Auf Abriss-Plan folgt Denkmalschutz: Über Supermarkt könnte Asyl-Unterkunft entstehen
Obwohl die Zahl der Flüchtlinge sinkt, ist der Landkreis weiterhin auf Suche nach Asyl-Unterkünften, unter anderem in Germering. Das hat mehrere Gründe.
In Germering laufen aktuell Planungen für eine neue, relativ große Unterkunft. Über dem Rewe an der Friedenstraße hinter dem Gebäude der ehemaligen Reißverschlussfirma Ries könnte Platz für um die 80 Flüchtlinge geschaffen werden. Die Stadt Germering hat in ihrer Zuständigkeit die baurechtliche Genehmigung bereits erteilt. Theoretisch dürfen die Büroflächen also als Unterkunft benutzt werden. Ob das Landratsamt - zuständig für die Asyl-Unterbringung - das Objekt wirklich anmietet, gilt aber noch als offen. Entsprechende Gespräche laufen, hieß es.
Das Gebäude der ehemaligen Reißverschlussfabrik sollte ursprünglich abgerissen werden und durch einen Neubau ersetzt werden. Einen entsprechenden positiven Vorbescheid aus der Stadt Germering hatte der Eigentümer bereits.
Plötzlich kam der Denkmalschutz
Doch dann kam überraschend der Denkmalschutz in Spiel. Bei dem Verwaltungsbau sei ein guter Überlieferungszustand zu erkennen, heißt es beim Denkmalamt. Dadurch habe er eine hohe baukünstlerische Bedeutung. Das im Jahr 1962 nach einem Entwurf des Architekten Walter Ehm errichtete Gebäude weist eine vorgehängte gerasterte Leichtmetallfassade auf, heißt es beim Denkmalschutz - die Überraschung auch in der Germeringer Bauverwaltung war groß.
Statt Abriss und Neubau nun also Denkmal und Asyl-Unterkunft. Denn mit dem möglichen Asylbewerberheim über dem Supermarkt hängt das Gebäude insofern zusammen, als der Zugang zu den Flüchtlingsräumen über das Ries-Gebäude erfolgen würde.
Insgesamt gilt: Der Landkreis ist prinzipiell immer an Unterkünften interessiert. Wie Landrat Thomas Karmasin dem Tagblatt bestätigt, kommen aktuell tatsächlich weniger Flüchtlinge im Landkreis an. Bis Dezember 2024 kamen pro Monat allerdings 100 Personen in den Landkreis, die untergebracht werden mussten, erinnert Karmasin. „Trotz der Entspannung der Lage können wir auf Akquise nicht vollständig verzichten, weil Unterkünfte durch Vertragsablauf absehbar wegfallen“, erklärt der Landrat. Außerdem gelte es, besonders teure Objekte durch preiswertere zu ersetzen.
Viele Fehlbeleger in den Unterkünften
Ein Teil des Unterbringungsproblems sind jene Asylbewerber, die ein Bleiberecht erhalten haben, aber keine Wohnungen finden: Die so genannten Fehlbeleger. „Aktuell sind über 50 Prozent unserer Plätze durch Fehlbeleger belegt, die wir ja nicht in die Obdachlosigkeit entlassen“, sagt der Landrat. „Die Fehlbeleger nehmen unsere Kapazitäten in großem Maße in Anspruch.“
Unabhängig solcher Überlegungen und Schwierigkeiten: Bei Nachbarn rund um den Komplex stößt das Vorhaben an der Germeringer Friedenstraße nicht unbedingt auf große Zustimmung. Man sorgt sich um die Eignung der Örtlichkeit und der Außenanlagen. Auch die Informationspolitik stößt auf Kritik.