„Drei goldenen Regeln“: Was muss in die Brotzeitbox – Ernährungsberaterin und Mutter klärt auf
Zwischen Schulheft, Butterbrot und Morgenchaos bleibt oft wenig Zeit für eine gesunde Brotzeit. Ernährungsberaterin Maria Lidl erklärt, wie Eltern mit einfachen Tricks eine Pausenbox füllen, die Kindern schmeckt und Energie liefert.
Wolfratshausen– Jeden Morgen das gleiche Spiel: Die Brotzeitbox will gefüllt werden, die Zeit drängt – und am Ende landet doch wieder nur ein belegtes Brot und ein Apfel darin. Kaum angefasst kommt das Essen häufig wieder zurück. Wie gelingt also eine Pausenverpflegung, die Kindern schmeckt, Energie liefert und trotzdem gesund ist? Die Ernährungsberaterin und dreifache Mutter Maria Lidl kennt einige Tricks. Die 35-Jährige verrät, worauf es bei der Brotzeit für Grundschüler ankommt.
Frau Lidl, was gehört in eine ausgewogene Brotzeitbox?
Farbenfroh soll die Brotzeit sein. Damit meine ich nicht bunte Gummibärchen, sondern verschiedene Farben an Obst und Gemüse. Jede Farbe steht für bestimmte Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe. Grün liefert Vitamin C und Folsäure für Immunsystem und Zellschutz, Orange und Gelb enthalten Beta-Carotin für Haut und Augen, Rot bringt Antioxidantien fürs Immunsystem, Violett liefert Anthocyane gegen Entzündungen. Dazu Eiweiß für Sättigung, Muskelaufbau und Immunsystem, Kohlenhydrate und Ballaststoffe für die Darmflora – die beeinflusst die gesamte Gesundheit und Psyche. Hochwertige Fettsäuren sollten nicht fehlen, etwa durch Nüsse.
Welche Lebensmittel sollte man vermeiden?
Grundsätzlich ist alles erlaubt. Sogar ganz selten Fertigprodukte. Die Menge macht das Gift. Ich empfehle Selbstgemachtes mit wenig Zusätzen und einer kurzen Zutatenliste. Kinder lieben selbstgebackene Kuchen oder Kekse. Fertiggebäck wie Milchbrötchen oder Schoko-Croissants aus dem Supermarkt haben lange Zutatenlisten mit vielen Emulgatoren. Die wirken negativ auf die Darmflora und sind oft sehr zucker- und kalorienreich.
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Heiß diskutiert ist die Frage: Vegetarisch oder mit Fleisch?
Auch bei Wurst gilt: Je weniger verarbeitet, desto besser – also Schinken statt Salami. Bei veganen Alternativen lohnt sich ein Blick auf die Zutatenliste.
Kinder naschen gerne: Welche Süßigkeiten empfehlen Sie?
Selbstgebackene Haferflockenkekse mit wenig Zucker oder ausschließlich mit Banane gesüßt. Eine gute Alternative wären auch hausgemachte „Energy Balls“ mit gemahlenen oder gehackten Nüssen und Datteln. Da kann man etwas Kakao drüberstreuen, so hat das Kind einen Schokoladenmoment in der Pause. In meinen Augen macht es für Keksliebhaber Sinn, das ganze Jahr Plätzchen zu backen: Da spart man sich viele fragwürdige Zusatzstoffe.
Wie sieht für Sie die ideale Brotzeit in der Grundschule aus?
Passend zum Herbst: ein Vollkornbrot mit Frischkäse und Schnittlauch oder selbstgemachtem Hummus, dazu gewürfelten Bergkäse. Kleine Snacks müssen unbedingt mit: Tomaten, Gurkenscheiben oder Apfelspalten sehen auch nach Stunden noch appetitlich aus. Ein gekochtes Ei und eine Energy-Kugel würde ich mit reinlegen. Dazu ein ungesüßter Tee.
Beobachten Sie gefährliche Trends bei Pausenverpflegung?
Fertiggebäck sehe ich immer wieder. Das könnte man selbst backen. Milchreis oder Grießbrei genauso. Fruchtschnitten sind beliebt, enthalten aber viel Fructose – ein Überschuss davon ist nicht besser als Zucker. Im besten Fall sollte ein Kind Fructose durch frisches Obst aufnehmen, nicht durch Riegel oder Quetschies.
Wer soll das denn schaffen, in der Früh auch noch so viel zu kochen? Gibt es schnelle und gesunde Alternativen?
Man sollte sich fragen: Ist der Stress hausgemacht? Ein etwas früherer Start kann den ganzen Tag entspannter machen. Wenn es aber wirklich schnell gehen muss, sind pürierte Produkte eine Alternative: Ein Drink aus Milch, Haferflocken und Banane ist eine gute Lösung. Grundsätzlich finde ich wichtig, dass Kinder morgens in Ruhe frühstücken, und die Kleinen Zeit haben, ordentlich zu kauen. Egal, ob gefrühstückt wird oder nicht – morgens muss etwas Warmes getrunken werden.
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Was macht man, wenn das Kind wählerisch beim Essen ist?
Eltern können mit den Kindern den Geschmack besprechen und die Pausenernährung gemeinsam planen. Die gesündeste Pause hilft nichts, wenn sie nicht gegessen wird. Gemeinsam einkaufen, vorbereiten und viel ausprobieren. Kinder verstehen mehr, als man denkt. Erklären Sie, warum Essen und Trinken in der Pause wichtig ist.
Welche drei goldenen Regeln können Sie Eltern für die Pausenbrotbox mitgeben?
Erstens: Gute Organisation, damit alles Nötige im Haus ist; zweitens: bewusstes Zeitmanagement für entspannte Morgen; und zu guter Letzt: Offenheit für Neues, um gemeinsam mit dem Kind gesunde Routinen zu entwickeln, statt sich über volle Brotzeitboxen zu ärgern.