Heizen wird in diesen Städten besonders teuer: Hausbesitzern droht „wirtschaftliche Schieflage“
Durch den neuen CO₂-Preis, der in Europa ab 2027 greifen wird, wird das Heizen mit fossilen Energien teurer. Eine Immobilienfirma hat analysiert, wo es am teuersten wird.
Berlin – Seit 2021 steht fest, dass der europäische Emissionshandel – umgangssprachlich als CO₂-Preis oder CO₂-Steuer bekannt – ab 2027 eingeführt wird. Das EU-weite Gesetz sieht darin vor, fossile Energien schrittweise so zu erhöhen, dass sie gegenüber erneuerbaren Energien unrentabel werden. Bis 2050 will die EU als erster Kontinent der Welt klimaneutral sein.
Der europäische CO₂-Preis (ETS 2) wird anhand von Angebot und Nachfrage festgelegt. Anders ist das heute mit dem nationalen CO₂-Preis in Deutschland: Jedes Jahr entscheidet die Bundesregierung, wie hoch die Steuer ausfallen wird. 2025 kostet eine Tonne CO₂ also 55 Euro. Im EU-System entscheidet der Markt – was die Prognosen für die Höhe der Heiz- und Tankkosten ab 2027 schwierig macht. Studien ergeben aber immer wieder, dass der CO2-Preis zwischen 2027 und 2030 auf über 100 Euro/Tonne steigen könnte.
Steuer für CO₂: Diese Städte haben den höchsten CO₂-Ausstoß in Deutschland
Was das konkret für die Heizkosten bedeuten wird, hat das Climate-Tech-Unternehmen Purpose Green nun berechnet. Die Ergebnisse der Untersuchung liegen IPPEN.MEDIA vorab vor.
Das Unternehmen, das sich auf energetische Sanierungen spezialisiert hat, hat dabei den CO₂-Ausstoß in den 30 größten deutschen Städten untersucht und so die durchschnittlichen Heizkosten je nach Region aufgeschlüsselt. Dabei hat die Firma 4029 Immobilien, die auf der Plattform immowelt inseriert waren, in den 30 größten Städten des Landes analysiert. Dabei wurden die Wohnfläche, der Energieträger und der Energiebedarf der Immobilie untersucht – und daraus ein Durchschnitt für die Stadt ermittelt.
Demnach haben Hauseigentümer in folgenden Städten den größten CO₂-Ausstoß:
- Gelsenkirchen: 12,99 Tonnen CO₂ pro Jahr
- Karlsruhe: 11,90 Tonnen CO₂/Jahr
- Bonn: 11,30 Tonnen CO₂/Jahr
- Augsburg: 10,99 Tonnen CO₂/Jahr
- Chemnitz: 10,14 Tonnen CO₂/Jahr
Die Städte München, Mannheim und Leipzig haben der Untersuchung zufolge den niedrigsten CO₂-Ausstoß im Land, mit jeweils weniger als sechs Tonnen CO₂ im Jahr.
Höherer CO₂-Preis ab 2027: Bis zu 5000 Euro mehr fürs Heizen im Jahr
Das Unternehmen hat im zweiten Schritt untersucht, wie viel Geld Hausbesitzer durch den CO₂-Preis ab 2027 zahlen müssten. Sie gingen dabei von vier Szenarien aus: Im ersten Szenario bleibt der CO₂-Preis so hoch, wie er heute in Deutschland ist (55 Euro/Tonne). In Szenario II gehen sie von 100 Euro/Tonne, in Szenario III von 250 Euro/Tonne und in Szenario IV von 400 Euro/Tonne aus.
Die letzten beiden Szenarien sind Prognosen zufolge zumindest in den ersten Jahren des neuen Emissionshandels unwahrscheinlich. Erst ab Mitte der 2030er gehen Wissenschaftler von solchen Höhen aus.
In den 30 größten deutschen Städten wären Hausbesitzer laut Purpose Green mit folgenden Preisen fürs Heizen konfrontiert:
Im Schnitt müssen Eigentümer mit 759 Euro Mehrkosten pro Jahr für das Heizen mit fossilen Energien (vorrangig Gas und Öl) rechnen.
Vermieter dürfen CO₂-Preis nicht vollständig weitergeben: Die Energiebilanz entscheidet
Für Vermieter und Vermieterinnen ist wichtig zu wissen: Je schlechter die Immobilie saniert ist, desto größer ist der Anteil, den sie an den Heizkosten zahlen müssen. Die Mehrkosten für den CO₂-Preis können nicht 1:1 an Mietende weitergegeben werden. Dadurch wird der CO₂-Preis vor allem bei Immobilieneigentümern durchschlagen – mit dem Ziel, energetische Sanierungen anzuregen. „Vermieter, die nicht rechtzeitig in energetische Sanierungen investieren, laufen Gefahr, in eine wirtschaftliche Schieflage zu geraten“, so Daniel Schreiner von Purpose Green.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam im Herbst 2024 bereits das Forschungsinstitut für Wärmeschutz e.V. (FIW) im Auftrag des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG). Hier wurden aber die Energieeffizienzklassen unterschieden: Wer in einem schlecht sanierten Haus (Klasse E-H) heizt, wird bei einem CO₂-Preis von 100 Euro/Tonne schon über 1000 bis 1200 Euro an Mehrkosten für CO₂ für Erdgas entrichten müssen. Beim Heizöl ist es noch übler: Im Einfamilienhaus geht diese Untersuchung in den am schlechtesten sanierten Gebäuden sogar von 2000 Euro Mehrkosten aus.