Andreas Lenz deklassiert die Konkurrenz

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Der Wahlsieger: Gebannt blickt Andreas Lenz (r.) auf die erste Hochrechnung kurz nach 18 Uhr. © Dieter Priglmeir

Klarer Erfolg des CSU-Kandidaten im Wahlkreis Ebersberg/Erding. Die AfD-Hochburgen stehen im Holzland und in den Flughafengemeinden.

Erding - Andreas Lenz wird auch weiterhin für den Wahlkreis Erding-Ebersberg und die CSU Mitglied im Deutschen Bundestag sein. Der 43-Jährige geht damit in seine vierte Amtszeit. Die Wahlbeteiligung war bereits bei der Bundestagswahl 2021 mit 83,9 Prozent so hoch wie lange nicht – und heuer noch besser (87,1). Sie lag in allen 26 Gemeinden des Landkreises Erding höher, am höchsten in Steinkirchen (92,7) und Ottenhofen (90,2).

Lenz kam auf 45,9 Prozent der Erststimmen und lag damit um gut acht Prozentpunkte besser als die CSU bayernweit. Auch vor drei Jahren hatte er um gut zehn Punkte besser abgeschnitten als seine Partei. Zudem beendete er einen Negativtrend, denn bei seiner ersten Kandidatur 2013 war er auf 48,8 Prozent der Stimmen gekommen, danach auf 48,2 (2017) und 42,3 Prozent. 

Lenz will drei bayerische Minister

„Die Ampelparteien sind abgewählt, und die CDU/CSU hat einen klaren Regierungsauftrag erhalten, und jetzt müssen wir halt liefern“, sagte Lenz gegenüber der Heimatzeitung. „Friedrich Merz hat mir gesagt, dass sein Ziel ist, dass vor Ostern eine Regierung steht. Und ich glaube, dass diese Dringlichkeit auch wirklich da ist.“

Der Frauenneuhartinger wies auch darauf hin, „dass die CSU signifikant stärker ist als die CDU“. Deshalb müsse es der Anspruch sein, dass die bayerischen Interessen speziell vertreten werden. „Drei Ministerien sollten es schon sein“, sagte Lenz und meinte neben dem Landwirtschaftsministerium „noch ein großes und ein weiteres Ministerium“.

Zurück auf Platz zwei hat Manuela Schulz die AfD geführt, nachdem drei Jahre zuvor der Finsinger Peter Junker nicht mal sieben Prozent der Stimmen erreicht hatte. „Ich bin super zufrieden und dankbar für jeden Prozentpunkt. Ich hoffe, dass wir bei der nächsten Wahl noch mehr holen und dann Mitspracherecht haben.“ Zum Zeitpunkt des Gespräch war noch nicht bekannt, dass das BSW die Fünf-Prozent-Hürde doch nicht schafft. Schulz sagte: „Es läuft ja wohl auf Schwarz-Rot-Grün hinaus. Mit dieser Regierung wird sich für den Bürger nicht viel ändern, weder im Geldbeutel noch bei der Sicherheit. Wir rechnen damit, dass es in zwei, drei Jahren Neuwahlen geben wird.“ Die AfD-Hochburgen befinden sich in Kirchberg (28,3), Hohenpolding (25,6), Berglern und Eitting (je 25,5). Am wenigsten Stimmen erhielt die Partei in Wörth (15,0), Ottenhofen (15,6), Isen (15,9), Walpertskirchen und Dorfen (je 16,8).

Grünen-Kandidat Christoph Lochmüller landete mit 13,4 Prozent auf dem dritten Platz noch vor der SPD. Erdings Kreisvorsitzender Konrad Thees sprach von einem „ziemlich intensiven Wahlkampf“ und blickte voraus: „Egal, welche Koalition sich bildet. Sie muss direkt loslegen. Die NATO zerfällt gerade, der Klimaschutz steht global auf dem Spiel. Wenn man sich die Ergebnisse der AfD ansieht und auch weiß, dass die Linke zum Ukraine-Krieg die Meinung des BSW teilt, muss man schon sagen: Das wird ein Horror-Bundestag: Wir werden in der Opposition die demokratische Flagge hochhalten.“

Freie Wähler stürzen ab

Marco Mohr (SPD) war bedient: „Zehn Prozent ist nicht das, was wir erhofft haben. Wir haben ein Angebot bereitgestellt, es wurde nicht angenommen. Also müssen wir uns anpassen und schauen, wie wir dann das Angebot besser in die Mitte der Gesellschaft rücken.“ Ob die SPD weiter Teil der Regierung sein soll, ließ er offen. „An den Wahlkampfständen habe ich beide Meinungen gehört. Es ist erstmal zwingend notwendig, über einen Koalitionsvertrag abzustimmen.“ 

Galten die Freien Wähler vor drei Jahren noch als heimlicher Wahlsieger, weil Birgit Obermaier 7,3 Prozent der Stimmen holte, blieben für den Traunsteiner Anton Steinbacher diesmal ganze 4 Prozent, was FW-Vorsitzender Rainer Mehringer so kommentierte: „Ja, wir haben teilgenommen.“ Traurige Gesichter auch bei Rosmarie Neumaier-Korn und Anne Connelly, die mit ihrer FDP zitterten. „Angesichts der guten Rückmeldungen am Wahlstand hätten wir mehr erwartet“, so Connelly.

Jubeln durfte dagegen die Linke, die in Dorfen (6,4) und Wartenberg (5,7) die meisten Wähler hatte. Ihr Kandidat Tobias Boegelein kam auf 3,9 Prozent und übertrumpfte damit sogar die durch ihre langjährigen Ehrenämter weithin bekannten Wolfgang Reiter (Kreisrat, ÖDP, 1,4 %) und Bernhard Winter (ehemaliger Markt Schwabener Bürgermeister parteilos, 0,8 Prozent). Erwartungsgemäß nicht gereicht hat es für Monika Kohlmüller und Tanja Rieß, die auf der CSU-Liste kandidiert hatten.

Weitere Stimmen

Ulrike Scharf (CSU): „Die ersten Prognosen sagen eindeutig, dass die Union die Wahlgewinnerin ist. Natürlich hätte ich mir auch die 30 gewünscht , aber es ist ein klarer Regierungsauftrag, und damit gehen wir jetzt in Verhandlungen Wir haben in Bayern immer klar gesagt, wir wollen nicht mit den Grünen koalieren. Und insofern glaube ich, dass man jetzt gut mit der SPD in Gespräche gehen kann.“

Benedikt Klingbeil (SPD): „Ich glaube, das ist das schlechteste Ergebnis bundesweit seit 1887. Ich denke aber schon, dass die SPD in einer Koalition Regierungsverantwortung übernehmen sollte. Es ist an der Zeit, bei 20 Prozent AfD, dass sich die demokratischen Parteien mal zusammenreißen sollen. Das war auch das, was ich am Infostand gehört habe.“

Christoph Lochmüller (Grüne): „Wir können sehr zufrieden sein, das ist das zweitbeste Ergebnis in unserer Geschichte. Wir haben als einzige Ampel-Partei nicht krass an Stimmen verloren.“

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