Folgen für Ihr Geld - EZB senkt jetzt den Leitzins - das gilt jetzt für Kredit, Sparen, Konto, Dispo

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FOCUS online/Wochit Es ist soweit: „Der 6. Juni wird die Zinswende quasi amtlich machen“

Von Kreditnehmern ersehnt, von Sparern befürchtet: Die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) haben die erste Zinssenkung beschlossen. FOCUS online erklärt, was jetzt für Kredite, Sparbücher und Tagesgeldkonten gilt.

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Die EZB hat die Leitzinsen zum ersten Mal seit 2019 um 25 Basispunkte gesenkt. Aktuell liegt der Hauptrefinanzierungssatz bei 4,5 Prozent und der Satz für Übernachteinlagen bei 4,0 Prozent. Letzterer ist besonders wichtig, da er den Zinssatz bestimmt, den Banken für geparkte Liquidität erhalten. Mit der Senkung um 25 Basispunkte liegen die beiden wichtigsten Zinssätze im Euroraum nun bei 4,25 beziehungsweise 3,75 Prozent.

Was sagt der Experte?

Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, kommentiert die Entscheidung wie folgt: „Mit dieser Zinssenkung setzt die EZB die Alarmstufe bei der Inflation um einen Schritt herunter. Angesichts der deutlichen Beruhigung des Inflationsgeschehens ist das gerechtfertigt. Aber der Zinsschritt ist auch ein Wechsel auf die Zukunft: Noch ist das Inflationsziel nicht erreicht. Und es kann gut sein, das eine hartnäckige Restinflation weitere Zinssenkungen in den kommenden Quartalen sehr schwierig gestalten wird.“

Sparer müssen jetzt zittern, Kreditnehmer können erst einmal aufatmen. Doch was bedeutet die Entwicklung konkret für Ihr Geld?

Das bedeutet der niedrige Leitzins der EZB für Ihre Kredite

In den nächsten Wochen und Monaten könnten die Zinsen für Kredite jeglicher Art fallen. Das ist eine gute Nachricht für alle, die planen, einen Kredit aufzunehmen. Ob für den Kauf eines Hauses, eines Autos oder für eine größere Investition – es wird für Haushalte attraktiver, sich Geld zu leihen, da die monatlichen Raten damit auch sinken.

Und erste Händler könnten erneut die Null-Prozent-Finanzierung für Einkäufe zurückbringen. Möbelhändler, Elektroanbieter und auch Küchenhersteller hatten größtenteils in den vergangenen Jahren darauf verzichtet. Das ist gut, denn damit wird auch der Konsum angekurbelt.

Die Bauzinsen, die sich an der Verzinsung von Bundesanleihen orientieren, sind bereits gefallen: Für zehnjährige Kredite waren nach Angaben der FMH-Finanzberatung zuletzt 3,66 Prozent pro Jahr fällig (Stand: 3.6.2024), Ende Oktober waren es noch mehr als vier Prozent. Das verbilligt Immobilienfinanzierungen. „Wer heute einen Immobilienkredit aufnimmt, zahlt schon jetzt weniger Zinsen als noch vor einigen Monaten. Denn die Marktakteure erwarten schon länger, dass die Zinsen im Juni gesenkt werden“, sagt EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel im Gespräch mit der ARD-Sendung „PlusMinus“ .

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Sparer müssen mit niedrigen Zinsen fürs Tagesgeld und Festgeld rechnen

Für Sparer hat die Zinsentscheidung der EZB dagegen weniger erfreuliche Folgen. Die Zinsen für Tagesgeldkonten und andere Sparprodukte dürften sinken. Das bedeutet, dass das Geld auf diesen Konten weniger Rendite abwirft. Sparer müssen sich also darauf einstellen, dass sie für ihr angespartes Kapital weniger Zinsen erhalten.

Wer jetzt Geld für einen längeren Zeitraum anlegen möchte, bekommt bei vielen Geldhäusern schon nicht mehr so hohe Zinsen wie noch vor ein paar Monaten. Brachten bundesweit verfügbare Festgelder mit einem Jahr Laufzeit im Dezember noch durchschnittlich 3,34 Prozent Zinsen, so sind es aktuell noch 2,98 Prozent , wie das Vergleichsportal Verivox errechnet hat.

Auch die Tagesgeldzinsen befinden sich laut Verivox-Auswertung weiter im Sinkflug: Im Mai sanken die durchschnittlichen Zinssätze der bundesweit verfügbaren Tagesgeldangebote den zweiten Monat in Folge auf 1,72 Prozent. „Die Tagesgeldzinsen haben ihren Zenit überschritten“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Bei einer Zinssenkung der EZB müssten sich Sparer darauf einstellen, „dass auch die Tagesgeldzinsen noch deutlicher sinken werden als bisher“.

Ein Blick in die Zinsvergleiche von FOCUS online zeigt, wie stark sich die Zinslandschaft verändert hat. Mit Lockangeboten können Haushalt weiterhin, im Idealfall und kurzfristig Erfolge erzielen.

Gute Nachrichten für Haushalte, die ihr Konto überziehen

Auch die Dispozinsen - also die Überziehungsmöglichkeiten auf dem Girokonto - könnten sinken. Dies wäre eine positive Entwicklung für alle, die ihr Konto gelegentlich überziehen und hohe Dispozinsen zahlen müssen. Durch die Senkung der Leitzinsen können diese Kosten sinken, was zu einer gewissen finanziellen Entlastung führt.

Folgt schon bald die nächste Zinssenkung?

Eher unwahrscheinlich. Vieles deutet darauf hin, dass die Notenbank nach dem erwarteten ersten Zinsschritt nach unten zunächst keine weiteren folgen lassen wird. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, der im EZB-Rat über die Geldpolitik für den Euroraum mitentscheidet, hatte beispielsweise betont, aus einer ersten Zinssenkung könne man keine „Art Autopilot“ ableiten, bei dem gleich die nächste Zinssenkung folgen müsse. Man dürfe nichts überstürzen. Es gelte, die Preisentwicklung von Sitzung zu Sitzung zu beobachten, sagte Nagel.

Warum hat die EZB die Zinsen so stark erhöht?

Im Juli 2022 beendete die EZB ihre jahrelange Politik der Null- und Negativzinsen, um die zeitweise auf Rekordhöhe gekletterte Inflation in den Griff zu bekommen. Zehnmal in Folge schraubte die Notenbank in der Folge die Zinsen nach oben, ehe sie eine Pause einlegte. Der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der Notenbank besorgen können, ist mit 4,5 Prozent derzeit so hoch wie zuletzt im August 2001. Der Einlagenzins, den Banken im Euroraum für geparkte Gelder erhalten, hat mit 4,0 Prozent das höchste Niveau seit Bestehen der Währungsunion 1999 erreicht.

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