Touristen ignorieren Verbote in den Alpen – Schutzhütten-Chef klagt über beängstigende Zustände

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Touristen in den Alpen fehlt es oftmals an Respekt vor der Natur, klagt der Betreiber einer Schutzhütte. Viele fordern deshalb, Maßnahmen zu ergreifen.

Mazzin Val di Fassa - Heftige Unwetter in Österreich und Tirol sorgen derzeit für Erdrutsche. Auch der Nobel-Skiort St. Anton am Arlberg liegt in Trümmern. Schlammlawinen haben die Keller von Hoteliers verwüstet. Dennoch hoffen Einheimische und Gastronomen, dass die Skitouristen im Winter wieder kommen. Dabei fragt so mancher, verträgt die Natur überhaupt noch Massentourismus?

Bergsteiger-Legende Reinhold Messner fordert schon seit längerer Zeit, die vielen Gäste besser zu verteilen, wie er in einem Interview mit merkur.de von IPPEN.MEDIA erklärte. So will er beispielsweise in seiner Heimatregion eine Gebühr einführen – für die Nutzung der Bergpässe. Einige Pässe will er am liebsten komplett sperren lassen. Auch Martin Riz, Leiter der Schutzhütte Antermoia in den Dolomiten, ist besorgt und spricht sogar von beängstigenden Zuständen.

Verbote in den Alpen werden immer öfter ignoriert, klagt der Wirt einer Schutzhütte. © Elmar Gubisch/IMAGO

Touristen ignorieren Verbote in den Alpen: Abfälle und badende Touristen in alpinen Seen

„Ich bin erst seit kurzer Zeit hier“, sagt er bei Il Dolomiti. Ein paar Jahre, die jedoch ausreichten, um große Veränderungen zu bemerken, so Riz. Der Bergführer führt das auf einen Mangel an Respekt, vor allem vor den „Regeln der Berge“ zurück. Er beklagt, Abfälle auf den Wegen und vor der Schutzhütte, Hundekot und Touristen, die im alpinen Antermoia-See baden, anstatt die Ruhe und Schönheit der Berge zu genießen.

Auch Zelte sind laut Riz inzwischen ein weit verbreitetes Problem. Verbote werden ignoriert. Touristen biwakieren einfach vor der Hütte. Auch Duilio Boninsegna, Leiter der Pradidali-Hütte in Trentino-Südtirol, weist auf Missstände hin. Früher kamen „Bergexperten“, die noch nicht einmal an das Duschen gedacht hätten, heutzutage kämen Wanderer, die sich waschen wollten und nach einem Einzelzimmer suchten, so der Hüttenleiter bei Il Dolomiti.

Schattenseiten des Massentourismus: Touristen ignorieren Verbote in den Alpen

Doch nicht nur in den Alpen fallen Touristen wie Fremdkörper auf und machen Vertreter von Alpenvereinen in Südtirol wütend. Vielerorts sind auch Einheimische vom respektlosen Verhalten der Touristen genervt. Bayern ist zwar bei Auslands-Touristen so beliebt wie nie, doch Attraktivität hat auch ihre Schattenseiten. In vielen Städten müssen Reisende nun eine extra Abgabe zahlen. In Venedig zahlen Touristen seit April eine Eintrittgebühr, wie sie Reinhold Messner auch für die Dolomitenberge fordert.

Mit Blick auf die Olympischen Winterspiele ist die Natur schon jetzt am Limit. Der ehemalige Skirennläufer Felix Neureuther übt scharfe Kritik in einer ARD-Doku und fordert Veränderungen. „Für mich ist es das, was wir für die kommenden Generationen erhalten müssen: Die naturnahe Kulturlandschaft in den Alpen, die Faszination der Berge, geschützte Lebensräume, gewachsene Orte, Kultur und Natur in Balance.“ (sthe)

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