Oktober-Überraschung im US-Wahlkampf: Clinton warnt vor Trump
Die US-Wahl 2024 ist die spannendste seit Jahrzehnten. Es wäre nicht das erste mal in der Geschichte, dass es im Oktober eine Überraschung gibt.
Washington – Als ob der US-Wahlkampf nicht schon spannend genug wäre, warnt die frühere Außenministerin Hillary Clinton nun vor einer erneuten Überraschung. Kurz vor der US-Wahl 2024 könnten gezielte öffentliche Kampagnen den hauchdünnen Vorsprung der demokratischen Kandidatin Kamala Harris in letzter Sekunde verpuffen lassen.
„Es wird konzertierte Anstrengungen geben, Kamala Harris zu verzerren und zu verdrehen, wer sie ist, wofür sie steht, was sie getan hat“, sagte Clinton während eines Interviews mit Firing Line-Moderatorin Margaret Hoover. In der Vergangenheit habe es gegen Ende der Wahlkampfphasen immer wieder Oktober-Überraschungen gegeben. Clinton verwies etwa auf die „Pizzagate“-Verschwörungstheorie aus dem Jahr 2016, die das Ende ihres Präsidentschaftswahlkampfs gegen Donald Trump umgab.
China, Russland oder Iran könnten Einfluss auf US-Wahl nehmen
„Schauen Sie, ich meine, die verrückte Geschichte, dass ich im Keller einer Pizzeria einen Kinderhandel betrieben habe“, sagte Clinton. „Das ist gefährliches Zeug. Es beginne oft online im Dark Web“, warnte die Ex-Außenministerin laut The Hill. Die Falschinformationen würden von Pro-Trump-Medien aufgegriffen und verbreitet. Es bleibe dabei nicht nur bei Worten. Die Pizza-Verschwörung führte damals etwa dazu, dass ein junger Mann bewaffnet eine Pizzeria angriff.
Clinton warnte davor, dass im Vorfeld der diesjährigen US-Wahl „die digitalen Funkwellen“ mit Fehlinformationen gefüllt sein würden, die ein Eigenleben annehmen können. Die Presse brauche ein „konsistentes Narrativ“ über die Gefahr, die Trump in den kommenden Wochen für das Land darstelle. Sie warnte davor, dass ausländische Akteure wie Russland, Iran und China Desinformation in den sozialen Medien schüren könnten, um Einfluss auf die Wahl zu nehmen.
US-Wahl 2024: Clinton warnt vor „Geschichte zur Degradierung Harris“
Clinton geht davon aus, dass eine Geschichte zur Degradierung Harris´ auftauchen wird. „Ich weiß nicht, was es sein wird“, sagte sie über die mutmaßliche Überraschung im Oktober. „Aber es wird etwas sein, und wir müssen sehr, sehr hart arbeiten, um sicherzustellen, dass es als die Lüge entlarvt wird, die es ist.“
Es wäre nicht das erste Mal, dass es im US-Wahlkampf eine sogenannte Oktober-Überraschung gibt. Einem Bericht von Newsweek zufolge warten Präsidentschaftswahlkämpfer und ihre politischen Akteure im Oktober seit Jahrzehnten auf eine große, erzählerisch verändernde Neuigkeit, die das Rennen in der Schlussphase auf den Kopf stellen könnte.
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Geschichte der Oktober-Überraschungen vor US-Wahlen – von Carter bis Bush
Beispiele für Oktober-Überraschungen gibt es in der US-Wahlgeschichte viele. Erstmals wurde der Begriff in Zusammenhang mit Jimmy Carters Wahlverlust 1980 verwendet. Hillary Clinton besteht bis heute darauf, dass sie die US-Wahl 2016 auf den letzten Metern aufgrund der Pizzagate verlor. 2004 veröffentlichte Al Jazeera nur vier Tage vor der Wahl Auszüge aus einem Video von Osama bin Laden, der George W. Bush scharf kritisierte. Viele sehen darin den Grund für den Verlust des damaligen demokratischen Kandidaten John Kerry.
Doch auch republikanische Kandidaten wurden bereits „Opfer“ der Oktober-Überraschung: 2012 konnte Barack Obama im Endspurt des Wahlkampfes durch seinen geglückten Umgang mit den Folgen von Hurricane Sandy gegen Mitt Romney punkten. Im Jahr 2000, wenige Tage vor der US-Wahl im November, bestätigte ein demokratischer Anwalt aus Maine, dass Bush 1976 wegen Trunkenheit am Steuer verhaftet worden war, was ihn fast die Wahl gegen Al Gore kostete. 1992 wurde der ehemalige Verteidigungsminister von Bushs Vater wegen seiner Rolle im Iran-Contra-Skandal angeklagt. Bush Sr., der bereits in den Umfragen zurückgeblieben war, erholte sich nicht von dem Skandal und verlor die Wahl damals gegen Bill Clinton. (lm)