Deutsches Traditionsunternehmen plant drastischen Stellenabbau – „Mitarbeiter sind mehr als geschockt“

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Der traditionsreiche Armaturenhersteller Bopp & Reuther plant der IG Metall zufolge einen „Kahlschlag“. Die Gewerkschaft hat Widerstand angekündigt.

Mannheim - Im vergangenen Jahr haben mehrere große Industriekonzerne drastische Sparmaßnahmen angekündigt, darunter beispielsweise Bosch, ZF oder Schaeffler. Im neuen Jahr scheint sich in Bezug auf personelle Einsparungen keine Besserung einzustellen. Wie die IG Metall Mannheim in einer Mitteilung schreibt, plant der traditionsreiche Armaturenhersteller Bopp & Reuther einen regelrechten Job-Kahlschlag in der Quadratestadt. Konkret sollen 35 Prozent der Arbeitsplätze am Stammsitz abgebaut oder ins Ausland verlagert werden. Der Betriebsrat und die Gewerkschaft üben heftige Kritik an den Plänen.

Das Unternehmen Bopp & Reuther wurde im Jahr 1872 in Mannheim-Waldhof (Baden-Württemberg) als Spezialfirma für die Herstellung von Pumpen und Schwerarmaturen gegründet und hat das Portfolio seitdem deutlich ausgebaut. Seit 2002 hat das Unternehmen seinen Firmenhauptsitz zwar in Speyer (Rheinland-Pfalz), am Gründungsort ist aber auch über 150 Jahre später noch das Geschäft mit Sicherheits- und Regelarmaturen angesiedelt. Eben in diesem Geschäftsbereich plant das Unternehmen nach Angaben der IG Metall eine drastische Umstrukturierung, die zahlreiche Arbeitsplätze betreffen soll.

Stellenabbau bei Bopp & Reuther Mannheim – „Mitarbeiter sind mehr als geschockt“

Der Mitteilung der Arbeitnehmervertreter zufolge wurde den Mitarbeitern von Bopp & Reuther am Standort Mannheim die Hiobsbotschaft bereits bei einer Informationsveranstaltung verkündet. Konkret plant das Traditionsunternehmen, das seit 2014 zum britischen Maschinenbau-Konzern IMI gehört, unter anderem eine Verlagerung des sogenannten Power-Geschäfts ins Ausland, die Konzentration auf die Geschäftsbereiche Armaturen für Nuklearkraftwerke und Sicherheitsventile sowie Wachstum im Bereich Aftermarket, Ersatzteile und Upgrades. Durch diese Umstrukturierung sollen laut IG Metall rund 35 Prozent der Arbeitsplätze in Mannheim-Waldhof entfallen, was bei einer Mitarbeiterzahl von noch rund 230 einen Abbau von etwa 80 Stellen bedeutet.

Das Unternehmen gibt an, dass die Maßnahme erforderlich sei, um die restlichen Arbeitsplätze sichern zu können. Laut dem SWR ist der Grund für die Umstrukturierung, dass der britische Mutterkonzern einen Profit von 20 Prozent fordert, Bopp & Reuther aber nur 16 oder 17 Prozent erreiche. Für die Mitarbeiter war die Ankündigung aber natürlich ein herber Schock. „Das ist mehr als ein fehlgeleiteter Neujahrsböller: Das ist ein Frontalangriff auf den Bopp & Reuther-Standort Waldhof!“, macht der Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, Thomas Hahl, deutlich. „Die Beschäftigten sind von den Kahlschlag-Plänen mehr als geschockt.“

Bei Bopp & Reuther in Mannheim gilt bis April Standortsicherung – wie geht es dann weiter?

Der Betriebsrat und die Gewerkschaft fordern Einsicht in die Pläne des Unternehmens. „Die Nachricht hat schon heftig eingeschlagen bei den Leuten“, erklärt auch Jürgen Laier, Betriebsratschef bei Bopp & Reuther Mannheim. „Aber nach dem Schock kommt das Aufstehen und das Handeln. Denn von der Verlagerung des Power-Geschäfts ins Ausland, der Vereinfachung des Produktangebotes von Sicherheitsventilen durch Reduzierung sowie den anderen Maßnahmen halten wir nichts. Das wird uns nicht stärker machen, sondern schwächer.“ Laut ihm sei besonders enttäuschend, dass das Traditionsunternehmen zum wiederholten Mal einen Stellenabbau in Waldhof plane, statt an Lösungen zu arbeiten.

Das Traditionsunternehmen Bopp & Reuther plant einen drastischen Stellenabbau. Betriebsrat und IG Metall haben Widerstand angekündigt. (Foto stammt aus 2024) © IG Metall Mannheim

Wie schnell Bopp & Reuther, oder eben der Mutterkonzern IMI, die Umstrukturierung in Mannheim durchführen will, ist nicht bekannt. Laut dem Gewerkschaftssekretär für den Standort, Benedikt Hummel, gilt aber bis April 2025 noch ein Standortsicherungsvertrag. Darüber habe man in den vergangenen Wochen das Gespräch mit der Geschäftsleitung gesucht, als Antwort aber die „Kahlschlag-Pläne“ erhalten. „Wir werden jedenfalls zusammen mit Betriebsrat und Beschäftigten um die Zukunft des Standorts und der Arbeitsplätze mit aller Kraft kämpfen“, so Hummel. Auch ein Elektronikhersteller reagiert aktuell mit einem Stellenabbau auf die schlechte Marktlage.

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