Die Bayerische Staatsgemäldesammlungen stehen erneut in der Kritik. Von Sicherheitsmängeln ist unter anderem die Rede. Auch das Olaf Gulbransson Museum Tegernsee steht im Fokus. Das Haus widerspricht.
Die erste Frage ist natürlich: Wer steckt dahinter? Erneut hat die „Süddeutsche Zeitung“ einen großen Bericht gebracht, in dem den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen heftige Vorwürfe gemacht werden. Von „einer Kultur der Furcht unter den Mitarbeitern“ und „gravierenden Sicherheitsmängeln“ ist da die Rede. Von Altmeistergemälden im Goldrahmen, die in einem Putzraum der Münchner Schack-Galerie achtlos an der Wand lehnen, gefährlich nah daneben scharfe Reinigungsmittel. Ein „Spiegel“-Artikel wird zitiert, in dem Mitarbeiter der Pinakothek der Moderne an Eides statt versichert hätten, dass ein Einbruch wie der im Grünen Gewölbe in Dresden 2019 auch hier in München möglich wäre. Denn der Code an den Türen zum Depot würde kaum je gewechselt, die Alarmanlage sei tagsüber ausgeschaltet, im Depot gebe es keine Kameras. Harter Tobak.
Anton Biebl will ein neues Miteinander
Eine Anfrage bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen – wo man sich irritiert zeigt. „Alles bereits bekannte Vorwürfe, die längst angegangen wurden“, heißt es dort. Tatsächlich ist der zitierte „Spiegel“-Artikel aus dem Jahr 2019. Seither sei nachgerüstet, die Leitung der Sicherheitsabteilung neu besetzt worden. An den weiteren Vorwürfen sei man seit April intensiv dran. Wie berichtet, hatte der Generaldirektor des Hauses, Bernhard Maaz, damals seinen Hut genommen, für ihn rückte Ex-Kulturreferent Anton Biebl nach. Seither werde jeder Stein umgedreht. „Ich nehme jeden Hinweis zu den sich in der Vergangenheit zugetragenen Sachverhalten in unseren Häusern zum Anlass, die bestehenden Strukturen zu untersuchen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Diese werden bereits jetzt Schritt für Schritt abgearbeitet“, betont Biebl auf Anfrage unserer Zeitung. Parallel dazu fänden interne Untersuchungen statt. „Mit Ergebnissen rechne ich im Herbst 2025. Und auch diese werden Anlass sein, die bestehenden Geschäftsprozesse zu optimieren.“ Ein besonderes Anliegen sei es ihm, ein neues Miteinander im Haus zu etablieren und Vertrauen zurückzugewinnen.
Ganz so, wie es Bayerns Kunstminister Markus Blume bei der Pressekonferenz im April versprochen hatte. Anton Biebl bittet um Verständnis, dass das ein Prozess sei, der nicht in zwei, drei Monaten erledigt werden könne. Daher auch die Verwunderung über den „SZ“-Bericht. Sind die darin genannten Hinweise aus dem Haus möglicherweise noch aus dem April und werden jetzt wieder aufgewärmt? Wer möchte den Aufklärungsprozess, der in Gang gesetzt wurde, öffentlich infragestellen? Und das ausgerechnet in dieser Woche, in der mit der Eröffnung des Dritten Ortes „Flux“ auf dem Parkplatz der Pinakothek der Moderne ein großes Fest ansteht, das symbolisch steht für den frischen Wind, der hier nun wehen soll.
Doch die „SZ“ legt noch einen drauf. Auch im Olaf Gulbransson Museum in Tegernsee gehe es demnach nicht sauber zu. Der Vorwurf: dieser Außenposten der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, der von der Olaf Gulbransson Gesellschaft betrieben wird, koste den Steuerzahler Geld, die Einnahmen gingen aber an die Gesellschaft. „Falsch“, heißt es von den Staatsgemäldesammlungen. Sie zitieren aus dem Überlassungsvertrag zwischen Olaf Gulbransson Gesellschaft und Freistaat Bayern aus dem Jahr 1973. Darin heißt es: „Die Verwaltung des Museums erfolgt durch die Olaf Gulbransson Gesellschaft ehrenamtlich auf eigene Rechnung. Zur laufenden Verwaltung gehören insbesondere die Gestellung und Bezahlung des erforderlichen Aufsichtspersonals, die Tragung der laufenden Betriebskosten und die Durchführung von Schönheitsreparaturen. Um diese Aufgaben zu finanzieren, benötigt die Gesellschaft die Einnahmen. Reichen die Einnahmen der Olaf Gulbransson Gesellschaft zur Deckung der entstehenden Kosten nicht aus, so ist der Freistaat Bayern verpflichtet, den Betrag zu ersetzen.“ Es laufe also alles den vertraglich ausgemachten Abmachungen gemäß.
Weiterer Vorwurf: Kurator Michael Beck nutze das Museum am Tegernsee dazu, Arbeiten von Künstlern zu zeigen, die er in seinem Job als Galerist auch im Programm habe. Der Wert eines Künstlers steigt, je häufiger seine Arbeiten in Museen zu sehen sind – für Beck wäre das also lukrativ. So kann man das sehen. Oder man stellt fest, dass durch sein Netzwerk in dem sehr gut besuchten Museum Werke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, die sonst in den Villen gut betuchter Sammler hängen. Denn auch das heißt Kunstmarkt: Museen können keine großen Ankäufe machen, die Raritäten schnappen sich die Privaten, die das nötige Kleingeld haben.