Das ist einer der ältesten Bäume in Deutschland

  1. Startseite
  2. Deutschland
  3. Baden-Württemberg

Kommentare

Etwa zwei Kilometer östlich von Bremelau in Baden-Württemberg steht die Heuhoflinde. Der Baum wurde dieses Jahr 892 Jahre alt und hütet so manches Geheimnis.

Münsingen-Bremelau – Auf dem Heuhof im Landkreis Reutlingen thront eine majestätische Linde mit einer gewaltigen Taille von mehr als zehn Metern Umfang. Der historische Heuhof gehörte bis ins 18. Jahrhundert zum Kloster Marchtal und besaß eine eigene Kapelle, weshalb der Baum auf dem Hof auch Kapellenlinde heißt. Sie ist nicht nur eine imposante Erscheinung, sondern auch ein lebendes Zeugnis der Regionalgeschichte.

Die Kapellenlinde ist mit 892 Jahren der älteste Baum Baden-Württembergs

Ohne schriftliche Aufzeichnungen lässt sich das „Geburtsjahr“ eines Baumes nur schätzen. Eine Theorie zur Entstehung der Kapellenlinde besagt, dass sie im Jahr 1133 gepflanzt wurde, als Bischof Ulrich von Konstanz die Heuhof-Kapelle errichtete. Wäre dies der Fall, wäre der Baum im Jahr 2025 beeindruckende 892 Jahre alt geworden und damit der älteste Baum in Baden-Württemberg sowie einer der ältesten Bäume in Deutschland. Welche Erlebnisse aus der hochmittelalterlichen Zeit der Ritter und des Baus von Burgen könnte dieser Baumveteran wohl berichten, wenn er sprechen könnte?

Der älteste Baum Baden-Württembergs besitzt den gewaltigen Taillenumfang von über zehn Metern.
Der älteste Baum Baden-Württembergs beeindruckt mit einem gewaltigen Taillenumfang von über zehn Metern. © Jürgen Blümle

Gerade Linden sind sehr langlebig, und das, ohne Alterserscheinungen zu zeigen. Dies gilt auch für die vollkommen vitale Kapellenlinde. Linden sind außerdem berühmt für ihre Fähigkeit zur „Wiederauferstehung“: Auch wenn Vertreter dieser Baumart stark beschädigt werden, können sie – sofern das Wurzelsystem intakt geblieben ist – wieder neue Triebe im Stammrest bilden. Diese wachsen allmählich zu Stämmlingen heran und verschmelzen schließlich zu einem gemeinsamen Stamm. Das geschah wohl auch im Fall der Kapellenlinde: Sie soll im Jahr 1837 so gut wie verbrannt sein, danach allerdings wieder geblüht haben.

Der Baum ist heute also streng genommen nicht mehr derselbe wie vor seiner Zerstörung. Jürgen Blümle von der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft (DDG), der Vereinigung für Baumkunde, sagte gegenüber BW24 von IPPEN.MEDIA, die Linde sei „ein Klon, also ein Nachfolger mit der gleichen genetischen Information.“

Der Taillenumfang der Linde misst mehr als unglaubliche zehn Meter

Aktuell imponiert die Linde mit einem stattlichen Taillenumfang von mehr als zehn Metern und einer Höhe von 26 Metern. Zum Vergleich: Der wohl älteste Baum Deutschlands, die rund 1.200 Jahre alte Linde im hessischen Schenklengsfeld, ist „nur“ zwanzig Meter hoch. Die schwäbische Kapellenlinde besitzt indes nicht nur eine von den Wurzeln bis zur Spitze reichende Hauptachse, sondern gleich drei. Diese drei starken Rümpfe sind an der Basis verwachsen und tragen die Baumkrone.

So sieht sie aus: die Heuhoflinde im schwäbischen Landkreis Reutlingen.
Die Heuhoflinde im schwäbischen Landkreis Reutlingen befindet sich auf Privatgelände. Doch das Gartentor steht für Besucher offen. © Wolfgang Brunner

Obwohl die Heuhoflinde auf Privatbesitz steht, ist der Zugang für Besucher durch eine offene Gartentüre möglich. Eine Spendenbox vor Ort soll die Erhaltung des Baumes sicherstellen. Die Kombination aus seiner geschichtlichen Bedeutung und wildromantischen Schönheit macht die Heuhoflinde zu einem faszinierenden Ziel für historisch Interessierte und Naturliebhaber gleichermaßen.

Sie interessieren sich für Kuriositäten der Natur? Unsere Redaktion berichtete bereits über Bäume in Baden-Württemberg, die Schilder, Heiligenfiguren und mehr verschlucken.

Auch interessant

Kommentare