Bekanntes Unternehmen aus DDR-Zeiten ist insolvent – über 240 Jobs bedroht

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Eines der bedeutendsten Fotolabore Deutschlands hat Insolvenz angemeldet. Die Pleite könnte auch Folgen für eine große Drogeriekette haben.

Bitterfeld-Wolfen - Orwo, kurz für Original Wolfen, war die Traditionsmarke für Filme in der DDR. Kurz vor der Wende arbeiteten 14.500 Menschen am Standort Wolfen. Die Marke überlebte die Wende. Es waren wechselvolle Jahre, die 2002 in die Insolvenz mündeten. Im selben Jahr erwarb eine ostdeutsche Investorengruppe das Fotogroßlabor im Rahmen einer übertragenden Sanierung aus der Insolvenzverwaltung. Im November des gleichen Jahres startete die Orwo Net GmbH als digitaler Fotodienstleister.

Fotodienstleister Orwo meldet Insolvenz an: Außerordentliche Sanierung ist gescheitert

Es war eine Erfolgsgeschichte: 2009 wurden die Vermögenswerte der damals insolventen Foto Quelle GmbH übernommen. Orwo produziert nach eigenen Angaben unter anderem Fotos, Fotobücher und Kalender unter eigener Marke. Außerdem ist das Unternehmen Dienstleister für andere Firmen, darunter die Drogeriekette Rossmann mit ihrer Fotowelt.

Cewe Color in Oldenburg
Orwo produziert Fotobücher unter der Eigenmarke, aber auch als für anderen Unternehmen, darunter für Rossmann.(Symbolfoto) © Carmen Jaspersen/picture alliance/dpa

Doch nun ist Orwo Net insolvent. Am 25. März bestellte das Amtsgericht Dessau-Roßlau Christian Heintze von der Kanzlei BBL Brockdorff zum vorläufigen Insolvenzverwalter. „Wir sondieren derzeit die Lage, um uns ein umfassendes Bild über die Situation des Unternehmens machen zu können und die Fortführung des Geschäftsbetriebs zu sichern“, erklärte Heintze.

Hintergrund des Insolvenzantrags sind laut BBL Brockdorff aufgelaufene Verluste des Unternehmens in einem schwierigen Marktumfeld und rückläufige Umsätze. Der Versuch einer außergerichtlichen Sanierung sei gescheitert. Die bestehenden Verträge mit den Kunden erfülle das Unternehmen aber weiterhin uneingeschränkt, auch neue Aufträge würden angenommen. Die Ansprüche der insgesamt 244 sind über das Insolvenzgeld für drei Monate gesichert.

Fotodienstleister Orwo meldet Insolvenz an: Markt geprägt von Preiskämpfen, Rabattaktionen und Überkapazitäten

Orwo erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von 30 Millionen Euro. Die Schwierigkeiten des Dienstleisters dauern offenbar schon länger an. Die WirtschaftsWoche berichtet unter Berufung auf den Geschäftsbericht, dass sich im Jahr 2023 die Eigenmarke Orwo beim Umsatz zwar positiv entwickelt habe, die Erlöse aus dem Geschäftskundenbereich aber zurückgegangen seien. Hintergrund sei, dass die B2B-Kunden eigene Kapazitäten aufgebaut hätten und nun in Eigenregie produzierten.

Gleichzeitig gebe es einen „harten Preiskampf“ und Rabattaktionen, was zu sinkenden Umsätzen führe. Zudem leide der Markt unter Überkapazitäten. Deshalb habe man 2023 einen Umsatzrückgang von 6,2 Prozent und einen Verlust von 1,5 Millionen Euro verzeichnet.

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