Bald beginnt die Rente? Bis wann Rentner spätestens den Antrag stellen müssen

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Endlich Ruhestand - der Eintritt in die Rente markiert für viele Arbeitnehmenden einen neuen Lebensabschnitt. Neben dem pünktlich eingereichten Rentenantrag sollte auch das Mindset stimmen.

Kassel – Bis 2036 erwartet man ein Masseneintritt in die Rente. Die geburtenstärkste Generation der Babyboomer wird in den kommenden 13 Jahren 12,9 Millionen Erwerbstätige in den Ruhestand schicken. Und obwohl es viele Boomer kaum erwarten können, sich endlich von vom Arbeitsmarkt zu verabschieden, kann dieser neue Lebensabschnitt auch ungeahnte Krisen auslösen.

Rechtzeitig eingereicht: Richtige Vorbereitung des Antrags für die Rente

Zunächst sollten, um nicht in finanzielle Sorge zu geraten, alle Unterlagen für die gesetzliche Rente fristgerecht eingereicht worden sein. Der Start ins neue Leben wird nicht automatisch passieren. 9,3 Prozent des Bruttolohns landen monatlich bei der gesetzlichen Rentenversicherung. Dies entspricht bei 4.000 Euro Bruttogehalt etwa 372 Euro, die abgeführt werden. Die Zahlungen bewegen sich demnach je nach Höhe des Gehalts zwischen 83,70 Euro und 1.311,30 Euro. Um den Anspruch auf das eingezahlte Geld geltend zu machen, muss ein Antrag bei der Deutschen Rentenkasse gestellt werden. Folgende Dokumente sollten dazu dem Antrag beigelegt sein:

  • Die Rentenversicherungsnummer
  • Personaldokument (z. B. Ausweis oder Geburtsurkunde)
  • Steueridentifikationsnummer
  • Kontonummer und Bankleitzahl
  • Angaben zur Art der Krankenversicherung
  • Geburtsurkunden der eigenen Kinder

Hat die Bearbeitung begonnen, kann sich der Prozess nun mehrere Wochen hinziehen. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung kann eine Bearbeitungsdauer bis zu sechs Monaten reichen. Die Regelzeit wird jedoch auf drei bis vier Monate geschätzt. Infolgedessen sollte der Antrag mindestens drei Monate vor gewünschten Auszahlungsdatum eingehen. 

Renten-Lücke schließen und eine höhere Rente beziehen

Nur bei vollständiger Angabe aller Unterlagen wird der Antrag verarbeitet. „So kommt es beispielsweise häufiger vor, dass noch Unterlagen wie Schul-, Studien- oder Ausbildungsnachweise fehlen und die Unterlagen dafür erst angefordert werden müssen“, teilt die DRV der Neuen Osnabrücker Zeitung mit.

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Auf die Rente sollte man sich gut vorbereiten. Neu-Rentner sollten frühzeitig an den Antrag denken und sich über den neuen Lebensabschnitt Gedanken machen. © Christin Klose/dpa-tmn

Mittels Kontenklärung kann der Prozess obendrein beschleunigt werden. Schließt man nämlich frühzeitig alle Lücken der Beitragsjahre durch zusätzliche Nachweise, lässt sich die Höhe der Rente positive beeinflusst. Im Falle fehlender Unterlagen (Berufsausbildungen, Vertrag, Zeugnis etc.) sollte die DRV über die Hintergründe informiert werden. Um Lücken frühzeitig zu erkennen und diese möglichst zeitnah schließen zu können, sollten auch diese Dokumente beigelegt werden: 

  • Nachweise über Ausbildungszeiten
  • Nachweise über Zeiten der Arbeitslosigkeit und Krankheit
  • einen Lehrvertrag und Gesellen- oder Kaufmannsgehilfenbrief oder ähnliches – auch wenn die Lehre abgebrochen oder die Prüfung nicht bestanden wurde

Auch wenn der Rentenbescheid dann endlich die Hände des Empfängers erreicht, sollte trotzdem nicht blind vertraut werden. Ab und zu tauchen auch dort Fehler auf, die Empfänger ihr Geld kosten können. Mit dem Erhalt bleibt Rentnern eine Frist von einem Monat, um schriftlich Widerspruch einlegen zu können. Der Versicherungsverlauf, Fehlzeiten, Arbeitslosigkeit und Kindererziehung sowie Hinzuverdienstgrenze sollten noch einmal überprüft werden. Obwohl die Systeme mittlerweile digital sind, können sich beim Einpflegen trotzdem Fehler und Zahlendreher einschleichen.

Empty-Desk-Syndrom: Rente ist da – und was nun?

Ist die Rente dann pünktlich auf dem Konto eingegangen, kann die Realisierung über den neuen Lebensabschnitt noch Monate dauern. In den Alltag hineinzuleben, ohne an Aufgaben am Arbeitsplatz denken zu müssen – für viele Neu-Rentner tut sich damit auch ein Gefühl der Leere auf. Im Schnitt arbeiten Menschen in Deutschland laut Münchner Roman Herzog Institut (RHI) im Laufe ihres Lebens rund 52.662 Stunden. Der Beruf nimmt nicht nur eine soziale, sondern auch identitätsstiftenden Funktion im Laufe des Lebens ein. Experten raten dazu, sich schon mehrere Jahre vor dem Renteneintritt mit dem Thema auseinanderzusetzen. 

„Die meisten Menschen haben eine sehr romantische Vorstellung von ihrer Rente.“, so Sebastian Kernbach, Assistenzprofessor an der School of Management der Universität St. Gallen gegenüber Zeit Online. Im schlimmsten Falle kann eine Vernachlässigung auch zu existenziellen Krisen führen. Das Gefühl der Nutzlosigkeit mündet in einigen Fälle auch in depressiven Symptomen. Etliche Jahre Praxis mit Problemlösungen und der Umgang mit Alltags-Stressoren bewirken, dass sich die Freude über die Freizeit nicht wirklich entfalten kann. Zudem fehle es Betroffenen überwiegend auch an Struktur um Alltag – ein Phänomen, welches Experten als „Empty-Desk-Syndrom“ bezeichnen. Es wird vermutet, dass tausende Rentner von diesem Syndrom betroffen sind.

Zur Überwindung empfiehlt Kernbach, tiefe soziale Beziehungen aufzubauen: „Dabei geht es weniger um die Anzahl der sozialen Kontakte, sondern darum, einige sehr gute Freundschaften zu haben, in denen man sich verletzlich zeigen kann.“ Auch ehrenamtliche Tätigkeiten seien in Zeiten der Sinnkrise für Rentner ein wahres Wundermittel.

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