Bekommen Top-Verdiener eine viel höhere Rente? Rechenbeispiel deckt Irrtum auf

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Top-Verdiener zahlen mehr in die Rentenkasse ein, doch ihre gesetzliche Rente steigt nicht unbegrenzt. Warum das so ist und was es bedeutet.​

Kassel – In Deutschland orientiert sich die gesetzliche Rente am Prinzip der Beitragsäquivalenz: Wer mehr verdient, zahlt höhere Beiträge und erhält entsprechend eine höhere Rente. Allerdings gibt es Grenzen, die verhindern, dass Top-Verdiener proportional zu ihrem Einkommen mehr Rente erhalten:​ Die Beitragsbemessungsgrenze (BBG).

Die Beitragsbemessungsgrenze legt fest, bis zu welchem Einkommen Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung gezahlt werden müssen. Einkommen oberhalb dieser Grenze bleiben beitragsfrei und werden bei der Rentenberechnung nicht berücksichtigt. Für das Jahr 2025 beträgt die Beitragsbemessungsgrenze, seit dem Beschluss des Bundeskabinetts im November 2024, einheitlich in ganz Deutschland 8.050 Euro monatlich bzw. 96.600 Euro jährlich.

Die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland ist so konzipiert, dass sie eine Grundabsicherung im Alter bietet. Für Top-Verdiener bedeutet dies, dass ihre Beiträge zwar höher sind, die Rentenleistungen jedoch durch gesetzliche Grenzen limitiert werden. ©  IMAGO / Revierfoto

Das System der Rentenpunkte: Maßstab für die Rentenhöhe

Die Rentenhöhe wird anhand von Rentenpunkten berechnet. Ein Rentenpunkt wird vergeben, wenn das eigene Jahreseinkommen dem Durchschnittsentgelt aller Versicherten entspricht. Für 2025 liegt dieses Durchschnittsentgelt laut Deutscher Rentenversicherung bei 50.493 Euro. Verdient man mehr, erhält man entsprechend mehr Rentenpunkte – allerdings nur bis zur Beitragsbemessungsgrenze. Das bedeutet, dass selbst bei einem Jahreseinkommen von 96.600 Euro maximal 1,91 Rentenpunkte pro Jahr erworben werden können.

Der aktuelle Rentenwert bestimmt, wie viel ein Rentenpunkt monatlich wert ist. Zum 1. Juli 2025 steigt dieser Wert laut Deutscher Rentenversicherung um 3,74 Prozent von 39,32 Euro auf 40,79 Euro. Das bedeutet, dass ein Versicherter mit 45 Rentenpunkten eine monatliche Rente von etwa 1.835,55 Euro brutto erhält.​ Hier ist eine vereinfachte Beispielrechnung für die gesetzliche Rente bei drei verschiedenen Einkommen, unter der Annahme von 45 Jahren Beitragszahlung in Vollzeitbeschäftigung, mit einem aktuellen Rentenwert von ca. 40,79 Euro pro Rentenpunkt:

Bruttojahreseinkommen Rentenpunkte nach 45 Jahren Monatliche Rente (brutto)
25.000 Euro 22,28 ca. 918 Euro
45.000 Euro 40,05 ca. 1.634 Euro
50.493 Euro (Bundesdurchschnitt) 45 ca. 1.835,55 Euro
85.000 Euro 76,05 ca. 3.103 Euro
96.600 Euro 87,76 ca. 3.580 Euro

Damit zeigt sich: Wer dauerhaft das Maximum einzahlt, kann eine deutlich höhere Rente erhalten – doch der Effekt ist begrenzt. Denn bei sehr hohen Einkommen oberhalb der BBG steigen die Rentenansprüche nicht weiter an. Auch wird die rechnerische Höchstrente nur in Ausnahmefällen erreicht – etwa wenn über 45 Jahre hinweg durchgehend ein Gehalt exakt auf BBG-Niveau bezogen wurde. Das trifft laut Vermögenszentrum auf nur wenige Berufsbiografien zu.

Zudem bleiben von der Bruttorente noch Abzüge für Kranken- und Pflegeversicherung sowie möglicherweise Einkommenssteuer. Laut Deutscher Rentenversicherung liegt die durchschnittliche Rente aktuell bei 1.348 Euro für Männer und 908 Euro für Frauen – deutlich unter den theoretischen Maximalwerten. (ls)

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