Asyl-Sozialberatung: Nach Insolvenz macht‘s der Landkreis jetzt selber
Nach der Insolvenz des Vereins Hilfe von Mensch zu Mensch gibt es im Landkreis derzeit keine Asylsozialberatung. Das soll sich jetzt wieder ändern.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Um das Thema Asylsozialberatung ging es im Kreisausschuss am Montag. Seit der Insolvenz des Vereins Hilfe von Mensch zu Mensch Anfang Juli gibt es kein entsprechendes Angebot mehr in den Unterkünften. „Ohne Sozialberatung geht es unserer Meinung nach aber nicht“, sagte Landrat Josef Niedermaier (FW). Daher habe man sich Gedanken gemacht, wie die Lücke geschlossen werden könnte.
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Kein ermutigendes Gespräch mit anderen Trägern
Nicht ermutigend war die Anfrage bei anderen Trägern, berichtete Asyl-Sachgebietsleiter Andreas Baumann. Interesse gebe es zwar. Wenn wie bisher aber neun Vollzeitstellen vorgehalten werden sollen, sehen die Träger einen jährlichen Zuschussbedarf von 360 000 Euro, den der Landkreis übernehmen müsste. Und das, obwohl der Freistaat die Personalkosten zu 90 Prozent trägt. Bislang überwies der Landkreis lediglich 60 000 Euro pro Jahr an den Verein. „Deshalb sind wir auf die Idee gekommen, dass wir es selber machen“, sagte Baumann.
Beratung wird umgestellt auf eine „Komm-Struktur“
An den Landratsämtern in Schwandorf und Mühldorf werde das bereits so praktiziert, hatte Baumann in Erfahrung gebracht. Für den Anfang sei vorgesehen, drei Vollzeitstellen zu schaffen. Auch hier trägt der Freistaat 90 Prozent der Personalkosten. Das heißt, etwa 20 000 Euro pro Jahr bleiben am Landkreis hängen. Geht das denn mit drei Kollegen, wenn es bislang neun Mitarbeiter gab? „Wir würden auf eine Komm-Struktur umstellen“, sagte Baumann. Fand die Beratung bis jetzt in den Unterkünften statt, sollen die Hilfesuchenden nun in erster Linie ins Landratsamt kommen. So spare man viel Fahrzeit, zudem seien die Mitarbeiter besser vernetzt, wenn sie direkt im Landratsamt sitzen. Einzelne Angebote soll es aber auch noch in den elf großen Unterkünften geben.
Nicht alle Geflüchteten brauchen Beratung
Dazu komme, dass viele der rund 3500 Geflüchteten, die im Landkreis leben, schon länger hier sind, entsprechend weniger Beratungsbedarf haben. Baumann geht davon aus, dass 800 Geflüchtete auf einen Berater kommen. Viele würden aber in Familienverbünden oder Bedarfsgemeinschaften leben, sodass die tatsächliche Zahl deutlich geringer sei. „Ich glaube, das ist machbar“, sagte Baumann. Zudem sei es möglich, weitere Stellen nachzufordern. „Wir können aber erst einmal schauen, wie es sich einspielt“, so Baumann.
Noch Änderungsmöglichkeiten bis zur Beratung im Kreistag
Auch für die drei Stellen müsse man erst einmal Personal finden, sagte Annelies Wiedenbauer-Schmidt (Grüne). „Es gibt da ja eine Insolvenz...“, merkte Niedermaier an. Wenn man schnell sei und auf die Vereins-Mitarbeiter zugehe, sei es bestimmt möglich, Stellen zu besetzen. Klaus Barthel (SPD) ging das zu schnell. Man habe gerade erst von dem Thema erfahren. Es gehe um massive Veränderungen im Beratungsangebot. Auch vor dem Hintergrund, dass man nicht wisse, wie es mit dem Sicherheitsdienst weitergeht, müsse das alles wohlüberlegt sein. Susanne Merk (FW) dagegen fand die Lösung gut. „Ich würde das jetzt einfach mal probieren und schauen, wie es sich entwickelt.“
Mit zwei Gegenstimmen wurde das angedachte Vorgehen beschlossen. Bis zur Kreistagssitzung am Montag können aber noch Vorschläge aus den Fraktionen eingebracht werden.