Geheime Gespräche: Netanjahu-Regierung verhandelt wohl über Umsiedlung von Gaza-Bewohnern nach Kongo

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Itamar Ben-Gvir ist Minister für Nationale Sicherheit von Israel. © Abir Sultan/Pool EPA/AP/dpa

Nach anfänglichem Zögern versucht nun auch Israel eine Nachkriegsstrategie für den Gazastreifen zu erarbeiten. Die rechte Regierung von Netanjahu plant einen heiklen Schritt.

Tel Aviv – Noch ist unklar, wie lange der Krieg in Israel dauern wird. Die Rede ist von mehreren Monaten, sogar von Jahren. Fest steht allerdings, dass Israel eine Strategie für die Regierung des Gazastreifens nach dem Krieg benötigt. Die rechte Regierung von Premierminister Benjamin Netanjahu will das Problem offenbar - trotz Warnungen aus den USA - mit einer Umsiedlung von Palästinensern aus dem Streifen lösen.

Israel führt Gespräche mit Kongo: Gaza-Bewohner sollen in afrikanisches Land umgesiedelt werden

Laut einem Bericht der israelischen Zeitung Zman Yisrael unter Berufung auf eine hochrangige israelische Quelle führt das Land gerade geheime Gespräche mit dem afrikanischen Staat Kongo, um es zur Aufnahme von Palästinensern aus dem Gazastreifen zu bewegen. Dabei sprach die Quelle von Hunderttausenden Gaza-Bewohnern. Auch von Saudi-Arabien erwarte man die Aufnahmen von Gaza-Flüchtlingen. Es scheint jedoch unwahrscheinlich, dass Saudi-Arabien das akzeptieren wird, da das Königreich die mögliche Umsiedlung der Palästinenser immer wieder scharf verurteilt.

„Kongo erklärt sich bereit dazu, Flüchtlinge aus Gaza aufzunehmen und wir führen auch Gespräche mit anderen Ländern“, sagte die hochrangige Quelle. Die Zeitung Times of Israel berichtete, Premierminister Netanjahu habe seiner Partei mitgeteilt, dass man nach Aufnahmeländern suche. „Unser Problem ist es, Länder zu finden, die Bewohner von Gaza aufnehmen würden und wir arbeiten daran“, zitierte die Zeitung Netanjahu.

Die israelische Geheimdienstministerin Gila Gamliel forderte laut Zman Yisrael Unterstützung von der Welt für eine „freiwillige“ Umsiedlung der Palästinenser in Gaza. „Am Ende des Krieges wird die Hamas zerstört werden, die Zivilbevölkerung wird vollkommen abhängig von humanitärer Hilfe sein, sie werden keine Arbeit haben und 60 Prozent der Landwirtschaftsgebiete werden zu Sicherheitszonen“, sagte sie. Daher sehe sie keine andere Möglichkeit.

Netanjahus rechtsextremer Minister Ben-Gvir: „Sind kein Stern auf der US-Fahne“

Sehr enthusiastisch werden die Pläne zur Umsiedlung der Bewohner von Gaza vor allem vom rechtsextremen Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, und dem ebenfalls rechtsextremen Finanzminister, Bezalel Smotrich, unterstützt. Sie träumen von einer Rückkehr israelischer Siedler und Siedlungen in den Gazastreifen nach dem Vorbild der Siedlungen im Westjordanland. Die Siedlungen dort werden international als illegal eingestuft. Zudem gibt es immer wieder Berichte von Siedlergewalt gegen Palästinenser.

Das US-Außenministerium bezeichnete die Forderungen Ben-Gvir und Smotrich als „aufrührerisch und unverantwortlich“. Die Aussagen müssten ein Ende haben, sagte der Sprecher des Außenministeriums, Matthew Miller. Ben-Gvir antwortete daraufhin im Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter), die USA seien zwar ein Freund von Israel, doch Israel sei „kein Stern auf der US-Fahne“. Daher werde man das tun, „was für den Staat Israel das Beste ist“. (bb)

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