Revolutionäre Entdeckung: Vorhandene Mars-Instrumente können Leben nachweisen

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Auf dem Mars befindet sich seit Jahren ein Instrument, das lebende Organismen nachweisen kann. Doch niemand wusste davon – bis jetzt.

London – Eine bahnbrechende Entdeckung könnte die Mars-Forschung grundlegend verändern: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass bereits vorhandene Instrumente auf dem roten Planeten in der Lage sein dürften, Anzeichen von aktivem Leben zu erkennen. Diese überraschende Erkenntnis eröffnet völlig neue Perspektiven für die Suche nach außerirdischem Leben.

Der Nasa-Rover „Curiosity“ ist seit zehn Jahren (Landung am 6.8.2012) auf dem Mars aktiv und erfreut seine Fans auf der Erde immer wieder mit Selfies wie diesem. Dazwischen liefert er seinen Forschungsteams auf der Erde zahlreiche Daten vom roten Planeten.
Der Nasa-Rover „Curiosity“ ist seit dem 6. August 2012 auf dem Mars aktiv und erfreut seine Fans auf der Erde immer wieder mit Selfies wie diesem. Dazwischen liefert er seinen Forschungsteams auf der Erde zahlreiche Daten vom roten Planeten. © NASA/JPL-Caltech/MSSS

Die zentrale Frage der Mars-Forschung ist bis heute: Existierte auf dem roten Planeten jemals Leben oder könnte es sogar heute noch existieren? Bislang ging man davon aus, dass keines der auf dem Mars eingesetzten Instrumente Leben direkt nachweisen kann. Stattdessen suchte man nach anderen Hinweisen, wie beispielsweise organischem Material oder früherem Wasser.

Suche nach Leben auf dem Mars: Neue Methode könnte aktives Leben aufspüren

Solomon Hirsch, Doktorand am Imperial College London, und sein Betreuer Professor Mark Sephton zeigen nun, dass es womöglich auch einfacher geht. Ihre Forschung enthüllt, dass ein bereits seit Jahrzehnten eingesetztes Instrument – das Gaschromatograph-Massenspektrometer (GC-MS) – tatsächlich zur Detektion von Lebenszeichen genutzt werden kann. „Weltraumorganisationen wie die Nasa und die Esa wissen nicht, dass ihre Instrumente dies bereits können“, erklärt Sephton in einer Mitteilung. „Wir haben hier eine elegante Methode entwickelt, mit der sich schnell und zuverlässig eine chemische Bindung identifizieren lässt, die auf lebensfähiges Leben hinweist.“

Die Forscher entdeckten, dass das GC-MS-Gerät eine spezifische chemische Bindung in Zellmembran-Molekülen nachweisen kann. Diese Bindung kommt in vielen lebenden und kürzlich verstorbenen Organismen vor und ist charakteristisch für intakte polare Lipide (IPLs). „Als wir die intakten polaren Lipidverbindungen in unser GC-MS einbrachten, wussten wir nicht, was uns erwarten würde, da diese Verbindungen normalerweise mit anderen Techniken analysiert werden“, berichtet Hirsch und fährt fort: „Die charakteristische Signatur, die wir identifiziert haben, liefert einen klaren Hinweis auf lebensfähiges Leben, und zwar mithilfe von weltraumtauglichen Geräten, die bereits bei vielen außerirdischen Missionen zum Einsatz kommen.“

Bereits existierendes Instrument kann Leben auf dem Mars finden

Ein besonderes Merkmal dieser Methode: Die nachweisbaren Bindungen lösen sich innerhalb von Stunden nach dem Tod eines Organismus auf. Dadurch eignet sich das Verfahren speziell für den Nachweis aktuell existierenden Lebens, das eine Nasa-Raumsonde womöglich schon in den 1970er Jahren hätte finden können und versehentlich tötete. Die Forschungsergebnisse von Hirsch und Sephton wurden im Fachjournal npj Space Exploration veröffentlicht.

Das GC-MS-Instrument hat eine lange Geschichte in der Planetenerforschung. Bereits Mitte der 1970er Jahre flog es erstmals mit den „Viking“-Landern zum Mars. Seither war es Teil zahlreicher Missionen und befindet sich auch an Bord des aktiven Nasa-Rovers „Curiosity“. Sephton kommentiert dies mit einem Augenzwinkern: „Der Rover ‚Curiosity‘ ist gerade 13 Jahre alt geworden, aber wer sagt, dass man einem alten Hund keine neuen Tricks beibringen kann?“

Nicht nur der Mars ist ein denkbarer Einsatzort

Die Anwendungsmöglichkeiten der neuen Methode gehen weit über den Mars hinaus. „Unsere Methode zur Erkennung aktiven Lebens könnte auf dem Mars und den Eismonden im äußeren Sonnensystem eingesetzt werden, von wo aus die Daten zur Auswertung zur Erde zurückgesendet werden können, oder in Proben, die von potenziellen außerirdischen Biosphären zur Erde zurückgebracht werden“, erläutert Sephton.

Trotz des Durchbruchs bleiben die Wissenschaftler realistisch. Die Oberfläche des Mars bietet durch extreme Temperaturen und hohe Strahlung keine idealen Bedingungen für Leben. „Unsere Erwartungen, auf der Mars-Oberfläche Leben zu finden, sind aufgrund der feindlichen Temperatur- und Strahlungsbedingungen gering. Dennoch schließen wir diese Möglichkeit nicht aus – Leben findet erstaunliche Wege, um unter extremen Bedingungen zu überleben“, gibt Hirsch zu bedenken.

Europäische Mars-Mission hat das Instrument auch dabei

Besonders vielversprechend erscheint die geplante europäische „ExoMars“-Mission mit dem Rover „Rosalind Franklin“. Anders als bisherige Missionen soll dieser mehrere Meter tief in die Mars-Oberfläche bohren können – „wo die Wahrscheinlichkeit, aktives Leben zu finden, deutlich höher ist“, so Hirsch. Der Start dieser Mission, die ebenfalls mit einem GC-MS ausgestattet sein wird, ist frühestens für 2028 geplant. (tab)

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