Gefährlicher Trend in Russlands Wirtschaft: Putin enteignet jetzt sogar russische Firmen

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Aufgrund von Problemen in der russischen Wirtschaft beschlagnahmt der Kreml Vermögen von westlichen und russischen Firmen. Damit tut sich Putin aber keinen Gefallen.

Moskau – Für einige westliche Firmen in Russland wird ein Albtraumszenario wahr: Der Kreml beschlagnahmt immer häufiger Vermögen von Unternehmen in Russland, um seine Kriegskasse zu befeuern. Seit dem Jahr 2022 ist der Gesamtwert der beschlagnahmten Vermögen gestiegen. Wladimir Putin hofft dadurch auf eine weitere Einnahmequelle. Selbst russische Firmen sind offenbar nicht mehr sicher.

Putin greift neben ausländischen Firmen auch nach russichen Unternehmen

Geschäfte in Russland sind mit hohen Risiken verbunden. Enteignungssorgen von westlichen Unternehmen wuchsen vor allem nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs. Zudem greift der Kreml immer häufiger bei der Beschlagnahmung von Firmenvermögen durch. Laut Schätzungen der Kanzlei Nektorov, Saveliev & Partners sind die beschlagnahmten Vermögen seit 2022 auf einen 3,9 Billionen Rubel gestiegen. In den letzten zwölf Monaten habe sich der Gesamtwert der beschlagnahmten Vermögenswerte sogar verdreifacht.

Kremlchef Wladimir Putin
Gefährlicher Trend in Russlands Wirtschaft: Putin zapft sogar russische Firmen an © Dmitri Lovetsky/dpa

Laut Business Insider fielen unter anderem der dänische Brauereikonzern Carlsberg und der französische Lebensmittelriese Danone den Beschlagnahmungsmaßnahmen zum Opfer. Offenbar sind aber auch russische Firmen rechtlich nicht mehr stark geschützt, da auch ihnen Enteignung und Beschlagnahmung drohen.

Russische Behörden schaffen im Prinzip eine Rechtsgrundlage und führen die Beschlagnahmungen laut Bloomberg beispielsweise unter dem Vorwand der Korruption durch. Auch Probleme mit der Privatisierung der Firmen und Vorwürfe zum Extremismus werden als Gründe für die Beschlagnahmung genannt.

Russische Firmen müssen laut Ökonom bangen – „die Hälfte muss mit Enteignung rechnen“

Unter den betroffenen Firmen befindet sich laut Bloomberg unter anderem das russische Autohaus Rolf. Ein Gericht hatte im Februar 2024 eine Verstaatlichung angeordnet. Gegen das russische Bergbauunternehmen Yuzhuralzoloto leitete die Generalstaatsanwaltschaft ein Verfahren zur Beschlagnahmung ein. Das Gericht warf dem Chef des Unternehmens, Konstantin Strukov, Bloomberg zufolge vor, er habe Unternehmen illegal kontrolliert, während er ein öffentliches Amt innehatte.

Das Brisante: Er ist stellvertretender Parlamentsvorsitzender der Region und Mitglied der Regierungspartei. Ihm könnte sogar eine Enteignung drohen. Im Juli 2025 wurde Strukov und anderen Personen wird vorgeworfen, Eigentum „durch Korruption“ erlangt zu haben. Selbst mit einer wichtigen Rolle im Parlament sind Firmen-CEOs offenbar nicht mehr vor staatlichen Eingriffen in die Firmenfinanzen geschützt. „Nach dieser Logik könnte mindestens die Hälfte aller regionalen Unternehmer mit einer Enteignung rechnen“, warnte Andrei Jakowlew, Ökonom und Mitarbeiter am Davis Center der Harvard University.

Putin greift bei Firmen durch, um Kriegskasse aufzustocken: „Staat presst alles aus“

Der Kreml wolle durch die Beschlagnahmung von Firmenvermögen zwei Probleme zugleich lösen, sagte Jakolew. Die Beschlagnahmung der Firmen, die später weiterverkauft werden, schaffe eine neue Einnahmequelle. So flossen 132 Milliarden Rubel aus Immobilienverkäufen in den russischen Haushalt. Ein Großteil davon stammte aus konfiszierten Vermögen.

Zudem erhält Putin mehr Kontrolle über die Wirtschaftselite, da ihr „Schicksal vom Überleben des Regimes abhängig“ wird, so Jakowlew. Gemeint ist wohl die wachsende staatliche Kontrolle über Firmen und Firmenvermögen. Doch genau davor warnen Ökonomen in Russland. „Der Staat presst alles aus“, sagte Lev Kantor, ein regionaler Bauunternehmer, der aus Russland geflohen ist.

Lobbygruppe wehrt sich gegen Putin – Sorge vor Verstaatlichungswelle

Aus Sorge vor einer Verstaatlichungswelle hat eine Lobbygruppe in Russland dem Kremlchef einen Gesetzesentwurf vorgelegt. Der Entwurf solle dienen, „ein Gleichgewicht zwischen den öffentlichen Interessen des Staates und dem Schutz der Rechte gutgläubiger Eigentumserwerber zu gewährleisten, die Stabilität des Zivilverkehrs zu gewährleisten und die Rechtsunsicherheit bei der Einreichung eines Antrags auf Beschlagnahme privatisierten Eigentums zu beseitigen“, heißt es in der Begründung.

Trotz der Unruhen wies Putin im Juni 2025 laut Bloomberg Bedenken über einen zunehmenden Trend zu Verstaatlichungen zurück und verteidigte eine der jüngsten Enteignungen. (bohy)

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