Gefährliche bakterielle Infektion breitet sich rasant in Japan aus – Behörden rätseln

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Die Zahlen einer seltenen, aber tödlichen Infektion in Japan steigen alarmierend. „Viele unbekannte Faktoren“ erschweren die Ursachenforschung.

Tokio – Vereiterte Mandeln, Ausschlag oder Schwellungen: All das sind Symptome einer Streptokokken-Infektion. Die Bakterien befallen häufig die Schleimhäute und können verschiedene Erkrankungen hervorrufen. Derzeit breiten sie sich in Rekordzeit vor allem in Japan aus. Erst Anfang vergangenen Jahres meldeten mehrere europäische Länder einen Anstieg schwerer Streptokokken-Erkrankungen bei Kindern.

Tödliche Streptokokken-Erkrankung breitet sich in Japan rasch aus

In Japan wurden immer wieder hochinfektiöse Stämme der A-Streptokokken nachgewiesen – eine von über 120 Streptokokken-Arten. Allein 2024 wurden mehr als 400 Infektionen des streptokokkenbedingten toxischen Schocksyndroms (STSS) in Japan festgestellt, berichtete The Guardian. Dabei handelt es sich um eine seltene, aber potenziell tödliche Infektion, die durch A-Streptokokken ausgelöst wird.

Die Erkrankung erzeugt ein plötzlich auftretendes, schweres Krankheitsgefühl. Betroffen sind vor allem ältere Menschen sowie menstruierende Frauen, die bereits Kontakt mit den Bakterien hatten und unter anderem Tampons, Menstruationstassen oder Diaphragmen verwenden, informierte das Medizinhandbuch MSD Manuals.

Diese Symptome können bei STSS auftreten:

  • Hohes Fieber
  • Blutdruckabfall
  • Hautausschläge
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Lethargie
  • Atemnot

Zunahme von Streptokokken-Infektion in Japan: Gesundheitsbehörden stehen vor Rätsel

Innerhalb von 48 Stunden kann sich eine Gewebenekrose bilden und ein Multiorganversagen zum Tod führen. Etwa 30 Prozent der Infektionen enden tödlich. In den USA mussten einer Frau nach einer Streptokokken-Infektion Unterschenkel und Unterarme amputiert werden.

Warum sich die bakterielle Infektion derzeit so stark in Japan ausbreitet, ist nicht abschließend geklärt. „Es gibt immer noch viele unbekannte Faktoren hinsichtlich der Mechanismen hinter schweren und plötzlichen Formen von Streptokokken-Infektionen und wir sind bisher nicht in dem Stadium, in dem wir sie erklären können“, zitierte The Guardian das National Institute of Infectious Diseases (NIID).

Streptokokken sind kugelförmige Bakterien, die oft in Ketten angeordnet sind.
Streptokokken sind kugelförmige Bakterien, die oft in Ketten angeordnet sind. © Science Photo Library/imago

Übertragen werden Streptokokken durch eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion. Eine STSS-Infektion wird in der Regel intensivmedizinisch behandelt. Es wird erwartet, dass die Zahl der Fälle in diesem Jahr die Rekordzahlen im vergangenen Jahr übertrifft, berichtete die japanische Zeitung Asahi Shimbun. 2023 wurden 941 Fälle von STSS gemeldet. Allein in den ersten beiden Monaten dieses Jahres sind schon nahezu im ganzen Land 378 Fälle bestätigt.

„Sehr besorgt“: Japan empfiehlt Einhalten von Hygienemaßnahmen

Ken Kikuchi, Professor für Infektionskrankheiten an der Tokyo Women‘s Medical University, zeigte sich „sehr besorgt“ über den raschen Anstieg der Zahlen. Er hat eine Vermutung über die Ursache: Die Bevölkerung habe mit der Aufhebung der Corona-Beschränkungen Verhaltensweisen zur Vermeidung von Infektionen, wie regelmäßige Handdesinfektionen, aufgegeben, schilderte er The Guardian.

Das japanische Gesundheitsministerium empfiehlt derzeit deshalb, die gleichen Hygienemaßnahmen zu treffen, die bereits während der Pandemie galten. „Wir möchten, dass die Menschen vorbeugende Maßnahmen ergreifen, wie ihre Finger und Hände sauber zu halten und sich an die Hustenregeln zu halten“, sagte Gesundheitsminister Keizo Takemi der Japan Times bereits zu Jahresbeginn. Zuletzt stiegen in China die Zahlen von Atemwegserkrankungen alarmierend an.

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