Deutscher Mittelständler rutscht wegen Rückzug von Großkunde in Insolvenz – alle Mitarbeiter gekündigt
Weil sich der wichtigste Kunde zurückgezogen hat, musste ein Zulieferer Insolvenz anmelden. Alle Mitarbeiter wurden bereits Ende Juli gekündigt.
Ostrach – Die Insolvenzwelle wird auch im zweiten Halbjahr 2025 nicht wirklich ausgebremst. Nachdem jüngst ein Familienunternehmen mit Wurzeln im Jahr 1550 Insolvenz anmelden musste, trifft es nun einen Fahrzeugzulieferer aus Baden-Württemberg. Aus den Insolvenzbekanntmachungen geht hervor, dass das Insolvenzverfahren über das Vermögen der Prana-tec GmbH mit Sitz in Ostrach (Kreis Sigmaringen, Baden-Württemberg) am 1. September offiziell vom Amtsgericht Ravensburg eröffnet wurde. Rechtsanwalt Michael Winterhoff von der Winterhoff Consulting in Ulm wurde zum Insolvenzverwalter bestellt.
Die Prana-tec GmbH wurde nach eigenen Angaben im Jahr 1958 unter dem Namen Plasto Technische Kunststoffverarbeitung gegründet und ist auf die Herstellung von Bauteilen aus glasfaserverstärkten Kunststoffen (GFK) spezialisiert. Wie die Schwäbische Zeitung berichtet, liegt der Grund für die Überschuldung und Zahlungsunfähigkeit – dem Auslöser für die Insolvenz – beim Absprung des Hauptkunden. Jüngst hatte auch ein Autozulieferer Insolvenz angemeldet, der unter anderem Mercedes und Porsche zu seinen Kunden zählt.
Prana-Tec sollte Fest-und Hubdächer an größten Wohnmobilhersteller Deutschlands liefern
Wie die Schwäbische vom Unternehmen erfahren hat, hat sich der Wohnmobilhersteller Hymer aus Bad Waldsee (Kreis Ravensburg, Baden-Württemberg) in den vergangenen Jahren zum größten Kunden der Prana-Tec GmbH entwickelt. „Wir haben die Fest- und die Hubdächer für Wohnwagen produziert“, erklärte der Geschäftsführer, der nicht namentlich genannt werden will. Mit dem Unternehmen habe er sich auf eine langfristige Zusammenarbeit geeinigt, bei der jährlich 800 Einheiten von Ostrach nach Bad Waldsee geliefert werden sollten.
Zu dem Zeitpunkt profitierte die Erwin Hymer Group als Deutschlands größter Hersteller von Wohnmobilen von dem Boom, der durch die Reiselimitierung der Corona-Krise entstanden war. Prana-Tec mietete für die Erfüllung des genannten Auftrags dem Bericht zufolge eine neue Halle an, inzwischen hat die Wirtschaftskrise aber auch diese Branche erreicht. Unsere Redaktion berichtete beispielsweise, dass der zur Hymer-Gruppe gehörende Caravanhersteller Dethleffs das aktuelle Jahr erneut mit Kurzarbeit beginnen musste.
Reduzierung des Auftrags führte bei Prana-Tec zu finanzieller Schieflage
Wegen dieser Entwicklung hat Hymer den Auftrag für Fest- und Hubdächer bei Prana-Tec von ursprünglich 800 auf nur noch 300 Einheiten pro Jahr verringert. Diese Zahl sei für den Zulieferer aber nicht gewinnbringend gewesen, weshalb nur der Schritt in die Insolvenz blieb. Obwohl das Verfahren erst am 1. September offiziell eröffnet wurde, erhielten alle 16 Mitarbeiter der Schwäbischen zufolge bereits Ende Juli die Kündigung. Insolvenzverwalter Winterhoff soll nun die verbleibenden Vermögenswerte unter den Gläubigern aufteilen.
Zuletzt musste auch ein Industrieunternehmen im Zuge einer Insolvenz die Produktion einstellen und allen Mitarbeitern kündigen.