Bernhard Maaz verlässt Bayerische Staatsgemäldesammlungen: Anton Biebl übernimmt

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„Ein Neuanfang“: Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU). © Marcus Schlaf

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) verkündet, dass der Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, Bernhard Maaz, das Haus verlässt. Nach einer Debatte um NS-Raubkunst.

Am Anfang standen schwere Vorwürfe. Und nun – verlässt Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, seinen Posten. Nach zehn Jahren. „Ein Bauernopfer“, sagen manche. Kunstminister Markus Blume (CSU) formuliert es bei einer Pressekonferenz in der Pinakothek der Moderne positiver: Er danke Maaz dafür, „dass er den Weg freigemacht hat für einen Neuanfang bei den Staatsgemäldesammlungen“. Der Kunsthistoriker werde an das Zentralinstitut für Kunstgeschichte (ZI) zurückkehren.

Vor einigen Wochen hatte die „Süddeutsche Zeitung“ unter anderem darüber geschrieben, dass die Nachfahren von enteigneten jüdischen Kunstbesitzern nicht über NS-Raubkunst im Besitz der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen informiert worden seien. Obwohl die Herkunft der geraubten Werke teils schon jahrelang bekannt gewesen sei. Die Kernvorwürfe seien nicht richtig, betont Kunstminister Markus Blume noch einmal. Jedoch: Viele Fragen seien offen, eine große „Vertrauenskrise“ sei entstanden. Deshalb habe man einen „verbindlichen Zeitplan“ erstellt: Bis 2026 solle „Tiefenrecherche“ betrieben werden. Eine frühere Staatsanwältin werde einer Vielzahl von Hinweisen für Fehlverhalten innerhalb des Hauses bei einer internen Untersuchung nachgehen, eine externe unter der Leitung der renommierten Provenienzforscherin Meike Hopp, die gerade Chefin des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste geworden ist, solle eine Sachverhaltsaufklärung in Bezug auf mögliche Versäumnisse bei der Provenienzforschung durchführen, mit drei bei fünf Mitarbeitern. Zur Frage der Finanzierung dieser Untersuchungen verspricht Blume etwas schwammig, man werde „Mittel und Wege finden, an der Kultur nicht zu sparen“. Es sei eine Herkulesaufgabe, der man sich stellen wolle. „Wir werden alles schonungslos aufklären.“

Nach zehn Jahren verlässt Bernhard Maaz den Posten des Generaldirektors der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen. Er geht in die Forschung zurück.
Nach zehn Jahren verlässt Bernhard Maaz den Posten des Generaldirektors der Staatsgemäldesammlungen. © Heinz Weissfuss

Es soll explizit ein Neuanfang sein. Mit Anton Biebl als Interims-Generaldirektor an der Spitze. So fügt sich, was seit Jahren im Gange ist. Ex-Kulturreferent Biebl ist wie berichtet gerade erst in seiner Funktion als „Change Manager“ der bayerischen Museumsoffensive gestartet. Dass er nun die Verantwortung für die Staatsgemäldesammlungen übergangsweise übernimmt, macht deutlich, dass der Minister es ernst zu meinen scheint mit der völligen Umstrukturierung. Wann die Stelle des Generaldirektors neu ausgeschrieben werde? Erst einmal gar nicht. Denn, so Markus Blume, man wisse ja noch nicht, in welcher Weise die Staatsgemäldesammlungen künftig strukturiert seien: „Wir müssen erst Strukturen klären, dann Personalentscheidungen treffen.“

„Stehe gern zur Verfügung“: Ex-Kulturreferent Anton Biebl.
„Stehe gern zur Verfügung“: Ex-Kulturreferent Anton Biebl. © Leonie Asendorpf/dpa

Eine Reformkommission unter der Leitung von Rolf Nonnenmacher und Markus Michalke werde ab sofort Empfehlungen für die Neuorganisation bayerischer Kunstmuseen und -sammlungen erarbeiten. Michalke hatte mit weiteren Mitstreitern 2022 die Initiative Kulturzukunft Bayern gegründet. Im Interview mit unserer Zeitung betonte er jüngst: „Wir haben in unseren bayerischen Museen und Sammlungen eine Substanz, für die uns die Welt beneidet: Jetzt müssen wir bereit sein, marktwirtschaftlicher zu denken. Bereit sein, Geld für Kommunikation auszugeben, für Professionalisierung, für Fundraising – dann steht uns alles offen.“ Ähnlich formuliert es nun der Minister: „Wir können nicht zufrieden sein mit den Strukturen der bayerischen Museumslandschaft.“ Man wolle weg vom „Behördendasein“. Die Öffentlichkeit bittet er um eine „ehrliche Chance für den Prozess und um Vertrauen“. Es werde Zeit brauchen – aber: „Am Willen fehlt es nicht.“

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