Profit mit Putins Gliedertaxe – wenn Soldaten tot mehr wert sind als lebendig

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Verwundete oder tote Soldaten spülen viel Geld in arme russische Regionen. Der Kreml hat nun die Strategie gewechselt. Das steckt dahinter.

Moskau – Um neue Soldaten für den Ukraine-Krieg anzuwerben, hatte sich der Kreml früh auf spezielle Zuzahlungen und Prämien verlegt, die Soldaten für verschiedene Erfolge erhalten sollten. Aber auch für Verletzungen und Tod bekommen sie viel Geld. Unter anderem hat das dafür gesorgt, dass ausgerechnet die einkommensschwachen Regionen Russlands seit Kriegsbeginn eine untypische Kauflaune zeigten. Tote Soldaten waren finanziell teils wertvoller als lebendige.

Soldaten verdienen an Verletzungen – „würde das Geld zurückgeben“

Mehr als 20.000 Euro: So viel versprach Russland neuen Soldaten als Anwerbeprämie, wenn sie sich für den Ukraine-Krieg verpflichten wollen. „Wenn ich könnte, würde ich das Geld zurückgeben“, zitierte das Wall Street Journal einen russischen Kriegsgefangenen, der das Angebot vorher wegen Schulden angenommen hatte. Während 100 Männer seiner Einheit beim Angriff auf ein ukrainisches Industriegebiet fielen, kam der betroffene Gefangene mit dem Leben davon.

Wladimir Putin vor einem Flugzeug.
Wladimir Putin vor einem Flugzeug (Symbolfoto). Verwundete oder tote Soldaten spülen viel Geld in arme russische Regionen. Der Kreml hat nun die Strategie gewechselt. Das steckt dahinter. © IMAGO / ZUMA Press

Der Kreml hat den Kriegsdienst für russische Bürger finanziell durchaus attraktiv gestaltet. Im ersten Jahr beläuft sich das „garantierte Einkommen“ auf mindestens 55.000 Euro. Die Anwerbeprämie allein soll rund 25.000 Euro betragen. Hinzu kommen Vergütungen wie Kitaplätze, 200 Euro monatliches Taschengeld für Kinder, kostenlose Berufsausbildung für die Ehepartner oder bezahlte Tickets nach Moskau.

Allerdings hat der russische Diktator Wladimir Putin auch dafür gesorgt, dass es sich für die Soldaten mehr lohnt, ihre körperliche Unversehrtheit aufzugeben, als gesund nach Hause zurückzukehren.

Putin sieht Pflicht in Unterstützung – Soldaten erhalten hohe Summen für Verletzungen und Tod

Dafür ist eine Art Belohnungssystem verantwortlich, das den Familien und Angehörigen verwundeter oder getöteter russischer Soldaten bestimmte Geldsummen zusagt. „Es ist unsere Pflicht, die Familien unserer Gefallenen und verletzten Kriegskameraden zu unterstützen“, sagte Putin dazu einst. Die Zahlen schwanken hier allerdings drastisch: Im Juli 2022 zum Beispiel hatte die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, dass Putins Soldaten Anspruch auf eine Kompensation in Höhe von 44.000 Euro hätten. Die Voraussetzung: Sie mussten an der Front verletzt werden.

Ab 2023 erhielten Familien gefallener Soldaten noch eine Einmalsumme über 55.112 Euro im Todesfall. Dazu sollten monatliche Zahlungen kommen, die jedoch nicht weiter spezifiziert waren. Darüber hinaus intensivierte der Kreml die Zerstörung von ukrainischem Equipment. Die Moscow Times berichtete 2023 davon, dass diese Sonderzahlungen – je nach Art des zerstörten Equipments – zwischen 50.000 und 300.000 (etwa 3.200 Euro) Rubel betragen konnten. In manchen Regionen Russlands können Familien an einem Todesfall eines Soldaten mehr verdienen als er in 60 Berufsjahren erarbeiten könnte.

Putin spart bei Soldaten – Thinktank warnt vor Korruption

Mittlerweile hat die russische Regierung die Höhe dieser Summen, die russische Soldaten für Verwundungen oder gar den Tod erhalten, angepasst und teils drastisch reduziert. Ein neues Klassensystem unterscheidet jetzt zwischen verschiedenen Verletzungsarten und sorgt für geringere Auszahlungen, wenn die Verletzungen geringer sind. Lediglich „schwer“ Verletzte haben noch Anspruch auf die volle Summe über drei Millionen Rubel (33.000 Euro). Um die Todessumme nicht auszahlen zu müssen, ging der Kreml dazu über, Soldaten bevorzugt als „vermisst“ einzustufen. „Leicht“ Verletzte erhalten (Stand Mai 2025) noch eine Million Rubel (11.000 Euro).

„Die Reduzierung der Auszahlungen mag auf den ersten Blick vernünftig erscheinen, aber angesichts der ausgedehnten Korruption, Böswilligkeit und Inkompetenz in der russischen Armee und dem Medizinsektor heißen die Veränderungen, dass es immer weniger profitabel wird, sich für einen Armeevertrag zu entscheiden“, erklärte der Thinktank Center for European Policy Analysis (CEPA) dazu.

Daneben hatte der Kreml auch in anderen Bereichen der Wirtschaft zuletzt deutliche Kürzungen vorgenommen. Unter anderem lag das an wegbrechenden Einnahmen aus den Verkäufen von Öl und Gas.

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