„Ein unwahrscheinlicher Gewinn“: Neue Tageskliniken in Wolfratshausen bieten Therapie für psychisch Erkrankte

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Unter dem Kranz versammelten sich beim Richtfest der Psychiatrischen Tageskliniken in Wolfratshausen Vertreter von Politik, kbo und Heckscher-Schule. © Sabine Hermsdorf-hiss

In Wolfratshausen entstehen neue Tageskliniken für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Die Patienten können hier einige Stunden pro Tag verbringen, ohne aus ihrem häuslichen Umfeld gerissen zu werden.

Wolfratshausen – Der Bedarf ist riesig, die Vorfreude ist es ebenfalls. Nach jahrelanger Vorarbeit merkte man den Vertretern der Kliniken die Erleichterung an, als sie während des Richtfests der Psychiatrischen Tageskliniken an der Königsdorfer Straße vor rund 80 Besuchern über das Konzept, die Notwendigkeit und die Planungshistorie der Einrichtungen sprachen.

Auf dem Grundstück des ehemaligen Forstamts entstehen zwei Tageskliniken, Ambulanzen und sogar eine Schule. Eine Klinik richtet sich an erwachsene, eine an Kinder und jugendliche Patienten. Es sind Menschen mit psychischen Erkrankungen, die dort therapiert werden sollen.

Die Kliniken in Zahlen

4,8 Millionen Euro bezahlt der Freistaat für den Bau mit. Die Gesamtsumme verriet die kbo auch auf Nachfrage nicht.

50 Mitarbeiter sollen in den Kliniken arbeiten.

500 Erwachsene und Minderjährige sollen jährlich eine teilstationäre Therapie bekommen.

20 Therapieplätze stehen für Erwachsene zur Verfügung.

16 Kinder und Jugendliche werden zeitgleich therapiert.

5000 Patienten könnten in den beiden Ambulanzen pro Jahr Termine bekommen.

1800 Quadratmeter soll das Gebäude umfassen.

Drei Vollgeschosse stehen bereits.

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Patienten können im häuslichen Umfeld bleiben

Anders als in vielen anderen Einrichtungen reißt das Betreibermodell diese Personen nicht aus ihrem häuslichen Umfeld: Sie verbringen einige Stunden pro Tag in der Wolfratshauser Tagesklinik. Morgens, abends und am Wochenende sind die Patienten bei ihren Familien. Bis zu 500 Klinikpatienten erwarten die Betreiber von den Kliniken des Bezirks Oberbayern (kbo) pro Jahr. In der Ambulanz könnten es jährlich zehnmal so viele sein. Für die Jugendlichen zwischen 11 und 18 Jahren, die in Wolfratshausen behandelt werden, wird eine Schule gebaut, in denen 16 Patienten gleichzeitig unterrichtet werden können. Der Gedanke, Erwachsenen- und Jugendtherapie unter einem Dach zu vereinen, hält Bezirkstagspräsident Thomas Schwarzenberger „zukunftsweisend“. Er setzt auf Zusammenarbeit: „Wir erzielen Synergien für die Menschen, die unsere Hilfe brauchen.“

Der Weg zum Rohbau war beschwerlich

Nun ist der Rohbau des neuen Gebäudes fertig. Der Weg dorthin war lang und beschwerlich: „Wir haben schon 2006 erste Gespräche geführt“, erinnerte sich Bezirkstagspräsident Schwarzenberger in seiner Ansprache. Jetzt, fast 20 Jahre später, „sind wir froh, dass wir endlich so weit sind“. Der Freistaat fördert das Projekt der Regierung von Oberbayern mit fast fünf Millionen Euro. Laut Schwarzenberger zeige das „Wertschätzung“ – und es zeigt den Bedarf auf. Auf den wies der Dritte Landrat Klaus Koch hin: „Wir haben eine große Versorgungslücke.“ Für Menschen mit psychischen Erkrankungen seien oft lange Wege zu ähnlichen Behandlungskonzepten nötig. Das teilstationäre kbo-Projekt soll das wohnortnah anbieten. Für den Vorsitzenden der kbo, Franz Podechtl, ist das ein wichtiger Faktor.

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Er und das ganze Team hätten „die tiefe Überzeugung: Jeder Mensch mit einer psychischen Erkrankung hat die bestmögliche Versorgung in der Nähe seines Wohnorts verdient“. Therapiemöglichkeiten müssten regional, vielfältig und sicher sein. Die Arbeit bezeichnete er als „gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Bürgermeister Klaus Heilinglechner freut sich über den Neubau. „Für die Stadt als Gesundheitsstandort ist das ein unwahrscheinlicher Gewinn.“ Mehrere Träger stemmen das Projekt: Die Lech-Mangfall-Kliniken betreiben die Klinik für Erwachsene, das Heckscher-Klinikum die für Kinder und Jugendliche. Die Carl-August-Heckscher-Schulen werden mit eigenen Lehrkräften die Klassenräume nutzen.

Riesiges Richtfest mit Zelt und Live-Malerin

Michael Landgrebe ist Chefarzt der Lech-Mangfall-Kliniken. Er schwärmte von der „umfangreichen Diagnostik“, die in der Loisachstadt möglich sein werde. Man wolle „das gesamte Spektrum der Therapieformen“ anbieten, statt Schwerpunkte bei den Behandlungen festzulegen. Etwa zum Jahreswechsel – so der Plan – könnten die Kliniken ihren Betrieb aufnehmen, schreibt die kbo-Lech-Mangfall in einer Pressemitteilung. Wie groß die Vorfreude ist, zeigte das Richtfest. In einem Festzelt hörten die Gäste die Reden, schauten einer Live-Malerin beim Gestalten eines Veranstaltungsbilds zu, hörten Stubenmusik und ließen es sich am Kuchenbuffet schmecken. Die Rednerliste der Veranstaltung umfasste Politiker, Planer, Architekten, Ärzte und Lehrkräfte. Zehn Redner traten auf. Zwei Großbildschirme zeigten Fotos von der Entwicklung des Grundstücks bis heute. Mangels Dach des Neubaus wurde der Richtkranz mit einer elektrischen Seilwinde in die Luft gehoben.

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