Große Sozialhilfe-Karte: In dieser Stadt bezieht knapp jeder vierte Bürgergeld – es ist nicht Berlin
Gut 8 Prozent der Menschen in Deutschland beziehen Bürgergeld. Die Quoten sind regional sehr unterschiedlich, vor allem in einem Bundesland sind die Werte hoch, wie unsere Übersicht zeigt.
Wenn der Bundestag aus der Sommerpause zurückkehrt, wird es auch wieder um ein Thema gehen: das Bürgergeld. In der Sozialpolitik droht der Koalition die Zerreißprobe; CDU und CSU wollen deutlich kürzen, die SPD lehnt das vehement ab und befürchtet Politik auf dem Rücken der Bürgergeldempfänger. Wo aber beziehen die Menschen im Land überhaupt Bürgergeld? Ein Überblick über die Sozialleistungsquoten in der Bundesrepublik.
Bürgergeldquote in Bayern am niedrigsten – hohe Werte in Stadtstaaten
Wir beginnen mit dem Vergleich der Bundesländer. Hier gibt es deutliche Unterschiede. Die wirtschaftsstarken Länder Bayern und Baden-Württemberg haben die niedrigste Bürgergeldquote. Bezogen auf die erwerbsfähige Bevölkerung beziehen hier 4,2 beziehungsweise 5,4 Prozent der Menschen Leistungen nach dem zweiten Sozialgesetzbuch (ergo Bürgergeld).
Auch die Länder Rheinland-Pfalz (6,8 Prozent), Brandenburg (7,3) sowie Niedersachsen, Hessen und Sachsen (je 8) liegen unter dem Bundesschnitt von 8,1 Prozent. Die im September verfügbaren Daten beziehen sich auf den Stand Mai 2025. Prozentual gesehen am höchsten ist die Bürgergeldquote in Bremen, wo 17 Prozent und damit fast jeder sechste, die Sozialleistung in Anspruch nimmt. Ähnlich hoch ist die Quote in Berlin (14,5).
Nun sind die Werte der Stadtstaaten mit Vorsicht zu genießen. Der hohe Bürgergeldanteil begründet sich mit strukturellen Arbeitsmarktprobleme in urbanen Ballungsräumen und einem höheren Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Wenig überraschend weisen auch andere größere beziehungsweise strukturschwache Städte hohe Bürgergeldquoten aus, wie beim detaillierten Blick auf die Werte aller Landkreise und kreisfreien Städte hervorgeht.
Bürgergeldquote nach Stadt: Mehr als jede fünfte Person
Am höchsten ist die Bürgergeldquote in Gelsenkirchen, wo fast jede vierte Person im erwerbsfähigen Alter die Sozialleistungen bezieht. Dahinter folgt Bremerhaven, das zum Bundesland Bremen gezählt wird und den Wert der Hansestadt etwas nach oben schraubt. Bremen selbst kommt auf 16,1 Prozent. Interessant: Unter den zehn Städten mit der höchsten Bürgergeldquote finden sich sieben Städte aus Nordrhein-Westfalen, etwa Dortmund, Essen, Herne oder Duisburg, wo rund jede(r) sechste Bürgergeld bezieht.
Bayerische Landkreise mit niedrigsten Bürgergeldquoten
Die 40 Orte mit der niedrigsten Bürgergeldquote liegen allesamt in Bayern. Am niedrigsten ist die Quote im Landkreis Ansbach in Mittelfranken (1,7 Prozent), gefolgt von den Kreisen Unterallgäu und Pfaffenhofen an der Ilm (je 2 Prozent). In den bayerischen Städten ist die Quote etwas höher, liegt aber ebenfalls teils deutlich unter den Werten in anderen Bundesländern. In der Landeshauptstadt München etwa beziehen 5,7 Prozent Bürgergeld, in Nürnberg sind es 10,2 Prozent.
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In Deutschland beziehen derzeit etwa 5,5 Millionen Menschen Bürgergeld. Die meisten von ihnen sind sogenannte Aufstocker, die nebenbei arbeiten. 52 Prozent der Bürgergeldempfänger sind Deutsche. Der Rest hat einen ausländischen Pass, wo wiederum die meisten aus der Ukraine, Syrien, Afghanistan und der Türkei kommen.