Fallstrick für Elektromobilität: Mieses Image manövriert E-Autos ins Abseits

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Der Durchbruch der Elektromobilität lässt in Deutschland auf sich warten. Ein Grund dafür könnte sein, dass nur eine Minderheit die Stromer positiv sieht.

Berlin – Elektroautos haben mit ihrem schlechten Ruf zu kämpfen. Mehr als die Hälfte der Deutschen bereut laut einer YouGov-Umfrage, ein Elektroauto gekauft oder geleast zu haben. Hauptgrund für die Unzufriedenheit sind die steigenden Strompreise. Auch eine Civey-Umfrage kommt zu dem Ergebnis, dass sich mehr als die Hälfte der Verbraucher gegen den Kauf eines Elektroautos entscheiden würde. Gründe dafür sind vor allem die hohen Strompreise und die geringe Reichweite.

Negatives Image bremst Elektroautos aus: Verbraucher sind quer durch alle Altersgruppen skeptisch

In diesen negativen Reigen reiht sich eine aktuelle Umfrage ein, die Civey gemeinsam mit der Automobilwoche durchgeführt hat. Demnach bewerten 70 Prozent der Bundesbürger das Image von Elektroautos als negativ, 37 Prozent sogar als sehr negativ. Nur elf Prozent äußern sich positiv zum Ruf der Elektromobilität. 19 Prozent sind sich noch nicht sicher.

Ein Elektroauto lädt an einer Ladesäule.
Elektroautos haben in Deutschland ein mieses Image. © Michael Gstettenbauer/Imago

Das schlechte Image zieht sich durch alle Altersgruppen. Abgelehnt wird das Elektroauto vor allem von den 40- bis 49-Jährigen, von denen 74 Prozent das Image als schlecht bewerten. Bei den 50- bis 64-Jährigen sieht es mit 72 Prozent kaum besser aus. Damit würden vor allem die Altersgruppen, die in der Regel als zahlungskräftig gelten, dem Durchbruch der Elektromobilität im Wege stehen. Die 18- bis 29-Jährigen sehen Stromer allerdings kaum positiver, 64 Prozent attestieren E-Autos ein negatives Image.

Auch die politische Zugehörigkeit der Befragten spielt eine Rolle. So stehen die Grünen dem Elektroauto aufgeschlossener gegenüber. 45 Prozent sprechen von einem schlechten Image. Jeweils 74 Prozent der CDU/CSU-Anhänger bewerten die Stromer negativ. Die Anhänger der Linken stehen dem Elektroauto mit 75 Prozent noch kritischer gegenüber.

Negatives Image bremst Elektroautos aus: Auch Hersteller tragen dazu bei

Das negative Image von Elektroautos ist nicht ganz unbegründet. Das plötzliche Ende der staatlichen Förderung hat dem Ausbau der Elektromobilität einen schweren Schlag versetzt. Die Ladeinfrastruktur weist noch große Lücken auf, große Betreiber wie Aral werden beim Ausbau ausgebremst. Auch die hohen Strompreise helfen nicht.

Die Hersteller tragen ebenso ihren Teil dazu bei. So ist Mercedes-Benz inzwischen von seiner geplanten E-Auto-Offensive etwas abgerückt. Der Konzern hält sich eine Hintertür für die Entwicklung von Modellen mit Verbrennungsmotor offen. Auch BMW plant offenbar bis weit ins nächste Jahrzehnt hinein die Entwicklung und Produktion von Modellen mit Verbrennungsmotor - wobei die Münchner vor allem auf Märkte schielen, in denen der Ausstieg aus fossilen Antrieben nicht so schnell vollzogen werden kann.

Negatives Image bremst Elektroautos aus: Es ist 5 vor 12

Dennoch sind die Macher der Studie positiv gestimmt. „Diese Zahlen wirken auf den ersten Blick entmutigend, aber ein solcher Nullpunkt ist immer auch eine Chance“, sagte Civey-Autoexperte Parwiz Torgull in der Automobilwoche. „Um das Image der Elektromobilität zu retten, steht es jetzt 5 vor 12 - ein Appell an die OEMs, Bundesregierung und Energieversorger, hier stärker zusammenzuarbeiten, weil es aktuell aus Kundensicht nicht ausreicht.“

Umfrage zum Image von Elektroautos

An der Umfrage, die die Automobilwoche gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey durchführte, nahmen in der ersten Märzwoche über 5000 Bundesbürger ab 18 Jahren teil. Sie antworteten auf die Frage: „Wie bewerten Sie das Image der Elektromobilität in Deutschland?“

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