Trump eröffnet Zollkrieg mit der EU – und verfolgt ein klares Ziel

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Die neuen US-Zölle auf Importe von Autos treffen auch Deutschland. Hinter den neuen Abgaben steckt mehr, als auf den ersten Blick erkennbar ist.

Washington, D.C – US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, Autoimporte in die USA mit einem Strafzoll von 25 Prozent zu belegen – und befeuert damit den Handelsstreit mit der Europäischen Union. Die Abgabe betrifft alle Autos – von Kleinwagen über Limousinen und SUV bis zu leichten Nutzfahrzeugen – die außerhalb der USA gefertigt wurden. Die neuen Zölle treten am 3. April in Kraft, so das Weiße Haus. Zuvor hatte Trump Sonderzölle auf Aluminium- und Stahlimporte eingeführt.

Dazu kommen Zölle in Höhe von 25 Prozent auf importierte Autoteile. Diese sollen spätestens ab dem 3. Mai gelten. Darunter fallen zentrale Teile wie Motoren, Getriebe und Antriebsteile. Eine ausführliche Liste mit betroffenen Gütern werde noch veröffentlicht, hieß es weiter. Die neuen Regelungen haben mehrere Hintergründe.

Trump eröffnet Zollkrieg: Was steckt hinter den Autozöllen?

Die Abgaben folgen Trumps Ziel, „Amerika wieder groß“ zu machen. Der US-Präsident betrachtet die Zölle als wirksames Instrument, um die Staatseinnahmen zu steigern und so die Kosten seiner versprochenen Steuersenkungen auszugleichen. Doch: Wirtschaftsexperte Johannes Mayr erklärte gegenüber FOCUS online: „Eigentlich geht es Trump nicht darum, Amerika wieder groß zu machen, sondern die Industrie.“ Trump findet, dass andere Länder zu viel in die USA importieren – und zu wenig US-Produkte etwa nach Europa exportiert werden. Bei der Ankündigung der neuen Autozölle sagte der US-Präsident wiederholt, dass er sicher sei, dass die Zölle Autohersteller überzeugen würden, ihre Investitionen in die USA, statt Kanada oder Mexiko zu erhöhen.

Volkswagen Neufahrzeuge
Die deutsche Automobilindustrie wird unter Trumps Zöllen leiden. © IMAGO/Jochen Eckel

Experten vermuten, dass Trump die Auto-Zölle letztlich als Verhandlungstaktik nutzt, um eine stärkere Position zu erzielen. Das berichtete die Tagesschau. Ziel könnte sein, einen vorteilhaften Deal für die USA auszuhandeln – insbesondere gegenüber der EU. „Einer der Gründe, warum ich Zölle einführe, ist der, dass wir Millionen ihrer Autos nehmen – BMW, Volkswagen, Mercedes-Benz“, erklärte der 78-Jährige. Gleichzeitig sei es „fast unmöglich“, US-Autos in die EU zu exportieren.

Hohe Zölle: Trump will Dollar für mehr Exporte abwerten

Trump folge auch einer weiteren Strategie, so Mayr gegenüber FOCUS online. Er betrachte den Dollar als überbewertet, was den Export amerikanischer Unternehmen erschwert. Ähnlich wie beim Plaza-Abkommen von 1985 strebe er eine internationale Zusammenarbeit an, um die US-Währung abzuwerten. Ob dieses Vorhaben Erfolg haben wird, bleibe jedoch ungewiss.

Zudem Trump könnte auch den Druck auf Europa erhöhen wollen, mehr in die eigene Verteidigung zu stecken, so Mayr. US-Exportdefizite könnten so angegangen werden: „Bei einer Aufrüstung führt an amerikanischen Waffen vorerst kein Weg vorbei. Auch über steigende Exporte können die USA ihr Defizit senken“, so der Ökonom.

Autozölle von 25 Prozent: Deutsche Automobilindustrie wird unter Trumps Zöllen leiden

Laut dem Marktforschungsunternehmen GlobalData wurde im vergangenen Jahr fast die Hälfte der in den USA verkauften Autos importiert. Die meisten fertigen Pkw und leichten Lkw bis fünf Tonnen stammen aus Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland. Einer Studie der Commerzbank zufolge belegt Deutschland mit Autoexporten im Wert von 26 Milliarden Dollar den fünften Platz.

Viele Experten erwarten, dass die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen für Deutschland zunächst begrenzt bleiben, so die Tagesschau. Bestimmte Branchen und Regionen dürften umso stärker betroffen sein. Die drastische Erhöhung der Zölle auf Autoimporte aus der EU – bisher lagen sie bei lediglich 2,5 Prozent – wird von Branchenkennern als schwerer Rückschlag für die ohnehin angeschlagene deutsche Automobilindustrie gesehen. Laut dem Statistischen Bundesamt waren die USA im Jahr 2024 mit einem Anteil von 13,1 Prozent und einem Exportvolumen von 34 Milliarden Dollar das wichtigste Zielland für deutsche Autos. (hk)

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