„Glücksfall für die Archäologie“: Vollständig erhaltene, keltische Grabkammer entdeckt – Mit Skelett

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In Deutschland gab es erst einmal einen vergleichbaren Fund: In Baden-Württemberg haben Archäologen ein unerwartet gut erhaltenes Kelten-Grab entdeckt.

Riedlingen – In Baden-Württemberg haben Forscher einen beeindruckenden archäologischen Fund gemacht. Sie stießen bei Ausgrabungsarbeiten in der Nähe der Heuneburg-Wallanlagen bei Riedlingen auf bedeutende Überreste der keltischen Kultur, darunter eine vollständig erhaltene Grabkammer. Eine solche gut erhaltene Grabkammer wurde in Deutschland nur einmal zuvor entdeckt, und zwar 1890 bei Villingen im Schwarzwald.

Mitarbeiter vom Landesamt für Denkmalpflege arbeiten auf einem Acker bei Riedlingen an einer komplett erhaltenen Grabkammer aus Holz.
Mitarbeiter vom Landesamt für Denkmalpflege arbeiten auf einem Acker bei Riedlingen an einer komplett erhaltenen Grabkammer aus Holz. © Thomas Warnack/dpa

Die Grabkammer, die sich im Herzen eines riesigen Grabhügels mit einem Durchmesser von 65 Metern befindet, stammt aus der frühkeltischen Zeit und ist etwa 2600 Jahre alt, erklärte Landesarchäologe Dirk Krausse bei einer Pressekonferenz an der Ausgrabungsstätte. Erst im August wurde in Baden-Württemberg ein Grab der Germanen entdeckt.

Frühkeltische Grabkammer in Baden-Württemberg gefunden – Forscher finden Hinweise auf Grabräuber

Die Kammer wurde nur knapp 70 Zentimeter unter der Oberfläche gefunden. Die Archäologen stießen zunächst auf sehr massive Eichenhölzer. Dies sei einzigartig, da Holz unter normalen Bedingungen nur wenige Jahre bis Jahrzehnte überdauert, so Krausse. Aufgrund des Sauerstoffmangels im Boden konnten Mikroorganismen die Grabkammer nicht zersetzen, weshalb sie gut erhalten ist.

Die Wissenschaftler konnten auch nachweisen, dass das Grab kurz nach seiner Errichtung geplündert wurde. Die Räuber haben sich durch Grabtunnel Zugang verschafft und das Grab „sehr gründlich geräumt“, so der Landesarchäologe. Mit Ausnahme eines keulenartigen Artefakts, das aus dem Holz einer im Jahr 585 v. Chr. gefällten Eiche gefertigt wurde, war das Grab leer. In der Kammer wurden keine Beigaben aus Metall oder anderen wertvollen Materialien gefunden. Die Freilegung des Bodens ist jedoch noch nicht abgeschlossen.

Große wissenschaftliche Bedeutung: Archäologen finden Teile eines menschlichen Skeletts in Grabkammer

Die Archäologen fanden jedoch mehrere gut erhaltene Knochen eines menschlichen Skeletts im Grab. Es wird angenommen, dass sie von einem 15 bis 20 Jahre alten Mann stammen, der zwischen 160 und 168 Zentimeter groß war. Ob er der bestattete Tote war, ist noch unklar, so Krausse.

Nachbestattung mit Skelett eines Mannes der Zeit um 500 v. Chr.
Archäologen fanden in der keltischen Grabkammer auch ein gut erhaltenes menschliches Skelett. © Ministerium für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg

„Das Riedlinger Grab ist ein Glücksfall für die Archäologie: Die wissenschaftliche Bedeutung dieses modern untersuchten und vollständig erhaltenen keltischen Kammergrabs reicht weit über die Grenzen Baden-Württembergs und Süddeutschlands hinaus“, schwärmte der Archäologe. Die Ausgrabungen sollen noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Danach wird das Holz getrocknet und gefriergetrocknet. Krausse hofft, dass die Grabkammer in drei Jahren in einem neuen Besucherzentrum an der Heuneburg wieder aufgebaut und ausgestellt werden kann. In Kroatien machten Archäologen eine überraschende Entdeckung in einem verwüsteten Ort. (mt)

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