Trump teilt im Wahlkampf der US-Wahl mit Tiefschlägen gegen Harris aus – mit Kalkül

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Donald Trump will auf persönliche Angriffe vor der US-Wahl nicht verzichten. © Olivier Touron/AFP

Viele Republikaner wünschen sich einen gemäßigten Donald Trump. Doch der denkt gar nicht daran. Wird ihm seine Strategie zum Verhängnis?

Washington, D.C. – Donald Trump bleibt sich treu. Auch vor der US-Wahl im November setzt er wieder auf Hass und Hetze. Das bekommt diesmal seine neue Kontrahentin Kamala Harris zu spüren. Immer wieder startet er verbale Attacken gegen sie, macht sich über ihr Lachen lustig, beschimpft sie als „Kommunistin“, „Radikale“ oder „Verrückte“.

Ist das aber die richtige Strategie im Wahlkampf? Medienberichten zufolge haben Trumps Vertraute zuletzt verstärkt versucht, den früheren US-Präsidenten dazu zu bewegen, sich bei seinen Auftritten auf Sachthemen wie Einwanderung und Inflation zu konzentrieren und auf persönliche Angriffe auf Harris zu verzichten.

Trump setzt bei der US-Wahl auf persönliche Attacken gegen Harris

Einige Republikaner befürchten demnach, dass die Attacken bei unentschlossenen Wahlberechtigten, auf die Trump für einen Sieg bei der Wahl am 5. November unbedingt angewiesen ist, nicht gut ankommen. In einem Interview im Sender Fox News appellierte Trumps einstige Konkurrentin im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur, Nikki Haley, Mitte August etwa an die eigene Partei, im Wahlkampf eine „bedeutende Veränderung“ zu vollziehen und aufzuhören, über Harris zu „jammern“.

Am Sonntag (25. August) appellierte auch Senator Lindsey Graham beim TV-Sender CNN an Trump, sich doch bitte zu mäßigen und die Sachthemen in den Mittelpunkt seines Wahlkampfs zu stellen. Bisher sind die Republikaner, die sich von Trump eine gemäßigtere Haltung wünschen, aber immer enttäuscht worden. Denn Trump kann nicht aus seiner Haut. Wütende Tiraden und persönliche Angriffe gehören seit Jahren zu seiner politischen Strategie.

Trump will bei der US-Wahl gegen Harris nicht die andere Wange hinhalten

Das zeigte sich zuletzt am Freitag (23. August) bei einer Kundgebung in Arizona. Wie üblich probierte er Angriffe und Beleidigungen aus und beobachtete dann die Reaktion des Publikums. So beschwerte er sich bitter über die Angriffe auf seinen Charakter beim Parteitag der Demokraten. Und er fragte seine Fans, ob er den Rat seines Teams befolgen und die andere Wange hinhalten solle.

In spöttischem Ton sagte Trump: „Sie sagen zu mir: ‚Sir … bitte bleiben Sie bei der Politik, werden Sie nicht persönlich. Sie sollten nett zu den Menschen sein, Sir.‘“ Und dann rufe er seine Leute an und erkläre ihnen, dass die Demokraten ihn fertigmachen würden. „Und man sagt mir, ich solle nicht persönlich werden.“

Trump ist vor der US-Wahl ins Straucheln geraten

Tatsächlich aber ist der Wahlkampf von Donald Trump ins Trudeln geraten. Der versuchte Mordanschlag auf ihn, der Rückzug von US-Präsident Joe Biden aus dem Wahlkampf und die neue und jüngere Herausforderin Kamala Harris – all das hat Trump offenbar zugesetzt. Er wirkt älter, unbeholfener und orientierungslos. In den Umfragen hat Harris ihn mittlerweile überholt.

Diese neue Dynamik im Wahlkampf habe Trump „sehr verärgert“, lautet die Einschätzung von Anthony Scaramucci, Trumps kurzzeitigem Kommunikationsdirektor während seiner Zeit im Weißen Haus. Trump sei „verängstigt, in die Enge getrieben und sehr wütend“, sagte er dem US-Sender MSNBC. Gemeinsam mit seinem Team suche dieser nun weiter nach einem neuen Narrativ im Wahlkampf.

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Nach Einschätzung der Politikwissenschaftlerin Elizabeth Bennion von der Universität Indiana kommt bei Trumps Wählerinnen und Wählern eine Politik der Ressentiments gut an. Weniger klar sei dagegen, wie dessen persönliche Angriffe auf Harris von unentschlossenen Wählern aufgefasst werden, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. „Einige Beobachter hatten sich gefragt, ob sich Trump bei einer weiblichen Kandidatin mit Migrationsgeschichte zurückhalten würde. Die Antwort ist eindeutig nein.“ (cs/AFP)

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