„Fahre nie wieder Nachtzug“: Frau auf dem Weg von Italien nach Österreich ausgeraubt

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Eine Frau aus Kassel erlebt eine beängstigende Nacht in einem ÖBB-Nachtzug. Sie glaubt, dass sie nicht das einzige Opfer ist.

Kassel – Eine Frau aus Kassel berichtet, dass sie kürzlich bei der Fahrt in einem Nachtzug der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) von Padua nach Salzburg mit einem Gas betäubt und ausgeraubt worden ist. Sie glaubt, dass diese Masche kein Einzelfall ist.

„Ich fahre nie wieder Nachtzug“, sagt die 64-jährige Anna M. aus Kassel (Name von der Redaktion geändert). Wenn man den Erlebnissen der Pensionärin lauscht, kann man diese Entscheidung nachvollziehen. Anna M. ist vorletzte Woche im Nachtzug von Padua (Italien nach Salzburg (Österreich) ausgeraubt worden.

Kasselerin wurden in Nachtzug 380 Euro gestohlen

380 Euro sind ihr gestohlen worden. Allerdings hat die Frau von der Tat nichts mitbekommen. Sie ist sich sicher, dass die professionellen Täter sie mit Gas betäubt haben, um an ihr Geld zu kommen. Mittlerweile hat Anna M. von zwei Bekannten aus München und Stuttgart gehört, denen es genauso ergangen sein soll – als sie im Zug in Österreich unterwegs gewesen seien. Es gibt auch verschiedenen Medienberichte über andere Reisende, die vermuten, dass sie im Nachtzug betäubt und dann ausgeraubt worden sind.

Auf Nachfrage erklärt ein Sprecher der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), dass man „keinerlei Erkenntnis über Verwendung von Gas zur Betäubung von Fahrgästen“ habe. Man bedauere aber die negativen Erfahrungen der Reisenden aus Kassel.

Anna M. sieht das aufgrund ihrer Erfahrung und der Berichte über ähnliche Vorfälle anders. Sie kritisiert, dass die ÖBB nicht die Reisenden in den Zügen vor den Tätern warnt.

Wurde eine Frau aus Kassel im Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betäubt? Anna M. geht davon aus, dass sie auf diese Weise ausgeraubt worden ist.
Wurde eine Frau aus Kassel im Nightjet der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) betäubt? Anna M. geht davon aus, dass sie auf diese Weise ausgeraubt worden ist. © dpa

Es war am Freitag, 26. Januar, als Anna M. nach einem Aufenthalt in Venedig mit dem ÖBB-Nightjet von Padua nach Salzburg fahren wollte. Eine andere Verbindung, die sie ursprünglich rausgesucht hatte, sei wegen des Bahnstreiks in Deutschland ausgefallen, sagt die Frau. Sie sei gegen kurz vor Mitternacht in Padua in den Zug gestiegen.

Dort habe sie ein Sitzabteil für sich alleine gehabt, berichtet Anna M. Sie habe ihre Handtasche mit Geldbörse und allen Papieren vorne vor der Brust gehabt. Darüber habe sie eine Skijacke gezogen. Und einen Lodenmantel, den sie zugeknöpft habe. Vor die Tür des Abteils habe sie innen ihren Koffer gestellt, darunter habe sie ihre Schuhe geklemmt. Dann habe sie alle Klappen auf den Sitzplätzen ausgeklappt, sich auf den Bauch gelegt und geschlafen.

„Die haben mich angetatscht und aufgeknöpft“

Dass sie während der Zugfahrt ausgeraubt worden sei, habe sie erst am nächsten Morgen in Salzburg bemerkt. Da hatte sie den Zug bereits verlassen. Gegen 7 Uhr habe sie einen Kaffee im Bahnhof bezahlen wollen. Als sie ihr Portemonnaie aufgemacht habe, habe sie ihren Augen nicht getraut. Das gesamte Bargeld (insgesamt 380 Euro) war weg. An ihren Papieren und der Kreditkarte hätten die Täter kein Interesse gehabt. „Die wollen nichts, was sie verraten könnte“, sagt Anna M. Da sie eigentlich einen leichten Schlaf habe, geht die Frau aus Kassel davon aus, dass die Täter die Tür zu ihrem Abteil einen spaltweit geöffnet und dann Betäubungsgas eingesetzt haben. „Die haben mich angetatscht und aufgeknöpft. Ich habe nichts bemerkt“, sagt die Frau.

Im Nachhinein sei ihr nur aufgefallen, dass ihre Schuhe nicht mehr unter ihrem Koffer, sondern unter der Sitzbank standen. Zunächst habe sie das nach dem Aufwachen im Abteil aber nicht realisiert.

Anna M. erstattete eine Strafanzeige bei der Bundespolizei in Salzburg. Es gebe zwar viele Diebstähle in Zügen, erklärt eine Sprecherin der österreichischen Bundespolizei in Salzburg. Von solch einer Form, dass Betäubungsgas eingesetzt würde, habe man in Salzburg aber noch nicht gehört. „Wir gehen aber jedem Hinweis nach“, so die Sprecherin.

Und auch bei der Bundespolizei in München sind bislang solche Fälle nicht bekannt geworden. Genauso wenig, wie bei der Bundespolizeiinspektion in Kassel. (Ulrike Pflüger-Scherb)

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