezugsquellen – für sie sind diese Versäumnisse die Hauptursache für die aktuellen Produktionsprobleme.

"Es gibt nur einen Lieferanten und VW-Manager hielten es nicht für nötig, ausreichend Vorräte anzulegen. Zeit für eine Beförderung, z.B. vor die Türe."  Zum Originalkommentar

"Eigentlich gibt es für jedes zugelieferte Teil eine "second source". Haben die das bei VW vergessen?"  Zum Originalkommentar

"Ich denke, dass besonders kritische Bauteile nicht nur von einem Lieferanten bezogen werden, sondern zumindest eine zweite Alternative besteht. Bei diesen Bauteilen gibt es mindestens zehn Firmen, die ähnliche und sogar bessere Bauteile liefern können. Ich glaube den Aussagen von Volkswagen nicht, dass es sich um eine Chipkrise handelt."  Zum Originalkommentar

Vorwürfe gegen Politik wegen Handels- und Außenpolitik

Mit einem Stimmenanteil von 17 Prozent machen die Leser politische Entscheidungen und internationale Handelskonflikte, insbesondere mit China, für die Chipkrise verantwortlich. Sie kritisieren das wirtschaftspolitische Verhalten Deutschlands und der EU und beklagen verschlechterte Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern.

"Bei Nexperia gab es erst Lieferprobleme, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die bisher von einer chinesischen Konzernmutter geführten Firma übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten wie Chips für die Autoindustrie. Man sollte Großmächten nicht vorschreiben, was sie zu tun und lassen haben ..."  Zum Originalkommentar

"Die deutsche Politik versucht, die Beziehungen zu wichtigen Handelspartnern zu verschlechtern. Prominentestes Beispiel ist China. Neben China wird neuerdings aber auch gegen die Erdöl exportierenden Länder gestänkert, und zwar wegen des Klimas."  Zum Originalkommentar

"Das kommt davon, wenn sich Europa nicht von den USA unabhängig aufstellt. 2019 ging Nexperia an das chinesische Unternehmen Wingtech Technology, dann folgten Exportverbote. Ob sich China das gefallen lässt, ist zu bezweifeln. Was kommt als Nächstes?"  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber Kurzarbeitergeld

13 Prozent der Kommentare wenden sich gegen die Kurzarbeitsregelung: Viele Leser sehen darin eine Ausnutzung öffentlicher Gelder, da das Unternehmen von den Kosten für Beschäftigte entlastet werde, während der Steuerzahler einspringt.

"VW: Steuergelder abgreifen, aber den Mitarbeitern großzügig die Differenz zum Kurzarbeitergeld erstatten."  Zum Originalkommentar

"Eine willkommene Gelegenheit für VW, mal wieder Kurzarbeitergeld vom Steuerzahler abzugreifen."  Zum Originalkommentar

"Kurzarbeitergeld bezahlt dann wieder der Steuerzahler."  Zum Originalkommentar

Warnung vor Globalisierungsabhängigkeiten

Jeder zehnte Leser kritisiert die Folgen der Globalisierung. Sie warnen vor gefährlicher Abhängigkeit der deutschen Industrie von ausländischen Lieferanten und beklagen, dass Know-how und Produktion ins Ausland verlagert wurden.

"Das ist der großartige Vorteil einer fehlerhaften Globalisierung."  Zum Originalkommentar

"Die Globalisierung des Welthandels, alle wollten es so für den Profit. Jetzt habt ihr die Globalisierung mit aller Macht, liebe Politiker und Manager. Also nicht heulen jetzt."  Zum Originalkommentar

"Es ist ja aus der Mode gekommen, im Inland zu produzieren. Know-how und Firmen wären genügend da gewesen. Inzwischen wirklich schwieriger durch Abwanderung."  Zum Originalkommentar

Angst um technologischen Rückstand

Rund 9 Prozent der Leser thematisieren den Verlust von technologischem Know-how und Produktionskapazitäten in Deutschland. Sie fordern eine Umstrukturierung der Zulieferindustrie, mehr Eigenfertigung und hinterfragen die Standortpolitik.

"Das Thema gab es vor 2-3 Jahren schon einmal und da hieß es, dass man zukünftig die Chips in Deutschland oder in der EU fertigen lassen wolle. Man hat bei VW nicht dazugelernt! Oh Wunder!"  Zum Originalkommentar

"Die DDR-Mikroelektronik hat man abgewickelt mit all seinen echten Fachkräften, natürlich hätte man sich immer wieder auf den neuesten technologischen Stand bringen müssen, aber die Infrastruktur und das Personal wären da gewesen."  Zum Originalkommentar

"Vielleicht sollte die vom drohenden Verbrennerverbot ach so gebeutelte Zulieferindustrie mal umschwenken und Chips statt Hochdruckeinspritzdüsen und Turbolader herstellen. In Asien geht das doch auch."  Zum Originalkommentar

Kritik am Management — Beschäftigte als Leidtragende

Manche Leser (8 Prozent) äußern sich kritisch zum VW-Management. Sie sehen mangelnde Weitsicht und Profitgier als Gründe für die Krise, deren Konsequenzen letztlich die Beschäftigten ausbaden müssen.

"Mitleid mit den Firmen ist fehl am Platz. Die Beschäftigten dürfen die "Weitsicht" und Geldgier ihrer anscheinend nicht sehr fähigen, überbezahlten Leitung wie immer ausbaden. Das Thema ist seit vielen Jahren bekannt, aber wurde anscheinend ignoriert."  Zum Originalkommentar

"Die Krise ist hausgemacht. Die Belegschaft darf es ausbaden. Wie immer."  Zum Originalkommentar

"Hauptsache, die Managergehälter stimmen."  Zum Originalkommentar

Ironie und Sarkasmus als Ventil

Die restlichen 21 Prozent der Kommentare fassen verschiedene ironische und sarkastische Beiträge zusammen. Hier nehmen Leser mit Humor und Spott Bezug auf die Chipkrise, politische Akteure und gesellschaftliche Entwicklungen.

"Morgen stürme ich den Supermarkt und kaufe alle Chips auf, die ich kriegen kann. Die verhökere ich dann an VW. Naja, Kartoffelchips sind vielleicht nicht die erste Wahl, aber vielleicht merkt es bei VW keiner."  Zum Originalkommentar

"Also fragt mal Habeck, der weiß das ganz genau."  Zum Originalkommentar

Diskutieren Sie mit: Hat VW aus früheren Krisen nichts gelernt – oder werden die Probleme durch globale Politik und internationale Lieferketten heute einfach zu groß? Wie müsste ein modernerer Umgang mit Technologien und Handel aussehen, um solche Störungen künftig zu vermeiden? Ihre Meinung und Erfahrungen sind gefragt – kommentieren Sie jetzt!

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