Trotz Schlaganfall: Augenarzt operiert und verursacht irreversible Schäden

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Ein Schlaganfall hindert einen Augenarzt nicht an weiteren Operationen. Seine Patienten erleiden schwere Augenschäden.

Ein Schlaganfall, der durch eine Durchblutungsstörung im Gehirn und den daraus resultierenden Sauerstoffmangel verursacht wird, führt zum Absterben von Nervenzellen. Dies kann plötzliche neurologische Symptome wie Sprachstörungen oder Taubheitsgefühle hervorrufen und oft bleiben langfristige Ausfallerscheinungen zurück. Ein Augenarzt, der nach einem solchen Ereignis unter motorischen Einschränkungen litt, setzte seine chirurgischen Tätigkeiten fort, ohne seine Patienten zu informieren. Wie die Ärztezeitung berichtet, führte dies bei mehreren Patienten zu teilweise schweren Augenschäden. Der Arzt aus dem Allgäu wurde bereits zweimal zu Bewährungsstrafen verurteilt.

Trotz Schlaganfall operiert ein Augenarzt weiter: Zwei Patienten erblinden

Operationssaal
Ein Skalpell wird grundsätzlich nach den Regeln der ärztlichen Kunst eingesetzt. (Symbolbild) © Sergei Anischenko/IMAGO

Der lizenzierte Augenarzt aus Kempten erlitt 2009 einen Schlaganfall und war seitdem motorisch beeinträchtigt. Trotzdem begann der 63-Jährige im Jahr 2011 wieder, ambulante Operationen durchzuführen. Zwischen April 2011 und Juni 2015 führte er zwölf ambulante Katarakt-Operationen durch, ohne seine Patienten über seinen vorherigen Schlaganfall und die daraus resultierenden Beeinträchtigungen (u.a. Tiefensensibilitätsstörung an der rechten Hand) aufzuklären. Dies führte bei den Patienten zu Schäden, zwei von ihnen erblindeten sogar auf einem Auge. Die Staatsanwaltschaft macht den Mediziner dafür verantwortlich, da er aufgrund seiner motorischen Einschränkungen die Operationen nicht hätte durchführen dürfen.

Was ist ein Katarakt?

Die Ludwig-Maximilians-Universität München informiert, dass Eintrübungen der Augenlinse als Katarakt oder Grauer Star bezeichnet werden. Diese Veränderungen resultieren in einer erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Blendungen und einer nebelhaften Verschlechterung der Sehkraft. Es ist üblich, dass der Graue Star sich erst bei Personen über 50 Jahren entwickelt und als Teil des natürlichen Alterungsprozesses der Augenlinsen angesehen wird. Mit zunehmendem Alter steigt dementsprechend das Risiko. Dennoch können auch Stoffwechselerkrankungen, Verletzungen und schwere Entzündungen als Ursachen in Betracht gezogen werden. Die einzige Möglichkeit zur Behandlung stellt eine Operation dar.

Im Jahr 2020 wurde der Arzt vom Landgericht Kempten wegen fahrlässiger Körperverletzung in neun Fällen zu einer neunmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt. Im folgenden Jahr hob das Bayerische Oberste Landesgericht (BayObLG) in München das Urteil jedoch auf. Die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtete damals unter anderem über den Fall. Das BayObLG entschied, dass der Augenarzt aus dem Allgäu vorsätzlich gehandelt habe, da er seine gesundheitlichen Einschränkungen kannte, seine Patienten jedoch nicht darüber informierte. Im Juli 2023 verurteilte das Landgericht den Arzt erneut: Diesmal wegen vorsätzlicher Körperverletzung in elf Fällen und schwerer Körperverletzung in einem Fall zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten. Dieses Urteil wurde nun erneut vom BayObLG aufgehoben.

Vorwurf der „gefährlichen Körperverletzung“

Das BayObLG geht von einer „gefährlichen Körperverletzung“ aus. Diese liegt vor, wenn sie mit einem „gefährlichen Werkzeug“ begangen wird. In diesem Fall wird das bei der Operation verwendete Skalpell als solches angesehen. Obwohl das Skalpell grundsätzlich nach den Regeln der ärztlichen Kunst eingesetzt wird, muss der behandelnde Arzt in der Lage sein, es ordnungsgemäß und fachgerecht zu verwenden. Ist dies – wie bei dem Angeklagten – aufgrund körperlicher Einschränkungen nicht möglich, handelt es sich bei dem Einsatz des Skalpells um eine „gefährliche Körperverletzung“. Nach § 224 des Strafgesetzbuches (StGB) kann diese mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren geahndet werden. Nun muss das Landgericht Kempten ein höheres Strafmaß prüfen.

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