Windkraft Otterfing: Ein Warner und viele Werber
Die Beteiligungsphase für die Bürger-Windkraftanlagen im Hofoldinger Forst steht bevor. Dazu entflammte nun eine Debatte im Otterfinger Gemeinderat.
Otterfing – Formal ging es um die Wirtschaftspläne der zwei GmbHs, mit denen die Gemeinde Otterfing an der Seite der Nachbarn Aying und Sauerlach den Bau und Betrieb von drei Windrädern im Hofoldinger Forst organisiert. Der Otterfinger Gemeinderat segnete in seiner jüngsten Sitzung die Vorgaben des Aufsichtsrats ab – dies aber gegen die Stimme von Josef Killer (FW), der die Gelegenheit ergriff, um kurz vor dem Info-Abend am Montag, 22. Januar 2024, vor einer „riskanten Kapitalanlage“ zu warnen. Eine Einschätzung, über die andere Räte den Kopf schüttelten: Sie betonten ausdrücklich die hohe Wahrscheinlichkeit lukrativer Renditen.
Wie Zweiter Bürgermeister Gerhard Heimerer (CSU) erklärte, der in Vertretung von Michael Falkenhahn (SPD) die Sitzung leitete, habe der Aufsichtsrat der Windenergie Hofoldinger Forst GmbH den Wirtschaftsplan 2024 sowie den fünfjährigen Finanzplan einstimmig beschlossen. Der Aufsichtsrat besteht aus Gemeinderäten der drei Gemeinden, Vorsitzender ist derzeit turnusgemäß der Otterfinger Rathauschef.
Die Windenergie GmbH fungiert als Muttergesellschaft, unter deren Dach die Bürgerwind Hofoldinger Forst GmbH & Co. KG den Bau und Betrieb der drei Windräder übernimmt. Um für eine solide Kreditwürdigkeit das Eigenkapital auf gut 650 000 Euro zu erhöhen, stecken die drei Gemeinden ihre ehedem in der (mittlerweile aufgelösten) Arbeitsgemeinschaft (ArGe) Windkraft Hofoldinger Forst vorfinanzierten Anteile von je 187 000 Euro als zusätzliche Einlage in diese GmbH; bisher waren jeweils nur 30 000 Euro eingelegt. „Es ist kein frisches Geld, sondern ein Umschichten“, erklärte Heimerer.
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Josef Killer sah und sieht das Windkraft-Projekt kritisch. Nach Durchsicht des von der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) geforderten „Vermögensanlagen-Informationsblatts“ (VIB) – ein übliches Vorgehen bei Kapitalanlagen – deutet er die obligatorischen Warnhinweise als Bestätigung seiner Befürchtungen. „Ich sehe mich verpflichtet, von einer solch riskanten Kapitalanlage abzuraten“, erklärte er in der Sitzung. Die Gemeinde agiere hier „in Spielbank-Manier“ als Windkraft-Vermittler. Nach seiner Einschätzung sei eine Beteiligung am Otterfinger Windrad „risikoreicher als Aktienanlagen“.
Völlig anders bewertet Thomas Hogger (Grüne) die Chance, als Otterfinger Bürger Anteile (zwischen 500 und 25 000 Euro für zehn Jahre fest) am kleinen Windpark zeichnen zu können. „Es werden jährliche Ausschüttungen von mindestens sechs Prozent garantiert“, betonte er. Die Wirtschaftlichkeit sei konservativ berechnet, mehrfach geprüft und mit Puffern abgesichert. „Wo kriegt man sonst sechs Prozent?“ Die Banken seien Schlange gestanden, um mit Krediten mitzufinanzieren.
„Hinter der GmbH stehen drei Gemeinden, eine Insolvenz ist höchst unwahrscheinlich“, erklärte auch Ulrike Stockmeier (FLO). Die Warnhinweise im VIB seien rechtlich gefordert, stellte Heimerer fest: „Ich bin überzeugt, dass unser Windkraft-Projekt eine gute Sache ist.“ Es stimme nicht nur die Rendite, „wir produzieren auch Strom, den wir dringend brauchen“. Wie Hogger kündigte Roberto Sottanelli (SPD) an, selber Anteile zu zeichnen: „Das funktioniert“, ist er sich sicher, „schade, dass das schlecht geredet wird“.
Info-Abend steht an
Ein Info-Abend in Otterfing findet am Montag, 22. Januar 2024, ab 19.30 Uhr in der Schulaula statt. Erläutert wird, wie und zu welchen Konditionen angelegt werden kann. Ab Ende Januar haben Otterfinger, Sauerlacher und Ayinger eine exklusive Vorzeichnungsfrist. Sind bis 18. Februar nicht sechs Millionen Euro eingesammelt, können auch Bürgern anderer Gemeinden anlegen.