Pflegekasse beantragt Finanzhilfe: Was das für Versicherte bedeutet

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Erstmals hat eine Pflegekasse Finanzhilfen aus dem Ausgleichsfonds beantragt. Versicherte könnten die Folgen bald zu spüren bekommen.

Berlin – Seit Jahresbeginn ist die Krankenversicherung teurer, darunter die Pflegeversicherung. Zum 1. Januar 2025 wurde der Beitrag um 0,2 Prozentpunkte erhöht. Damit sollte die Finanzierung kurzfristig gesichert werden, wie es auf der Seite der Bundesregierung heißt. Jetzt droht der ersten Pflegekasse die Pleite. Versicherte sind zu Recht in Sorge.

Erste Pflegekasse braucht Geld aus Ausgleichsfonds – Was bedeutet das für Versicherte?

Anfang März berichteten mehrere Medien, dass erstmals eine Pflegekasse einen Antrag auf Finanzhilfe aus dem Ausgleichsfonds beim Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) gestellt hat, unter anderen die Wirtschaftswoche. Um welche Kasse es sich handelt, ist nicht bekannt. Daraus macht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ein Geheimnis. BAS-Präsident Frank Plate bestätigte lediglich den Eingang des Antrags. Doch welche es auch ist, der Vorgang zeigt, wie prekär die Lage bei den Kassen ist.

Die Pflege wird immer teurer. Jetzt hat die erste Kasse einen Antrag auf Finanzhilfen gestellt.
Die Pflege wird immer teurer. Jetzt hat die erste Kasse einen Antrag auf Finanzhilfen gestellt. © Monika Skolimowska/dpa

Für Jens Martin Hoyer, Vize des AOK-Bundesverbandes, ist der Antrag ein Alarmzeichen. „Die Finanzlage der Sozialen Pflegeversicherung ist schon seit Jahren defizitär“, sagte Hoyer in einer Pressemitteilung. Ihm sei „schon jetzt ganz klar, dass die letzte Beitragserhöhung nicht ausreicht.“ Für Versicherte ist das kein gutes Zeichen. Immerhin können pflegende Angehörige auf finanzielle Unterstützung hoffen.

Experten erwarten weitere Anträge auf Finanzhilfen

Zwar greift kurzfristig ein Ausgleichsfonds, doch auf längere Sicht dürften weitere Anträge auf Finanzhilfen folgen. „Wir blicken weiterhin in den Abgrund“, sagt die Vorständin des Dachverbands der Betriebskrankenkassen, Anne-Kathrin Klemm, der Wirtschaftswoche. Sie rechnet mit einem Dominoeffekt, von dem alle Versicherungen negativ betroffen wären.

Am Monatsende müssen Pflegekassen ihren Überschuss an den Ausgleichsfonds zahlen. Dies führe dazu, dass sie selbst unter Druck geraten. Klemm erwartet, dass Kassen nun versuchen werden, Leistungen beziehungsweise Rechnungen aufzuschieben. Dies bringe Pflegebedürftige, aber auch Heimbetreiber in Not.

Beinahe-Pleite von Pflegekasse wirkt sich kaum auf Versicherte aus

Solange eine Pflegekasse nicht pleite ist, haben Versicherte nichts zu befürchten. Allerdings erwarten Experten eine weitere Anhebung des Beitrags, wovon alle betroffen wären. Sollte eine Kasse zahlungsunfähig werden, sollte man sich aktiv um eine neue Kasse bemühen, erklärte Thomas Lemke, Chef des Deutschen Finanz-Service Instituts, der Bild. „Wer nicht handelt, wird automatisch an eine andere Kasse zwangsvermittelt.“ Diese könnte teurer sein als die vorherige.

Lemke weist darauf hin, dass die neue Kasse Zusatzleistungen der alten Kasse womöglich nicht oder nur in kleinerem Umfang übernimmt. Bei Regelleistungen sei das kein Problem, da diese bei allen Kassen gleich sind. Betriebskrankenkassen hatten bereits im Mai 2024 vor einem Kollaps der Pflege gewarnt. Wie es scheint, behielten sie recht. (mt)

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