Union rutscht ab, AfD legt zu: Neuer Tiefstand im Abstand beider Parteien
Die Union verliert in der Wählergunst, während die AfD aufholt. Eine Differenz von nur vier Prozentpunkten zeigt einen neuen Tiefstand. Warum?
Berlin – Die Union (CDU/CSU) rutscht in der Wählergunst weiter ab, während die AfD aufholt. Laut dem aktuellen Sonntagstrend des Meinungsforschungsinstituts Insa für die Bild-Zeitung kommt die Union auf 27 Prozent – ein Prozentpunkt weniger als in der Vorwoche. Die AfD legt um einen Punkt zu und erreicht 23 Prozent. Damit liegt die Differenz zwischen beiden Parteien nur noch bei vier Prozentpunkten – ein neuer Tiefstand im Abstand seit Monaten.
Einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für den ARD-DeutschlandTrend zufolge sehen 83 Prozent der Befragten in der aktuellen Lage eher Anlass zur Beunruhigung.

Noch im November 2024 lag die Union im Insa-Trend 14 Punkte vor der AfD, bei der Bundestagswahl im Februar 2025 betrug der Vorsprung immerhin 7,8 Punkte. Für die AfD ist das aktuelle Ergebnis der beste Wert seit Januar 2024. Die Union hingegen rutscht auf einen Wert ab, wie sie ihn zuletzt im Oktober 2023 verzeichnet hatte.
AfD profitiert vom Schuldenstreit
Insa-Chef Hermann Binkert sieht den Grund für die Verschiebung in der zunehmenden Kritik am Kurs der Union im Zuge der Regierungsverhandlungen mit der SPD. „Die AfD profitiert vom Ergebnis der Sondierungen und den Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD. Letztlich hat die Union mit dem Schuldenpaket nicht gehalten, was sie vor der Wahl versprochen hat. Mancher Enttäuschte geht zur AfD“, sagte Binkert gegenüber der Bild-Zeitung. Das Umfrageergebnis zeige, dass Sorgen in der Union, die AfD könnte ihr den Rang ablaufen, berechtigt seien.
Auch im ZDF-Politbarometer äußert sich der Vertrauensverlust. Demnach sehen 73 Prozent der Befragten – darunter 44 Prozent der Unionsanhänger – die Aufnahme hoher zusätzlicher Schulden als Wählertäuschung. Nur 25 Prozent halten diesen Vorwurf für unberechtigt.
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Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz hatte vor der Bundestagswahl eine Neuverschuldung in Rekordhöhe strikt abgelehnt. Nach der Wahl verteidigte er das mit SPD und Grünen vereinbarte Schuldenpaket in Höhe von bis zu 500 Milliarden Euro mit einer veränderten politischen Lage. Die Entscheidung belastet nun sein Ansehen. Laut Politbarometer sank die Zustimmung zu Merz als Kanzler von 44 auf 37 Prozent.
Partei | Ergebnis der Insa-Umfrage in Prozent |
Union | 27 |
SPD | 15 |
Grüne | 12 |
Linke | 10 |
AfD | 23 |
FDP | 3 |
BSW | 5 |
Mehrheit für Verteidigungskredite – Kritik an Investitionspaket
Die Bevölkerung zeigt sich in der Frage der Schuldenaufnahme gespalten. Laut Politbarometer halten 64 Prozent eine Lockerung der Schuldenbremse für höhere Verteidigungsausgaben für richtig. Die geplante Aufnahme von bis zu 500 Milliarden Euro für Infrastruktur- und Klimainvestitionen finden hingegen nur 50 Prozent gut. 27 Prozent halten sie für überzogen, 15 Prozent sehen keinen Bedarf für zusätzliche Kredite.
In der Sonntagsfrage ergeben sich nur leichte Veränderungen. Die CDU/CSU bleibt mit 27 Prozent stärkste Kraft (minus 1), gefolgt von der AfD mit 23 Prozent (plus 1). Die SPD verbessert sich leicht auf 16 Prozent (plus 1), während die Grünen einen Punkt verlieren und bei 12 Prozent liegen. Die Linke kommt unverändert auf 10 Prozent. FDP (4 Prozent) und Bündnis Sahra Wagenknecht (3 Prozent) verharren unter der Fünf-Prozent-Hürde. Eine Regierungskoalition aus Union und SPD, über die aktuell verhandelt wird, käme mit diesen Werten auf keine Mehrheit.
Grundmisstrauen gegenüber der Regierungskoalition aus Union und SPD
Der Anstieg der AfD und der gleichzeitige Rückgang der Union resultiert aus einer Kombination von strategischen Fehlentscheidungen, internen Konflikten und der wachsenden Sorge der Bevölkerung über aktuelle politische Entwicklungen. Zudem spielt die Migrationspolitik eine Rolle.
Die SPD blockierte kürzlich Vorschläge von CDU-Chef Friedrich Merz zur Verschärfung der Asylpolitik, was zu Spannungen innerhalb der Parteien führte. Diese Differenzen könnten das bestehende Grundmisstrauen gegenüber der künftigen Bundesregierung vertiefen und weiterhin die Wählerschaft zur AfD treiben, die für eine deutlich restriktivere Migrationspolitik steht. (fsa mit dpa)